Was ist der Beckenboden
Der Beckenboden ist eine Gruppe von Muskeln, die das knöcherne Becken auskleiden. Er erstreckt sich
zwischen Schambein, Steißbein und beiden Sitzbeinhöckern. Der Beckenboden umschließt After und Harnröhre
und stabilisiert die Organe des Beckens (Blase und Darm). Er ist mitverantwortlich für das Halten von
Stuhl und Harn. Die Muskulatur muss aber auch rechtzeitig lockerlassen können, um Harnlassen und Stuhlgang
zu ermöglichen. Nur wenn ein physiologisches Zusammenspiel von Bauch-, Rückenmuskulatur, Beckenboden und Zwerchfell
gegeben ist, kann der Beckenboden seine Aufgaben richtig erfüllen und die Kontinenz gewährleisten.
Die Phase vor dem Krankenhausaufenthalt
Wir empfehlen das Beckenboden-Training bereits vor und in jedem Fall nach der Operation konsequent durchzuführen.
Bei der Ausführung der nachfolgenden Übungen gelten folgende Richtlinien:
■ Es dürfen weder Schmerzen noch ein verstärkter Harnverlust bei der Durchführung der Übungen auftreten
■ Beim Anspannen des Beckenbodens sollten Sie die Kontraktion zwischen Penis und After spüren. Sie können diese Kontraktion durch Tasten kontrollieren
■ Wenn Sie den Beckenboden anspannen, halten Sie Ihre Bauch- und Gesäßmuskeln locker
■ Achten Sie bei den Übungen auf eine gleichmäßige Atmung (nicht den Atem anhalten)
Die Phase im Krankenhaus
In den ersten Tagen nach der Operation kontaktiert Sie Ihr Physiotherapeut, um mit Ihnen die weitere Nachbehandlung zu besprechen. Sie erfahren, welche Übungen Sie in den einzelnen Wundheilungsphasen durchführen sollten. Im Krankenhaus sollten Sie versuchen, möglichst in Bewegung zu bleiben und lange Liegephasen zu vermeiden. In dieser Phase können Sie gegebenenfalls kreislaufaktivierende Maßnahmen durchführen und im Besonderen auf Ihre Atmung achten.
Die Phase nach dem Krankenhaus
Bewegung und Lebensstil
Sechs Wochen nach der Operation können Sie Ihre sportlichen Aktivitäten wieder aufnehmen. Folgende Sportarten sind zu empfehlen: Wandern, Nordic Walking, Golf, Skifahren, Schwimmen und moderates Krafttraining in einem Fitnessstudio.
Wir raten Ihnen jedoch in den ersten drei Monaten auf Radfahren und Joggen
zu verzichten. Beim Radfahren sollten Sie auch später noch einen breiteren Sattel verwenden ("Prostatasattel").
Achten Sie auf ausreichend körperliche Aktivität. Regelmäßige Bewegung kann nicht nur therapiebedingte
Nebenwirkungen lindern, sondern laut neuesten Studien möglicherweise auch das Rezidiv- und Mortalitätsrisiko senken. Ernähren Sie sich ausgewogen, mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse (Brokkoli, Kohl) und Fisch (Lachs, Hering) und verzichten Sie auf Alkohol.
Empfehlungen für den Alltag
■ Vermeiden Sie 3 Monate nach der Operation längeres Sitzen auf einer harten Unterlage
■ Vermeiden Sie schweres Heben und Tragen (max. 5 kg) in den ersten 6 Wochen nach der OP
Sauna: 3 Monate nach der Operation wieder möglich
Geschlechtsverkehr: Pausieren Sie die ersten sechs Wochen nach der Operation.
Wenn Sie anschließend Bedenken oder Fragen haben, kontaktieren Sie bitte Ihren Arzt. Falls Sie postoperativ von einer erektilen Dysfunktion betroffen sind, kann ggf. eine Vakuumpumpe zur Unterstützung des medikamentösen Schwellkörpertrainings eingesetzt werden. Ihr Physiotherapeut berät Sie gerne.
Richtiges Trinkverhalten:
■ Tagsüber ausreichend trinken (max. 2 Liter pro Tag)
■ Kaffee, Schwarztee, Alkohol und kohlensäurehaltige Getränke verstärken den Harndrang und sollten nur in Maßen konsumiert werden
■ Trinken Sie vor dem Schlafengehen nicht zu viel Husten, Niesen: Achten Sie auf einen geraden Rücken. Drehen Sie beim Husten oder Niesen den Kopf zur Seite. Dadurch entsteht weniger Druck auf den Beckenboden
Richtiges Verhalten auf der Toilette:
■ Der Toilettengang soll in Ruhe stattfinden
■ Nehmen Sie die richtige Position beim Urinieren ein (nach vorne gekipptes Becken = Hohlkreuz)
■ Bewusstes Entspannen der Beckenmuskulatur (evtl. mithilfe der Atmung)
■ Unterbrechen Sie den Harnstrahl nicht während des Urinierens
■ Um Nachtröpfeln zu vermeiden streichen Sie den Penis evtl. mit zwei Fingern aus
■ Postoperativ: Toilettengang bei max. 300 bis 350 Harnmenge, um die Wundheilung nicht zu stören
■ Kein Pressen (auf weichen Stuhl achten) – Stuhlregulierung mit dem Arzt besprechen
Aufschubstrategien:
Bei verstärkter Drangsymptomatik mit kleinen Harnmengen sollten Sie versuchen, bei Harndrang nicht sofort
auf die Toilette zu gehen, sondern eine der folgenden Aufschubstrategien anwenden.
■ Den Beckenboden ein paar Mal rhythmisch anspannen
■ Kurz innehalten und tief durchatmen, sich mental stärken: ich schaffe es!
■ Wippen im Zehenstand, Trippeln
■ Zuckerl lutschen
■ Überkreuzen der Beine, Druck auf 12 den Damm bzw. Penis
Ambulante Onkologische Rehabilitation
Ein guter Weg, die körperlichen und seelischen Belastungen im Anschluss an die Krebsbehandlung zu verarbeiten, ist die onkologische Rehabilitation. Sie ist eine Hilfestellung, um zu besserer Lebensqualität und neuer Leistungsfähigkeit zu gelangen.
Möglichkeiten:
■ 3-wöchiger stationärer Aufenthalt in einem Rehazentrum
■ 6-wöchige ambulante Reha am Vinzenz Ambulatorium in Linz, das sich auf die Behandlung onkologischer
PatientInnen spezialisiert hat.
Je nach Problemstellung wird für Sie während der Reha am Vinzenz Ambulatorium aus folgenden Leistungsangeboten ein individueller Therapieplan erstellt:
■ Gezieltes Beckenbodentraining (evt. mit apparativer Unterstützung)
■ Physio-, Ergo- und Kreativtherapie
■ Ausdauer-, Koordinations- und Krafttraining
■ Training auf der Vibrationsplattform
■ Manual- oder Reflextherapie
■ Physikalische Therapie (Lymphdrainage, Elektrotherapie, Biofeedback, Massage)
■ Lebensstil-Empfehlungen
■ Beratung und spezielle Therapie bei erektiler Dysfunktion
■ Psychologische Betreuung, Entspannungstraining