Aktuelles

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Ordensklinikum Linz

Das Kopf-Hals-Tumorzentrum im Porträt

Datum: 04.11.2022

Das Kopf-Hals-Tumorzentrum (KHT-Zentrum) des Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern ist Teil des Tumorzentrum Oberösterreich und wurde im Jahr 2014 gegründet. Im selben Jahr erfolgte die Erstzertifizierung nach OnkoZert durch die Deutsche Krebsgesellschaft. Damit war das Zentrum eines der Ersten in Österreich, das ein Qualitätszertifikat erhielt. Am KHT-Zentrum werden Tumoren des Kopf-Hals-Gebietes interdisziplinär von mehreren onkologisch bestens ausgebildeten Fachärzt*innen versorgt. Am häufigsten werden Patient*innen mit Mundhöhlen-, Rachen- und Kehlkopfkarzinomen therapiert. Seltener treten Speicheldrüsen- und Nasennebenhöhlenmalignome auf, bösartige Tumoren im Bereich der Ohren sind eine Rarität. „Wir betreuen jährlich etwa 150 Primärfälle, ca. die Hälfte davon wird chirurgisch und die andere Hälfte konservativ behandelt. Darüber hinaus versorgen wir Patient*innen mit Rezidivmalignomen in kurativer und palliativer Absicht. Mit unseren Fallzahlen sind wir unter den Kliniken im deutschsprachigen Raum in der oberen Hälfte und innerhalb Österreichs im Spitzenfeld angesiedelt“, schildert OA Dr. Andreas Strobl, Leiter des KHT-Zentrums.

 

Einfache Zuweisung

Die Überweisung zum KHT-Zentrum erfolgt rasch und unbürokratisch. OA Strobl: „Bei Verdacht auf einen Tumor können niedergelassene Ärzt*innen direkt mit HNO-Fachärzt*innen unserer Klinik in Kontakt treten, entweder telefonisch oder per E-Mail. Onkologische Patient*innen erhalten innerhalb von sieben Tagen einen Termin zur Erstbegutachtung.“ Klassische Warnhinweise, die einer Abklärung bedürfen, sind Schmerzen im Mund- und Rachenraum, Schleimhautveränderungen und Schluckbeschwerden. „Besondere Wachsamkeit ist bei einer über Wochen anhaltenden Heiserkeit, bei wiederholtem Nasenbluten und bei einer knotigen Veränderung am Hals geboten“, macht OA Strobl aufmerksam.

 

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Alle Tumorpatient*innen werden von einem Gremium an Expert*innen im Tumorboard besprochen und es werden Therapieempfehlungen festgelegt. Das Kernteam bilden dabei Fachärzt*innen aus den Bereichen HNO, Radioonkologie, Hämatoonkologie, Pathologie, Radiologie und Nuklearmedizin. Je nach Fragestellung werden unter anderem Kolleg*innen der Plastischen Chirurgie, Viszeralchirurgie, Dermatologie, Palliativmedizin und klinischen Psychologie beigezogen. Im Bereich Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie wird die Expertise von Prim. Priv.-Doz. DDr. Paul Pöschl, Klinikum Wels-Grieskirchen, hinzugezogen. Bei Bedarf an neurochirurgischen Interventionen arbeitet das Team des KHT-Zentrums mit dem Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums zusammen.

 

Breites medizinisches Leistungsspektrum

Für die Diagnostik stehen sämtliche Schichtbildgebungen zur Verfügung, vom Standard-CT über MRT-Untersuchungen bis hin zur PET-CT-Diagnostik. Letztere kommt vor allem bei Lymphknotenmetastasen am Hals mit unbekanntem Ursprungstumor und beim Re-Staging zum Einsatz, um Fernmetastasen aufzuspüren. „Ein Standardverfahren ist die Panendoskopie, um den gesamten Mund-Rachen-Raum unter Vollnarkose zu explorieren. Bei Rachenkarzinomen erfolgt zusätzlich zur histologischen Sicherung eine HPV-Bestimmung, denn immerhin bei der Hälfte der Patient*innen – vor allem bei jüngeren – ist das HP-Virus Auslöser für Rachenkrebs. Zudem wird der PD-L1-Status im Gewebe bestimmt, um vorab die Wahrscheinlichkeit eines Ansprechens auf eine Systemtherapie mit Checkpoint-Inhibitoren einschätzen zu können“, erläutert OA Strobl.

