Was im Jahr 1961 im Keller des Ordensklinikums Elisabethinen in Linz mit einer selbstgebauten Dialysemaschine begann, ist heute eine Station mit 56 Behandlungsplätzen. Und diese ist voll mit Hightech-Maschinen, die das Blut von Patienten reinigen, deren Nieren diese Funktion nicht mehr übernehmen können. 2017 wurde hier die einmillionste Dialyse durchgeführt. In Menschenjahre umgelegt heißt das: 7500 Jahre Leben wurden hier in den vergangenen 56 Jahren "gerettet".
Von Anfang an dabei ist Schwester Immaculata. Die 77-Jährige hat viel zu erzählen. Über Nieren, über medizinischen Fortschritt, über das viele Leid, aber auch über die Freude, wenn eine Nierentransplantation klappt und die Menschen ein neues Leben beginnen können. Über all diese Dinge hat sie als "Zeitzeugin" ein Buch geschrieben. "Ein Leben ohne funktionierende Nieren ist nicht möglich. Die Dialyse sichert Betroffenen das Überleben, bis ein passendes Spenderorgan gefunden ist", sagt Schwester Immaculata.
Die Angst verlieren
In den Anfangsjahren gab es die Blutwäsche österreichweit nur in Wien und Linz. Der legendäre Linzer Professor Bruno Watschinger, der in den USA an der Erfindung der Blutwäsche beteiligt war und selbst Geräte baute, wirkte bis 1986 bei den "Lisln", immer begleitet von Schwester Immaculata, die sich bis heute täglich um die Patienten auf der Abteilung kümmert – vor allem auch um jene, die zum ersten Mal zur Dialyse kommen. "Ich nehme sie an der Hand, zeigen ihnen alles, bringe sie mit Patienten zusammen, die schon länger bei uns sind. So verlieren sie ihre Angst."
Als guter Engel der Station ist sie auch dabei, wenn Dialysepatienten eine "neue" Niere bekommen und nach der Operation auf der Intensivstation aufwachen. "Die Wartezeit auf eine Niere beträgt durchschnittlich drei Jahre. In dieser Zeit lernt man sich gut kennen", sagt sie. "Viele Menschen hadern anfangs mit ihrem Schicksal und mit dem mühsamen Leben als Dialysepatient", sagt sie. "Ich rate ihnen dann, diese Zeit als Überbrückung zu sehen und ihrer Dialysemaschine einen Namen zu geben. Aber natürlich sag’ ich ihnen auch, dass noch vor wenigen Jahren eine Transplantation unmöglich gewesen ist – 1974 erfolgte die erste in Linz."
Auch Niki Lauda war Patient
Die Liste der Patienten, die sie betreut hat, ist sehr lange – darunter finden sich unter anderem auch Namen wie Niki Lauda, der einst von seinem Bruder und dann von seiner Ehefrau eine Niere bekam.
Es sei gar nicht selten, dass ein Mensch zweimal im Leben eine neue Niere bekommt. "Manche kommen nach 28 oder 30 Jahren zur Dialyse zurück – und müssen wieder drei Jahre warten", sagt die Schwester, die auch die "Wiederkehrer" erneut bei der Hand nimmt und sie durch die schwierige Zeit begleitet.
Kraft für ihre Arbeit schöpft die 77-jährige Ordensfrau aus dem Glauben und aus ihren Auszeiten im Klostergarten, wo sie bei Regen und Sonnenschein nach dem Frühstück den Rosenkranz betet. "Am Wochenende nehm’ ich mir schon Zeit für mich, aber natürlich schau ich immer auch auf meiner Station vorbei."
Text: Barbara Rohrofer/OÖN
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