Am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern hat sich durch die enge Zusammenarbeit und Expertise der Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie und der Abteilung für Orthopädie ein interdisziplinäres Team etabliert, das komplexe orthoplastische chirurgische Eingriffe auf höchstem Niveau durchführt.
Die orthoplastische Chirurgie vereint die Grundlagen der Orthopädie mit der Plastischen Chirurgie und gewährleistet komplexe Extremitätenrekonstruktionen im orthopädischen, traumatologischen und onkologischen Bereich (Einsatzgebiete siehe Infobox). Ziele sind die Erhaltung, teilweise Erhaltung oder Wiederherstellung der Integrität und der Funktionalität von Extremitäten sowie die Verhinderung von Amputationen. Dabei kümmert sich die Orthopädie vorrangig um die Wiederherstellung von muskuloskeletalen Defekten, die Plastische Rekonstruktive Chirurgie um die Rekonstruktion von Weichteilstrukturen in Form und Funktion. „Darüber hinaus werden in der modernen Extremitätenrekonstruktion weitere anspruchsvolle Ziele angestrebt: eine geringe Komplikationsrate, eine zeitnahe Rehabilitation zur Komplikationsprävention – im Sinne von ‚time is function‘ –, die rasche soziale und berufliche Reintegration, die Erhaltung der Lebensqualität sowie ein ästhetisch befriedigendes Ergebnis“, erläutert Prim. Priv.-Doz. Dr. Georgios Koulaxouzidis, Leiter der Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. Der Komplexitätsgrad der dafür notwendigen interdisziplinären Zusammenarbeit ist hoch. „Es erfordert bestens etablierte Strukturen und abgestimmte Prozesse, um OrthoPlast-Teams auf höchstem Niveau anzubieten“, verdeutlicht Prim. Priv.-Doz. Dr. Josef Hochreiter, Leiter der Abteilung für Orthopädie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, und schildert: „Wir behandeln oft Patient*innen, die einen sehr langen Leidensweg mit mehreren Operationen, mitunter in verschiedenen Krankenhäusern, hinter sich haben. Das Ordensklinikum Linz ist eines von wenigen Häusern in Österreich, das eine ‚High-end-Orthopädie‘ und ‚High-end-Plastische Chirurgie‘ beherbergt, und in dem diese beiden Disziplinen abgestimmt zusammenarbeiten.“ Prim. Koulaxouzidis ergänzt: „Aktuell versorgen wir am häufigsten Tumorpatient*innen und Patient*innen mit chronischen Wunden. Wir sind stets bereit, mit Zuweiser*innen auf Fallebene in den Dialog zu treten, auch um eine möglichst frühzeitige Behandlung zu ermöglichen.“
Rekonstruktionsverfahren
Es gibt eine Reihe von Rekonstruktionsverfahren, allen gemein ist, dass der Aufwand hoch ist und die Behandlungsdauer bis zur Entfernung von äußeren oder implantierten Fixationsvorrichtungen mitunter eineinhalb Jahre betragen kann. „Die Art des Rekonstruktionsverfahrens muss mit dem physiologischen Zustand der/des Patient*in im Einklang sein. Zudem muss das Verhältnis zwischen Aufwand der Behandlung und Ergebnis stimmig sein“, betont Prim. Hochreiter. Das Besondere bei der orthoplastischen Chirurgie ist, dass kein Fall dem anderen gleicht.
Prim. Koulaxouzidis führt aus: „Analog zu den Tumorboards streben wir ein Gesamtkonzept für jede Behandlung an, mit dem Fokus auf Extremitätenund Funktionserhalt. Wichtig ist überdies ein nachhaltiges und möglichst komplikationsfreies Ergebnis. Deshalb wird jeder Fall interdisziplinär besprochen, um das optimale Vorgehen – in Abstimmung mit der / dem Patient*in – anhand eines eigens erarbeiteten und publizierten Algorithmus* zu bestimmen.“ Die Abfolge der Maßnahmen im Zuge eines Rekonstruktionseingriffs hängt vom Fall ab. In einem kann es sinnvoll sein, im ersten Schritt die Rekonstruktion des knöchernen Defekts und im zweiten Schritt die Weichteildeckung durchzuführen. Ist eine funktionelle Rekonstruktion das Ziel, wird Muskulatur dabei so verlagert, dass eine Ersatzfunktion bewerkstelligt werden kann.
