Eigentlich ist Dr. Wolfgang Sega seit 2010 im Ruhestand. Die Betonung liegt auf eigentlich. Denn seinen gewohnten Arbeitsplatz hat der 79-Jährige nie verlassen. Dieser befindet sich am Institut für Klinische Pathologie und Molekularpathologie im Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. In einem Alter, in dem andere knapp 80-Jährige nur noch ihre privaten Interessen verfolgen, analysiert Dr. Sega noch täglich Proben am Mikroskop und obduziert. Er ist der älteste, noch etabliert tätige Pathologe in Österreich.
Doch warum tut sich der zweifache Opa das alles noch an? „Schon in meiner Studienzeit hat mich die Pathologie, im speziellen die Morphologie mit ihren krankhaften Abweichungen, besonders interessiert. Ich mache diese Arbeit sehr gerne. Es ist ein Geschenk, dass ich weitermachen darf“, sagt der Pensionist auf Abruf. Der Arbeitstag beginnt für den Pathologen um 7 Uhr und endet in der Regel nicht vor 15 Uhr. Denn Dr. Sega hilft nicht etwa ein paar Stunden aus. Nein, er hat nach wie vor einen Full-Time-Job, ist 40 Stunden die Woche im Spital.
Als vor 14 Jahren der Antritt zur Pension anstand, konnte die Pathologie vorerst keinen Nachfolger für den Posten des Primars bestellen. Somit verlängerte der damalige Primarius Dr. Sega seine Dienstzeit. Vorerst bis 2014 – denn von da an stand Prim. Prof. Dr. Farid Moinfar als neuer Leiter der Pathologie fest. Der perfekte Zeitpunkt, um den Pensionsantritt nachzuholen? Fehlanzeige! Dr. Sega verlängerte erneut. Der älteste Pathologe im österreichischen Raum erinnert sich zurück: „Aufgrund von Personalmangel hat man mich gebeten weiterzumachen. Ich war froh, dass ich bleiben durfte. Ich empfinde es als Verpflichtung, mein Know-how an die jungen Leute weiterzugeben.“
Seine Freizeitaktivitäten kommen aber nicht zu kurz. „Ich bin familiär gut integriert, gehe gerne wandern und habe besondere literarische Interessen“, sagt Dr. Sega. Der Pensionist auf Abruf kann anderen Kolleg*innen nur raten, in der Pension auszuhelfen. „Man muss aber mit der Arbeit kompatibel sein, sie gerne machen“, sagt das Urgestein des Ordensklinikum Linz. Wie lange er noch im Job bleibt, kann Dr. Sega noch nicht sagen. Arbeit ist genug vorhanden. So müssen am Institut pro Jahr rund 90.000 eingesendete Proben analysiert werden.
Foto © Ordensklinikum Linz: Dr. Wolfgang Sega