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Ordensklinikum Linz

Allergie gegen Wolle, rotes Fleisch, Alkohol, Sonnenlicht und Mückenspray

Datum: 19.05.2020

Auch abseits bekannter Allergien, etwa gegen Pollen, gibt es ungewöhnliche Stoffe oder Dinge, die eine hypersensible Reaktion auslösen können. Dazu zählen etwa Wolle, rotes Fleisch, Alkohol, Sonnenlicht und Mückenspray. Für Allergologen nicht immer leicht, die „Übeltäter“ zu enttarnen.

Für manche Menschen ist ein scheinbar kuscheliger Wollpullover zum „Aus-der-Haut-Fahren“. Sie klagen nach dem Tragen bestimmter Kleidungsstücke über Juckreiz und Rötungen. Besonders Kinder protestieren lautstark, wenn sie eine Wollstrumpfhose anziehen sollen, weil diese „beißt“.  „Vielfach beruht diese allergische Reaktion auf physikalische Auslöser, denn von Natur hat Schafwolle raue Fasern“, erklärt Dr. Daniella Winter, Oberärztin am Ordensklinikum Linz. „Eben deshalb reagieren Neurodermitiker auf Schafwolle extrem empfindlich.“  

Auch Farb- und Konservierungsstoffe in der Wolle oder Reste von Pflegeprodukten wie Weichspüler können manchmal eine hypersensible Reaktion hervorrufen. Dennoch kann auch eine gesonderte Allergie auftreten. „Bei unbehandelter Tierwolle befinden sich oft noch Reste vom Wollfett, des sogenannten Lanolins, im Material, das die allergischen Reaktionen auslösen kann. Auch können Hautschuppen der Schafe dafür verantwortlich sein“, sagt die Dermatologin und Allergologin.

Lanolin wird vielfach verwendet und auch in Pflegeprodukten und Lokaltherapeutika verarbeitet. Zum Einsatz kommt es etwa in Wundsalben, in der Lederpflege oder Lippenstiften. Allerdings pflegt das Wollfett nicht nur, sondern es kann eben auch zu einer Lanolin-Allergie kommen, die sich unter anderem durch Hautrötungen und Bläschen mit Juckreiz auf der Haut äußert.

„Wird eine Allergie auf Wolle oder Wollfett diagnostiziert, ist es relativ einfach, den Auslöser zu meiden. Auch Hautpflegeprodukte mit Lanolin sollten dann natürlich nicht verwendet werden“, erklärt die Oberärztin.

Die Lust am Essen verlieren

Essen ist eigentlich ein lustvoller Vorgang, doch für manche Menschen aufgrund von Nahrungsmittelunverträglichkeiten mit vielen körperlichen Problemen behaftet. Der Begriff fasst alle Gesundheitsbeschwerden zusammen, die als Reaktion auf die Einnahme bestimmter Nahrung folgen können.

Dabei wird zwischen einer toxischen und nicht-toxischen Reaktion differenziert. Toxische Reaktionen beziehen sich z.B. auf eine Lebensmittelvergiftung durch verdorbene Nahrungsmittel. Nicht-toxische Reaktionen werden weiter in immunologisch bedingte Unverträglichkeiten (allergische Nahrungsmittelunverträglichkeit) und Unverträglichkeiten ohne Beteiligung des Immunsystems unterschieden. Letztere werden auch als Intoleranzen bezeichnet.

Bei einer Nahrungsmittelallergie handelt es sich um eine durch Antikörper vom Typ Immunglobulin E (IgE) vermittelte Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers gegen bestimmte Nahrungsbestandteile, wobei diese Reaktionen auch gegen in Nahrungsmitteln enthaltene Zusatzstoffe bzw. unerwünschte Beimengungen von Nebenprodukten gerichtet sein können. „Dazu zählt zum Beispiel das Papain, das aus der Papaya gewonnen wird. Das proteinabbauende Enzym wird häufig in Nahrungsmitteln, etwa zur Klärung des Bieres, und Kosmetikprodukten verwendet und kann allergische Reaktionen hervorrufen“, sagt Dr. Winter.