Prim. Priv.-Doz. Dr. Georgios Koulaxouzidis, Leiter der Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern
In einem anderen Fall ist zuerst eine temporäre Stabilisierung der knöchernen Struktur mit externen Maßnahmen indiziert, dann folgt eine Sanierung der Weichteile und erst anschließend wird der Knochenaufbau durchführt. „Am Ordensklinikum Linz streben wir ein möglichst schonendes Verfahren an. Wir wollen mit einem bzw. möglichst wenigen Eingriffen ein zufriedenstellendes Ergebnis erreichen“, erklärt Prim. Koulaxouzidis.
Ausblick:
Für die Zukunft haben sich die beiden Primarii vorgenommen, in die Weiterentwicklung des OrthoPlast-Teams zu investieren. Seitens der Orthopädie werden bestehende Techniken zur segmentalen knöchernen Wiederherstellung verfeinert und weiterentwickelt. Die Plastische Rekonstruktive Chirurgie wird den Bereich Funktions- und Weichteilrekonstruktion ausbauen.
Orthoplastische Chirurgie bei
- Weichteil- oder/und Knochentumoren
- Salvage-Operationen im Rahmen von chronischen Wunden
- Septische Chirurgie: Chronische Osteomyelitis und andere Infektionen
- Fehlbildungen und Frakturheilungsstörungen, wie die chronische Pseudarthrose
- Komplizierte Frakturen / periprothetische Frakturen und Endoprothetik-Revisionschirurgie
- Funktionelle Schädigungen (Glutealinsuffizienzen, Defekte am Streckapparat/Kniegelenk, Vernarbungen, Nervenlähmungen, motorische Ersatzplastik bei peripheren Lähmungen)
Fallpräsentation: Frau Musterfrau, 51 Jahre, Schnapphüfte
Vorgeschichte:
- Schnappende Hüfte. Gluteale Insuffizienz mit Trendelenburg-Gangbild
- Erst-OP 1986. Bis 2005 an beiden Hüften neunmal operiert.
Problemstellung:
Bei der Patientin drohte ein Verlust des Trochanter major und eine Degeneration des M. gluteus medius et minimus (zwei von drei Hüftabduktoren; s. Bild 1). Sie litt an chronischen Schmerzen, was eine multimodale Schmerztherapie erforderte. Zudem war sie nicht in der Lage, auch kurze Strecken, ohne beidseitige Stützkrücken zu gehen und wurde zunehmend rollstuhlpflichtig.
Therapie am Ordensklinikum Linz:
Ziele waren, die Schmerzsymptomatik sowie die Kraft- und Bewegungsgrade zu verbessern. Um diese zu erreichen, wurde die Funktion der beiden Hüftabduktoren durch eine motorische Ersatzplastik wiederhergestellt: M. gluteus maximus anteilig und M. tensor fasciae latae komplett, inkl. Refixation am Femurknochen.
Outcome:
Sieben Wochen nach der Operation der ersten Seite der Hüfte hat die Patientin deutlich mehr Stabilität und die Schmerzsymptomatik hat sich verbessert. Die zweite Seite der Hüfte wird noch operiert werden.
Kontakte für Zuweiser*innen
Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern
Tel. Sekretariat: 0732 7677 - 7516 Tel. Ambulanz: 0732 7677 - 7046 (Mo – Fr, 7.00 – 15.30 Uhr)
www.ordensklinikum.at/plastische-chirurgie
Abteilung für Orthopädie
Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern
Tel. Sekretariat: 0732 7677 - 7136 (Mo – Fr, 8.00 – 15.00 Uhr) Tel. Ambulanz: 0732 7677 - 7252 (Mo – Fr, 8.00 – 15.00 Uhr)
www.ordensklinikum.at/orthopaedie
* Koulaxouzidis G et al., Life (Basel). 2022 Nov; 12(11): 1801. www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9695779/v