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Ordensklinikum Linz

Akutgeriatrie und Remobilisation

Datum: 27.09.2019

Mit der Gründung der Akutgeriatrischen Abteilung wurde eine Entwicklung eingeleitet, die älteren Patienten gute Chancen bietet, nach einem Krankenhausaufenthalt wieder ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen zu können. Voraussetzung ist die Zusammenarbeit  mit allen Gesundheitsdisziplinen.

Begonnen hatte alles 2009 mit nur 4 Patienten, als die 24-Betten Abteilung in Betrieb genommen wurde. Nur kurze Zeit später war der Bedarf nach altersgerechter Versorgung allerdings so groß, dass mit 2 zusätzlichen Betten auf den heutigen Stand aufgestockt werden musste. Die Akutgeriatrie ist eine Antwort der Alternsmedizin, auf die Besonderheiten betagter, kranker Patienten und gleichzeitig auch eine Reaktion auf das Bedürfnis alter Menschen, möglichst lange im privaten Umfeld leben zu können.

Remobilisation
„Neben einer optimalen medizinischen Behandlung soll eine Wiederherstellung der Alltagsfertigkeiten älterer Patienten erreicht und eine sichere Rückkehr nach Hause ermöglicht werden.“
OA. Dr. Hendrik Koller, Leiter des Departements für Akutgeriatrie und Remobilisation

Ein Krankenhausaufenthalt ist für ältere Menschen oft ein sehr belastendes Ereignis, nicht nur, weil ein medizinisches Problem aufgetreten ist, sondern vor allem auch, weil eine längere Verweildauer im Krankenbett an den Kräften der betagten Patienten zerrt. Jeder Krankenhausaufenthalt führt bei über 70jährigen zu einer funktionellen Verschlechterung. Sie verlieren bereits nach einem Tag Bettruhe, 3-5% ihrer Muskelmasse und nach einer Woche sogar 10%. Der Wiederaufbau der verlorenen Muskulatur dauert aber 4 Wochen.

Mobilität wirkt – auch bei alten Menschen
Diese Erkenntnis hat zur Entwicklung eines Projektes mit dem Titel „Bleiben sie mobil“ geführt. Dabei sollen Patienten, wie auch deren Angehörige darüber informiert werden, wie wichtig Mobilität auch im hohen Alter ist und welche positiven Auswirkungen sie für die Genesung von Patienten haben kann. Susanne Mayerhofer, Chefphysiologin bei den Elisabethinen dazu: „ In der Bevölkerung herrscht fälschlicherweise die Meinung, alte Menschen sollen möglichst viel liegen, damit sie nicht stürzen können. Das ist aber ein Trugschluss, weil Mobilität, also möglichst viel Bewegung, das beste Mittel gegen Sturzgefahr ist. Wir wollen daher unsere älteren Patienten ermutigen, mehr Zeit ausserhalb des Bettes zu verbringen, die Stiege statt dem Lift zu nutzen und Bewegung als einen Teil der Therapie zu sehen.“

Mit der Aufnahme im Krankenhaus wird das Bett für den Patienten zum ständigen Aufenthaltsort. Eine Statistik besagt, dass 83% der Zeit im Bett verbracht wird, 13% im Sitzen und nur 4% mit Bewegung.         
„Bleiben sie mobil“ wurde wegen der erfreulich Akzeptanz bei den Patienten und deren Angehörigen mittlerweile auch von anderen Krankenhäusern übernommen, vielleicht auch wegen der einfachen wie auch überzeugenden Botschaft: Jeder Schritt zählt! 

Besser zuhause - Ambulante geriatrische Remobilisation
Patienten bis zum 75 Lebensjahr bleiben verhältnismäßig kurz im Krankenhaus, während Patienten ab dieser Altersgrenze zunehmend länger stationär betreut werden müssen. Im Alter leiden Menschen oft an verschiedenen Erkrankungen gleichzeitig und müssen dementsprechend von verschiedenen medizinischen und pflegerischen Disziplinen betreut werden. Mit dieser interdisziplinären- und interprofessionellen Notwendigkeit, für eine altersgerechte Versorgung sind medizinische Abteilungen meist überfordert. Solche Patienten werden vorzugsweise an die akutgeriatrische Abteilung zur Weiterversorgung und zur Remobilisation überwiesen. „Das Durchschnittsalter unserer Patienten liegt mittlerweil bei zirka 85 Jahren.

Teamfoto Akutgeriatrie

2010 hat es in Österreich 180.000 über 85-jährige gegeben, 2030 werden es 330.000 sein,“ rechnet OA. Dr. Hendrik Koller, Leiter des Departements für Akutgeriatrie und Remobilisation vor. „Das wird natürlich alle verfügbaren Bettenkapazitäten sprengen. Daher haben wir gemeinsam mit dem Land Oberösterreich und der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse nach einem Ausweg gesucht und in der Ambulanten geriatrischen Remobilisation zuhause gefunden“ freut sich Koller.

Dabei werden Patienten nach einem akuten Ereignis, zum Beispiel von der Chirurgie nicht auf die Geriatrische Station verlegt, sondern direkt nach Hause gebracht und dort von einem interdisziplinarischen Team geriatrisch betreut. Für den Patienten bietet diese Versorgungsform eine verbesserte Wirkung, weil alle Maßnahmen im häuslichen Umfeld erfolgen, in dem der Patient auch nach der Unterstützung durch die Geriatriker wieder selbstständig leben wird. Für die Gesundheitsprofis besteht die Möglichkeit, den Patienten in seiner gewohnten Umgebung beobachten zu können und gegebenenfalls notwendige Maßnahmen, wie die Entfernung von Sturzquellen, veranlassen zu können.

 

Schwerpunkte der Akutgeriatrie bei den Elisabethinen:

• Abklärung und Behandlung von akut kranken, älteren Patienten

• Abklärung und Behandlung typischer altersabhängiger Erkrankungen, wie Stürze, Demenz, allgemeine Gebrechlichkeit, Inkontinenz oder eingeschränkte     Beweglichkeit

• Medikamenten-„Check Up“ mit besonderem Augenmerk auf Interaktionen, Nebenwirkungen und Optimierung der Medikamentenverordnung

• Überprüfung der Alltagsfähigkeiten und Selbstfürsorgedefizite und deren Behandlung (dies geschieht mittels eines umfassenden geriatrischen Assessments, einer speziellen Form der Abklärung und Therapieplanung)

• Unterstützung und Beratung in der Behandlung geriatrischer Patienten auf anderen Stationen des Hauses

 

Nähere Informationen:

Akutgeriatrie und Remobilisation