Bereits seit 2015 betreibt die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt AUVA ein Programm zur Prävention und Rehabilitation berufsbedingter Hauterkrankungen. Die Dermatologische Abteilung des Ordensklinikums Linz Elisabethinen unterstützt dieses Programm in Oberösterreich seit 2018 mit ihrer Kompetenz. Nun entsteht daraus für Oberösterreich in Kooperationspartnerschaft mit der AUVA Landesstelle Linz ein Berufsdermatologisches Zentrum (BDZ).
Damit wird am Industriestandort Oberösterreich dem hohen Bedarf an nötigen Maßnahmen zum Schutz vor und zur Behandlung von Hauterkrankungen von Arbeitskräften gerade in gewerblichen Betrieben entsprochen. Denn eine frühzeitige Diagnose bei schweren Hautekzemen verhindert nicht nur den Ausfall von qualifizierten Mitarbeiter*innen, sondern auch einen langen Leidensweg.
In Europa gibt es beruflich bedingt ca. 0,5 bis 1 hautbedingte Neuerkrankungen/ 1000 Be-schäftigte/ Jahr. Die Dunkelziffer ist jedoch deutlich höher. 1999 wurde die Inzidenzrate auf 5-19 Fälle/ 1000 Beschäftigte/ Jahr errechnet. Ca. ¼ der gemeldeten Fälle führt zu einem Arbeitsplatzverlust und enormen wirtschaftlichen Folgekosten.
Daten aus Deutschland zeigen volkswirtschaftliche Folgekosten allein durch beruflich bedingte Hauterkrankungen (v.a. durch Produktivitätsausfall) von jährlich ca.1,8 Milliarden Euro. Durch das Konzept zur Prävention beruflich bedingter Hauterkrankungen und den weiter gesetzten Maßnahmen konnten jährlich Einsparungen der Unfallversicherung in Deutschland in Höhe von circa 6–10 Millionen Euro erzielt werden. Hervorzuheben ist die durchschnittlich lange Dauer der hautbedingten Krankenstandsfälle, im Vergleich zu anderen.
2019 wurden bei der AUVA in Österreich 2726 Verdachtsmeldungen einer Berufskrankheit (BK) eingebracht (Steigerung von 5,1% zu 2018) und davon 1198 Fälle anerkannt. Davon waren 2019 insgesamt 631 Verdachtsfälle der BK 19 zuzuordnen, also Hauterkrankungen (gemäß Nr. 19 auf der Liste der Berufskrankheiten lt. Anlage 1 zum ASVG).
Linz als Industriezentrum und bedeutender Wirtschaftsraum Österreichs hat mehr als 15.000 gewerbliche Unternehmen (ca. 1/3 Beschäftigung im Anlagen-, Maschinen- und Stahlbau) . 80 Prozent der berufsbedingten Hauterkrankungen kommen aus 7 Berufsgruppen: Friseur-, Metall-, Heil- und Pflege-, Nahrungsmittel-, Bau-, Reinigungs- und Malerberufe. Immer öfter sind junge Arbeitnehmer nach kurzer Expositionszeit davon betroffen. Daher spielt hier eine Zusammenarbeit von Dermatolog*innen, Arbeitsmediziner*innen, Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung und Wirtschaft eine immer wichtigere Rolle.
AUVA Programm „BK 19 – Prävention und Rehabilitation berufsbedingter Hauterkrankungen“
Die AUVA erbringt Leistungen im Zusammenhang mit Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten. Speziell für Berufskrankheiten verfügt die AUVA über ein österreichweites BK-Kompetenzzentrum in der Rehabilitationsklinik Tobelbad. Die zweithäufigste Berufskrankheit sind berufsbedingte Hauterkrankungen. Meist handelt es sich bei den Erkrankungen um Handekzeme, hervorgerufen überwiegend durch Feuchtarbeiten. Hochrisikogruppen sind dementsprechend z.B. das Friseurhandwerk, die Metall-, Reinigungs- und Pflegebranche sowie die Gastronomie.
Ekzeme, insbesondere wenn sie chronisch werden, bringen für die Betroffenen und auch für die Unternehmen zahlreiche negative Folgen wie krankheitsbedingte Arbeitsausfälle, Schmerzen, optische Beeinträchtigungen, Arbeitsplatzverlust und Produktionsrückgang.
Um geschädigte Haut zu heilen, bleibende Schäden zu verhindern und den Verbleib im Beruf zu ermöglichen hat die AUVA das Programm BK 19 implementiert.
Nach Meldung des Verdachts auf eine berufsbedingte Hauterkrankung werden aufeinander aufbauende Maßnahmen gesetzt. Im Rahmen der Sekundärprävention gibt es sogenannte „Hautsprechstunden“ inklusive Arbeitsplatzerhebungen, Untersuchungen, Beratung und Therapieempfehlungen. Bestätigt sich die berufliche Ursache der Hauterkrankung wird der/die Versicherte zu einem eintägigen Intensivseminar mit Schulung, Information und Be-ratung durch dafür ausgebildete „Gesundheitspädagog*innen“ eingeladen. Im Focus stehen dabei auch die Wahl geeigneter persönlicher Schutzausrüstung z.B. Handschuhe und die Erstellung von Plänen zu systematischem Hautschutz, –reinigung und –pflege. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, wird ein dreiwöchiges stationäres Heilverfahren in der Abteilung für Berufskrankheiten und Arbeitsmedizin der AUVA Rehabilitationsklinik Tobelbad angeboten. Neben der stationären Rehabilitation erfolgt über dieses Kompetenzzentrum der AUVA auch die österreichweite Koordination des Programms BK 19.
