OA Dr. Dominik Kitzmüller ist seit 2021 Standortleiter der Abteilung für Radiologie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. Mit AM PULS spricht er über seine Faszination für die Radiologie sowie den rasanten technischen Fortschritt, der nicht nur eine für die Patient*innen schonendere Diagnostik wie Therapie ermöglicht, sondern auch das Potenzial hat, Personal zu entlasten und den in Österreich herrschenden Mangel an Radiologie-Fachkräften aufzufangen.
AM PULS: Seit wann sind Sie am Ordensklinikum Linz tätig?
OA Dr. Dominik Kitzmüller: Ich habe meine Ausbildung am Ordensklinikum Linz Elisabethinen absolviert und war anschließend am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikum tätig. 2018 bin ich ins Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern gegangen. Das war eine gute Entscheidung, denn wir sind ein tolles Team mit motivierten und top ausgebildeten Mitarbeiter*innen.
Warum haben Sie sich für das Fach Radiologie entschieden?
Kitzmüller: Die Radiologie ist eine Schaltposition, man kommt mit vielen Fachbereichen in Kontakt und spezialisiert sich nicht so wie in anderen Bereichen. Mir gefällt diese Breite, das Fach bietet ständig etwas Neues und Spannendes. Außerdem bin ich ein sehr visueller Mensch. Etwas betrachten und mit den Augen erfassen, liegt mir.
Wie wichtig ist interdisziplinäres Arbeiten?
Kitzmüller: Tumorboards sind im Ordensklinikum Linz als Onkologisches Leitspital in Oberösterreich ein zentrales Thema. Hier besteht eine intensive Zusammenarbeit mit den anderen Fachdisziplinen. Die Bildgebung hat im onkologischen Setting eine sehr zentrale Rolle. Wir sind maßgeblich beteiligt an der Therapieentscheidung und am Monitoring. Andere Fachbereiche unterstützen wir natürlich auch in Akutfällen und in einer gewissen Servicefunktion.
Wo liegt die Zukunft der Radiologie?
Kitzmüller: Künstliche Intelligenz findet in der Radiologie zunehmend Anwendung. Wir verwenden z. B. eine Software, die eine Lungenrundherd-Erkennung bei einem Lungen-CT automatisiert mitmacht. Damit können kleine Herde besser erkannt werden. In Zukunft werden viele standardisierte Untersuchungen autonom oder teilautonom von Softwareprogrammen übernommen werden. Derzeit wird etwa intensiv an Softwarelösungen geforscht, die Knochen- oder Thoraxröntgen auswerten. Diese werden in den nächsten Jahren auf den Markt kommen und haben das Potenzial, Fachpersonal zu entlasten.
Bietet Ihre Abteilung besondere Untersuchungsmethoden an?
Kitzmüller: Ja, wir bieten innovative Leistungen an, die es in Österreich oft nur an Universitätskliniken gibt. Dazu gehört die kontrastmittelunterstützte Spektralmammografie (CESM). Sie liefert Zusatzinformationen zum Ultraschall und Röntgen und findet Anwendung, wenn keine MRT durchgeführt werden kann. Damit können etwa Tumorherde klar und besser abgrenzbar dargestellt werden.
Gibt es weitere Neuerungen in der Abteilung für Radiologie?
Kitzmüller: Die Radiologie am Ordensklinikum Linz kooperiert mit dem Unfallkrankenhaus Linz und mit dem Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz. Damit hat sich unser Portfolio vergrößert und wir bieten nun auch die Schwerpunkte Neuroradiologie und Gefäßdarstellungen sowie Interventionen mit komplexen prothetischen Versorgungen von Hauptschlagader, Beinen usw. an.
Können bildgebende Verfahren invasive Eingriffe verhindern?
Kitzmüller: Wir bieten als eines von drei Spitälern in Österreich die stereotaktische Radiofrequenzablation (sRFA) an. Diese minimalinvasive Behandlung wenden wir hauptsächlich bei Lebertumoren an, gleichwertig zur Operation oder wenn der Allgemeinzustand von Patient*innen keine Operation erlaubt. Mittels CT und entsprechender Software werden Zugangswege errechnet, damit können auch große oder mehrere Tumorherde genau eingegrenzt und zerstört werden. Die Methode ist aufwendig, aber auch erfolgreich. Weiters wurde für die MRT die Software LiverLab neu angekauft. Damit können der Fett- und Eisengehalt in der Leber quantifiziert werden. Früher war dafür eine Biopsie erforderlich.
Wie finden Sie Entspannung in Ihrer Freizeit?
Kitzmüller: Mit Gartenarbeit kann ich gut abschalten, am liebsten mähe ich etwa den Rasen. Entspannung finde ich auch im Sport, ich laufe gerne und gehe mountainbiken. Mein Ruhepol ist die Familie, bei gemeinsamen Aktivitäten kann ich den Arbeitsalltag hinter mir lassen.
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