Gummibärchen mit Folgen

Ein weiterer Zusatzstoff, der in der Lebensmittelindustrie verwendet wird, ist Gelatine. Eine Gelatine-Allergie kann durch den Verzehr von Weingummi oder Gummibärchen ausgelöst werden. Gelatine besteht zu rund 85% aus Proteinen (Eiweiß) und wird aus der Schweinehaut und den Knochen von Rindern und Schweinen hergestellt. Sie wird hauptsächlich als Gelier- und Verdickungsmittel verwendet. Auch in der Medizin kommt Gelatine zum Einsatz: zum Beispiel gelegentlich in der Volumenersatztherapie oder als pharmazeutischer Hilfsstoff bei der Herstellung von Kapseln. Ebenfalls in Kosmetikprodukten wie Cremes kann Gelatine als Kollagen enthalten sein. Je nach Anwendung kann es in sehr seltenen Fällen zu entsprechenden allergischen Reaktionen kommen.           

Neptuns Rache

Ob Fisch, Muscheln oder Calamari – im Urlaub munden die Köstlichkeiten aus Neptuns Reich besonders gut. Doch manchmal nimmt die kulinarische Reise ein jähes Ende. Nämlich dann, wenn die Mundschleimhaut zu jucken beginnt und sich Quaddeln über Gesicht und Körper ausbreiten. Es kann sogar zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock kommen. Oft ist der Verzehr von Weichtieren die Ursache für solch eine allergische Reaktion. Fisch und Meeresfrüchte haben sehr stabile Allergene, denen weder Erhitzen noch Magensäure etwas anhaben kann. Eines der Eiweißstoffe, auf das Fisch-, bzw. Krustentier- Allergiker reagieren können, heißt Tropomyosin. In manchen Fällen sind schon kleinste Spuren eines Allergens folgenträchtig. Dabei sind heimische Süßwasserfische wie Hecht oder Zander seltener allergieauslösend als Salzwasserfische, Krusten- und Schalentiere. Eine Allergie nach dem Verzehr von Fischen kann auch andere Ursachen haben. Der Einsatz von Antibiotika in der Aquakultur bleibt nicht ohne Folgen. Personen, die auf Penicillin allergisch reagieren, können so unbewusst das Medikament aufnehmen. Neben den echten, also IgE-vermittelten Allergien, kann es nach dem Verzehr von Krustentieren jedoch auch zu sogenannten pseudo-allergischen Reaktionen kommen. Dabei sind die Symptome ähnlich einer Allergie, jedoch liegt eine Vergiftung oder Infektion durch diese sehr leicht verderblichen Nahrungsmitteln zugrunde. 

Qual für Naschkatzen

 Eine Schokoladenallergie ist recht selten, viel häufiger als auf den Kakao reagieren Allergiker auf die Zusatzstoffe, die der Schokolade im Rahmen der Verarbeitung zugesetzt werden. Zu den häufigsten Auslösern gehören dabei: Sojamehl, das oft als Emulgator verwendet wird, sowie Milch- Eiweiß, das der Bindung dient, oder auch Erdnusspaste. Überempfindlichkeiten auf Kakao sind zu unterteilen in echte allergische Symptome und Symptome, die ohne Mitwirkung von IgE-Antikörper durch biogene Amine ausgelöst werden.