In Oberösterreich wird das Programm BK 19 bereits seit 2018 erfolgreich umgesetzt. Die Abwicklung erfordert enges und aufeinander abgestimmtes Arbeiten innerhalb der AUVA und mit externen Expert*innen. Seit Beginn wird „BK 19“ in Kooperation mit dem Team der Dermatologie des Ordensklinikum Linz Elisabethinen zur höchsten Zufriedenheit der betroffenen Versicherten umgesetzt.
Auf Basis dieser Erfolge wollen die AUVA und das Ordensklinikum Linz Elisabethinen in Oberösterreich zukünftig erweitert und vertieft im Bereich Berufsdermatologie zusammenarbeiten.
Die positiven Auswirkungen des Programms werden sich in zahlreichen Bereichen zeigen. Beispielhaft erwähnt seien gezieltere Meldungen und diagnostische Abklärung, rasche Behandlungsmöglichkeit vor Ort, bessere Chancen auf Verbleib im Beruf, Weiterentwicklung im medizinisch therapeutischen Bereich durch entsprechende Fallzahlen, Erkenntnisse für die Primärprävention der AUVA und den Arbeitnehmerschutz sowie Reduktion wirtschaftlicher Folgekosten für die Unternehmen z.B. durch geringere Fluktuation und Ausfallzeiten.
„Ich freue mich, dass wir im Bereich der Berufsdermatologie ein zukunftsweisendes und innovatives Kooperationsfeld aufbauen und unsere jeweilige Expertise zukünftig noch stärker verbinden werden. Dadurch können wir in Oberösterreich kompetent, zuverlässig und noch besser und umfassender in allen Leistungsbereichen für unsere Versicherten sorgen, von der Prävention bis zur Behandlung von berufsbedingten Hauterkrankungen. Davon werden die Betroffenen, die beiden Träger, das Gesundheitswesen und auch die Unternehmen profitieren“, unterstreicht Mag. Marina Pree-Candido, Direktorin der AUVA Landesstelle Linz.
„Niemand ist so gescheit, wie wir alle zusammen“- dieser Grundsatz gilt besonders für den Gesundheitsbereich. Ich freue mich, dass mit dem Berufsdermatologischen Zentrum in Oberösterreich den Betrieben und Mitarbeitern zukünftig ein regionales Zentrum zur frühzeitigen Behandlung von Hauterkrankungen zur Verfügung steht. Dadurch wird die Kompetenz der AUVA in der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention durch die Diagnostik und Therapie im BDZ erweitert und gleichzeitig persönliches Leid für die Betroffenen und ihre Familie, aber auch teure Ausfallzeiten in den Unternehmen verhindert“, so Dr. Erhard Prugger, Landesstellenvorsitzender der AUVA Landesstelle Linz.
Das Berufsdermatologische Zentrum (BDZ) OÖ
Ziel dieses Zentrums ist, neben dem Verfahren zur Feststellung und Anerkennung von Berufskrankheiten der AUVA, Patient*innen mit schweren Handekzemen oder komplexen berufsdermatologischen Problemen die Möglichkeit eine Anlaufstelle zur Therapie und Diagnostik zu bieten. Das Bestreben der AUVA und der Dermatologie des Ordensklinikum Elisabethinen ist es, im BDZ neueste Erkenntnisse in der Therapie und Diagnostik beruflich bedingter Hauterkrankungen und spezielles Know-how zu bündeln und durch diese enge Zusammenarbeit Vorteile für Patient*innen zu erzielen.
Das BDZ ist eine innovative, interdisziplinäre Einrichtung für Patient*innen mit berufsdermatologischen Erkrankungen, in enger Kooperation des Ordensklinikum Linz Elisabethinen mit der AUVA Landesstelle Linz und dem AUVA Kompetenzzentrum für Berufskrankheiten in Tobelbad. Neben umfassenden Behandlungsangeboten für die Patient*innen stehen die klinisch-wissenschaftliche Forschung, Diagnostik, Fortbildung und Datenanalyse im Vorder-grund. Dadurch können neben den Kosten für medizinische Behandlungen auch die indirekten wirtschaftlichen Kosten aus Produktivitätsverlust durch Arbeitsunfähigkeitstage, Arbeitsplatzverlusten, Umschulungskosten, Rehabilitationsleistungen und frühzeitigen Pensionierungen reduziert werden.
„Mit den Expertinnen und Experten unserer Dermatologischen Abteilung konnten wir bereits in vielen Bereichen, wie Autoimmunerkrankungen oder dem Einsatz von Immuntherapie bei Hautkrebs wichtige medizinische Innovationen setzen. Daher freut es mich, dass wir auch in diesem Bereich die umfassende Expertise aus unserem Haus einbringen können“, sagt Dr. Stefan Meusburger, Medizinischer Geschäftsführer Ordensklinikum Linz.
Was ist das BDZ?
„Durch das BDZ Oberösterreich erwarte ich mir eine noch gezieltere Diagnostik und Therapie von dermatologischen Berufserkrankungen“, sagt Prim. Univ.-Prof. Dr. Norbert Sepp, Leiter der Abteilung für Dermatologie des Ordensklinikum Linz Elisabethinen. „Als Berufsdermatologisches Zentrum bieten wir in Oberösterreich durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit eine einzigartige Möglichkeit die Diagnostik und Therapie von beruflich bedingten Hauterkrankungen auf höchstem klinisch-wissenschaftlichen Standard weiter zu entwickeln.“ sagt OÄ Dr. Barbara Ernst, Leiterin des BDZ und Fachärztin für Dermatologie, Venerologie und Allergologie.