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Ordensklinikum Linz

Erfülltes Liebesleben für Stomaträger

Datum: 05.03.2020

Das peinliche Thema im Schlafzimmer: Stoma- und Sexualberaterinnen unterstützen Patienten mit einem künstlichen Darmausgang dabei, Probleme beim Intimleben zu überwinden.

Menschen, die damit konfrontiert sind, dass ihnen ein künstlicher Darmausgang (Stoma) gelegt werden muss, kämpfen mit vielen neuen Herausforderungen. Eine davon ist der Umgang mit ihrer Sexualität. „Viele Stomaträger empfinden sich durch den künstlichen Darmausgang ,verstümmelt‘. Manche haben deshalb Ekelgefühle und können ihren Körper mit dem Stoma weder anschauen noch anfassen. Unsere Aufgabe als Kontinenz- und Stomaberaterinnen ist es, sie behutsam und geduldig mit der neuen Körpersituation vertraut zu machen und sie für einen guten Umgang mit ihrem Stoma zu schulen“, erklärt DGKP Martina Signer vom Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern.

Es gibt keine Tabuthemen

Die diplomierte Krankenpflegerin arbeitet seit 30 Jahren als Kontinenz und Stomaberaterin und hat seit 16 Jahren auch Zusatzausbildungen in Sexualberatung und -pädagogik sowie Sexualmedizin – das Angebot dieser Beratungskombination besteht nur beim Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. Aus Erfahrung weiß sie, dass der Prozess, sich an ein Stoma zu gewöhnen, Wochen bis Monate dauern kann, doch in den meisten Fällen gelingt er.

Damit das so sein kann, unterstützen die drei Kontinenz- und Stomaberaterinnen des Ordensklinikums Linz betroffene Patientinnen und Patienten in allem, was den Umgang mit dem künstlichen Darmausgang betrifft. Dazu gehört etwa auch das Finden und die Einschulung eines Versorgungssystems, mit dem der oder die Betroffene gut umgehen kann. „Ganz wichtig ist, dass Stomaträger lernen, sich selbst und ihren Körper mit dem Stoma wieder zu mögen, und ein entscheidender Schritt auf dem Weg dorthin ist das Erlernen der selbständigen Versorgung des Beutelsystems. Ist das geschafft, so ist der Weg zu einer neuen Sexualität mit Stoma bereits beschritten.“

Feinfühlige Ratgeberinnen

Martina Signer und ihre Kollegin unterstützen betroffene Patientinnen und Patienten ebenso professionell wie feinfühlig auf diesem Weg, der oft mehrere Stationen hat. Manchmal treten nach einer Operation, einer Chemo- oder Strahlentherapie sexuelle Funktionsstörungen auf; manchmal empfinden Betroffene Scham, sich der Partnerin bzw. dem Partner wieder nackt zu zeigen; manchmal besteht die Angst vor Geruchsentwicklung; aber für alle diese Probleme gibt es Lösungen.

Die Stoma- und Sexualberaterinnen kennen sie und helfen dabei, individuelle Wege zu finden – sei es ein kleiner schwarzer Stomabeutel oder hübsche Unterwäsche, die das Stoma verhüllen, sei es die Tablette, die die Darmperistaltik in intimen Stunden bremst, oder eine spezielle sexualtherapeutische Intervention.

Liebespärchen im Bett

Das Wichtigste ist, wieder Freundschaft mit dem eigenen Körper zu schließen. Dann kann sich auch die Partnerin bzw. der Partner leichter an die veränderte Situation gewöhnen und beide können gemeinsam neue Formen von Sexualität ausprobieren.

„Wir ermutigen unsere Patienten sehr zum zärtlichen Körperkontakt. Das fördert die Beziehungsqualität und ist ein wertvoller erster Schritt, bevor man sich wieder an die genitale Sexualität herantastet.“ Die Expertin rät dazu, ruhig einmal wieder bei der Stunde null anzufangen und sich und seine Sexualität neu zu erfinden. „Öffnen Sie die Fenster und Türen Ihres Geistes weit und seien Sie bereit für neue Arten der sinnlichen Erfahrung. Dann können Sie Ihre Sexualität auch mit Stoma wieder genießen.“ | Text: Gabriele Vasak

 

Nähere Informationen:

Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern 

Stoma- und Sexualberatung

Tel.: +43 732 7677-7651 www.ordensklinikum.at/stoma