Allergietest

Schluckweise krank

Zum Essen wird ein gutes Achterl Wein in Österreich oder ein frischgezapftes Bier sehr geschätzt. Und jeder, der über ein Zuviel des Guten konsumiert hat, klagt schon mal über einen Kater. Es gibt jedoch Menschen, die bereits nach moderatem Alkoholkonsum oder nur nach nur einem einzigen Glas sofort über einen „Brummschädel“ klagen. Bei ihnen liegt möglicherweise eine Alkoholintoleranz vor. Die Ursache könnte ein Gendefekt sein, der den Abbau von Alkohol bremst oder weil auch in vielen alkoholischen Getränken wiederum zahlreiche biogene Amine, wie das Histamin, enthalten sind und somit eine Histamin-Intoleranz dahinter stecken kann. Wenn hierbei auch noch bestimmte Nahrungsmittel, wie sehr reifer Käse, verzehrt werden, können sich die Symptome noch verstärken. Bei einer Alkohol-Allergie muss man nicht nur Obacht beim Alkoholkonsum geben. Parfums, in denen ebenfalls Alkohol enthalten ist, oder bestimmte Reinigungsmittel können zu allergischen Symptomen führen. Überdies debattieren Experten darüber, ob es überhaupt eine Alkoholallergie im klassischen Sinne gibt. Denn viele von ihnen vermuten, dass die Symptome nicht zwingend durch den Alkohol, sondern von anderen Inhaltsstoffen hervorgerufen werden können. Sehr selten kann es nach Genuss von Bier zu einer anaphylaktischen Reaktion kommen. Dabei können Malz (Gerste), Hefe oder gewisse Enzyme (wie zum Beispiel Papain) die Auslöser sein. „Die Spurensuche, wogegen ein Patient letztendlich allergisch reagiert, gleicht oft einer Detektivarbeit“, verdeutlicht Oberärztin Winter. „Es verlangt eine ganz gründliche Anamnese und den Einsatz verschiedenster Tests, um den Auslöser für eine allergische Reaktion zu erkennen.“

Allergisch gegen rotes Fleisch

Amerikanische Forscher beschrieben eine neue Form der Nahrungsmittelallergie, die in Zusammenhang mit einem Zeckenstich (Amblyomma americanum) steht. Beim Alpha- Gal-Syndrom handelt es sich um eine – nach einem Zeckenstich – plötzlich eintretende Allergie auf rotes Fleisch und Innereien von Rind, Schwein, Lamm oder Wild. Zurzeit ist diese Zeckenart nur in Nordamerika und Australien heimisch, in Österreich ist sie bisher noch nicht vorgekommen. Bei Alpha-Gal handelt es sich um ein Kohlenhydrat, das im Speichel dieser Zecken vorkommt. Über ihren Stich gelangt es in die menschliche Blutbahn. Nach dem Zeckenbiss bildet das Immunsystem Antikörper gegen den „Eindringling“, um diesen zu neutralisieren. Konsumiert der Betroffene Fleisch, in dem Alpha-Gal in einem hohen Prozentsatz enthalten ist, so können die typischen allergischen Symptome ausgelöst werden.

Im Fleisch aller Säugetiere – Ausnahme sind Mensch und Affen – ist der Kohlehydrat-Baustein Alpha- Gal enthalten. Besonders hohe Konzentrationen gibt es in fettem Fleisch und Schweinenieren. Geflügel und Fisch hingegen sind frei von Alpha-Gal und werden problemlos vertragen. Auch Gluten und Nüsse „verstecken“ sich zuweilen in der Schokolade. Das liegt daran, dass die industriellen Verarbeitungsmaschinen nicht nur für eine Sorte verwendet werden und somit eventuell auch kleine Mengen dieser Stoffe in anderen Sorten landen. Man findet daher häuf ig den Zusatz: „Kann Spuren von enthalten“. Davon abgesehen, kann Kakao auch Menschen mit einer Histamin-Intoleranz Probleme bereiten. Schokolade enthält zahlreiche biogene Amine, welche wiederum auch pseudoallergische Symptome auslösen können. Es können auch sogenannte Kreuzallergien zu Tabak, Kaffee und Ragweed (Ambrosia) auftreten.   
 

Autorin: Elisabeth Dietz-Buchner | Human

Nähere Informationen:

Dermatologie am Ordensklinikum Linz Elisabethinen