Navigierte funktionellendoskopische Nasennebenhöhlenchirurgie

OA Dr. Martin Bruch bei der Durchführung einer navigierten funktionell-endoskopischen Nasennebenhöhlenchirurgie (FESS).

 

Auch von therapeutischer Seite gab es in den letzten Jahren etliche neue Entwicklungen. Mundhöhlen-, Speicheldrüsen- und Nasennebenhöhlen-Karzinome werden nach wie vor hauptsächlich chirurgisch behandelt. Bei etwa der Hälfte der Rachen- und Kehlkopfkarzinome wird zwecks Organerhalt primär die Strahlentherapie eingesetzt. „Hier ersetzt im chirurgischen Sektor die transorale Chirurgie mittels transoraler Lasermikrochirurgie (TLM) und transoraler roboterassistierter Chirurgie (TORS) zunehmend die Chirurgie von außen. Bei der Ohrspeicheldrüsenchirurgie muss oftmals aus onkologischen Gründen der Gesichtsnerv entfernt werden. Mit Nervenrekonstruktionen versucht man in diesen Fällen die Funktion wiederherzustellen. Auch in der Nasen- und Nasennebenhöhlenchirurgie wird in den letzten Jahren hauptsächlich transnasal und damit minimalinvasiv und navigationsgestützt reseziert“, berichtet OA Strobl. Stichwort „minimalinvasiv“: 2014 wurde am KHT-Zentrum zum ersten Mal auf einer HNO-Abteilung in Österreich der da-Vinci-Roboter für die transorale Behandlung von Tumoren des Rachens und des Zungengrunds eingesetzt. Damit nahm das Zentrum eine Vorreiterrolle in der HNO-Roboterchirurgie ein. Noch heuer wird ein zweiter Roboter verfügbar sein. Zukunftsprojekte von radioonkologischer Seite sind die Entwicklung neuer Konzepte in Hinblick auf Brachytherapie und zur Therapie von Oligometastasen im kurativen Setting.

 

Nachsorge der Patient*innen

Tumorpatient*innen erhalten durch die HNO-Abteilung des Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern eine Rundumbetreuung, um auch die funktionellen Schäden beim Schlucken, Schmecken und Atmen so gering wie möglich zu halten. Dafür stehen am Ordensklinikum Linz und bei Partner*innen weitere Einrichtungen zur Verfügung: Phoniatrie und Logopädie, Physiotherapie, klinische Psychologie, Komplementärmedizin und TCM, Tracheostomaversorgungseinrichtungen, ambulante Rehabilitation, Sozialdienstberatung und Selbsthilfegruppen, bspw. jene für „Kehlkopflose und Halsatmer“. Patient*innen werden nach der Therapie meist direkt im Ordensklinikum Linz nachversorgt. Nach ca. zwei Monaten erfolgt ein Re-Staging, in der Regel mit einer CT bzw. PET-CT. Die ersten fünf Jahre findet meist alle drei Monate eine Kontrolle statt, bei der in regelmäßigen Abständen eine Ultraschalluntersuchung der Halslymphknoten und ein Lungenröntgen durchgeführt werden. „Je nach Ort und Größe des Tumors können Patient*innen in weiterer Folge auch im niedergelassenen Bereich bzw. wechselseitig versorgt werden“, so OA Strobl abschließend.

 

Therapeutisches Spektrum des Kopf-Hals-Tumorzentrums

  • Mundhöhlen-, Rachen- und Kehlkopfkarzinome
  • Nasen-, Nasennebenhöhlen und Schädelbasismalignome
  • Speicheldrüsentumoren
  • Tumoren des Ohres
  • Halslymphknotenmetastasen

 

Informationen für Zuweiser*innen

Bei Verdacht auf einen Tumor können niedergelassene Ärzt*innen direkt mit HNO-Fachärzt*innen des Kopf-Hals-Tumorzentrums in Kontakt treten. Die Vermittlung erfolgt über das Sekretariat der HNO-Abteilung: Tel.: +43 732 7677 – 7040 E-Mail: hno@ordensklinikum.at

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