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Ordensklinikum Linz

Früherkennung von urologischen Tumoren

Datum: 26.09.2022

Vorbeugen und Früherkennen sind immer besser als Reparieren und Nachsorgen – das gilt insbesondere in der Uroonkologie. Ein oftmals unterschätzter Fakt: Ein Drittel aller onkologischen Patient*innen wird von Urologen versorgt. Wie es um die Krebsfrüherkennung im urologischen Bereich in Österreich steht, beantwortet OA Dr. Ferdinand Luger FEBU, Abteilung für Urologie und Andrologie, Ordensklinikum Linz Elisabethinen: „Die urologische Vorsorge bzw. die Früherkennung von Krebserkrankungen funktioniert gut, ist allerdings männerlastig. Das einzige von Fachgesellschaften propagierte Programm ist die Früherkennung von Prostatakrebs. Außerdem passiert die Krebsfrüherkennung fast ausschließlich im niedergelassenen Bereich, allen voran durch Hausärzte.“ Im Rahmen der Gesundenuntersuchung wird jedoch lediglich ein Harnstreifentest durchgeführt. Die Detektion von Blut im Harn ist somit die einzige Möglichkeit, neben Männern auch urologische Patientinnen herauszufiltern.

 

Unterschätztes Harnblasenkarzinom

„Eine Erkrankung, die in der Vorsorge leider völlig untergeht, ist der Harnblasenkrebs. Vor dem Hintergrund, dass ein metastasiertes Urothelkarzinom rasch zum Tod führt, wiegt dies schwer. Insbesondere sozioökonomisch benachteiligte Menschen und Raucher*innen haben ein hohes Erkrankungsrisiko“, schildert OA Luger. Vor allem bei Frauen werden Blasentumoren häufig nicht oder in einem späteren Tumorstadium diagnostiziert, da die Symptomatik mit einer Blasenentzündung sowie mit einem (rezidivierenden) Harnwegsinfekt verwechselt werden kann. Die schmerzlose Makrohämaturie ist das Kardinalsymptom. Unklare Unterbauch- und Flankenschmerzen können ebenso darauf hinweisen. „Das einzige Instrument zur Früherkennung ist der Harnstreifentest. Ein Wermutstropfen: Diese Untersuchung liefert oft falsch-positive sowie falsch-negative Ergebnisse und führt damit zu unnötigen Folgeuntersuchungen. Bei Verdacht auf ein Karzinom erfolgt eine Ultraschalluntersuchung und Blasenspiegelung. Am Ordensklinikum Linz bieten wir Patient*innen mit Harnblasenkrebs das komplette international anerkannte Spektrum an Leistungen, von der Blaulichtzystoskopie (siehe Bild) über die transurethrale Resektion bis hin zur Blasenentfernung mit Harnblasenersatz“, schildert OA Luger. Ebenso werden bewährte systemische und – im Zuge von Studien – neue zielgerichtete Therapien, z. B. mit Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten oder FGFR3-Inhibitoren, angewendet.

 

OA Dr. Ferdinand Luger: "Dem Harnblasenkrebs wird in der Vorsorge zu wenig Beachtung geschenkt."

 

Prostatakarzinom erkennen

„Die Früherkennung von Prostatakrebs (PCA) funktioniert seit Einführung des Vorsorgeprogramms und der ‚Loose Tie‘-Kampagnen der Krebshilfe sehr gut. Red Flags des PCA sind diffuse Schmerzen im Becken und an der Wirbelsäule, selten jedoch Miktionsbeschwerden“, sagt OA Luger. Männern ab dem 45. Lebensjahr, bzw. ab dem 40. Lebensjahr bei familiärer Vorbelastung, wird empfohlen, regelmäßig eine Prostata-Vorsorgeuntersuchung durchzuführen. Diese beinhaltet eine digitale rektale Untersuchung, einen PSA-Test und eine Ultraschalluntersuchung der Niere sowie des Unterbauchs. „Ein großes Problem der PSA-Wert-Bestimmung ist, dass ein Drittel aller Tumoren PSA-negativ ist. Die ‚number needed to scan‘, um einen Todesfall zu verhindern, beträgt 570; die ‚number needed to diagnose‘ beträgt 18. Meiner Meinung nach eignet sich der PSA-Wert daher für das Basisscreening durch geschulte Ärzt*innen, ist aber nur ein Teil einer umfassenden klinischen Untersuchung. Wichtig sind der Tastbefund und eine Familienanamnese“, macht OA Luger aufmerksam.

 

Die Photodynamische Diagnostik (PDD) verbessert die Darstellung des Tumorbereichs während der Blasenspiegelung.

Die Photodynamische Diagnostik (PDD) verbessert die Darstellung des Tumorbereichs während der Blasenspiegelung.

 

Begutachtung mit hochfrequentem Ultraschall

Ist der PSA-Wert erhöht, so lautet die Empfehlung von urologischen Fachgesellschaften mittlerweile, dass vor einer Biopsie eine MRT durchgeführt werden soll. „Das birgt mehrere Probleme, hinsichtlich der Verfügbarkeit von MRT-Geräten, der Auslastung der niedergelassenen Radiolog*innen und letztlich der Finanzierung durch die Kassen. Hinzu kommt, dass es (noch) keine einheitlichen Radiologie-Standards gibt, die standardisierte, qualitätsgesicherte Befunde liefern“, so OA Luger. Deshalb wurde am Ordensklinikum Linz Elisabethinen 2019 damit begonnen, die Prostata mit hochfrequentem Ultraschall auf suspekte Herde hin zu begutachten. Die Frequenz von 29 MHz ermöglicht hochauflösende und detailgetreue Bilder der Prostata. „Patient+innen mit Verdacht auf ein PCA können auch direkt an uns zur Biopsie überwiesen werden. Im Rahmen der randomisierten OPTIMUM-Multicenterstudie eruieren wir zeitgleich, ob eine Biopsie mittels MRT oder Hochfrequenzultraschall besser abschneidet“, macht OA Luger aufmerksam. Mittlerweile sind die therapeutischen Möglichkeiten so gut, dass der metastasierte Prostatakrebs in den meisten Fällen wie eine chronische Erkrankung behandelt werden kann. „Das Ordensklinikum Linz bietet mit dem Prostatazentrum eine onkologische Vollversorgung an – von der Früherkennung über die robotische Chirurgie bis zum Einsatz von modernsten Medikamenten in Studien“, führt OA Luger aus.

 

Zuweisungskriterien bei Tumoren im urologischen Bereich:

  • Nierentumoren: Oft Zufallsbefund infolge einer CT oder eines Ultraschalls des Abdomens.
  • Urothelkarzinom oberer Harntrakt: Meist kolikartige Beschwerden oder schmerzlose Makrohämaturie.
  • Harnblasentumoren: Schmerzlose Makrohämaturie. Zystoskopie veranlassen.
  • Prostatakarzinom: Verdacht nach klinischer Untersuchung und erhöhter PSA-Wert.
  • Hoden- und Penistumoren: Oft Zufallsbefund beim Tasten durch den Betroffenen. 

 

Zusammenfassung:

  • Red Flags in der Urologie sind die schmerzlose Makrohämaturie sowie Koliken, insbesondere mit Nierenstauung, und der febrile Harnwegsinfekt beim Mann.
  • Harnblasenkarzinom bei der Frau: Nach wie vor späte Diagnose aufgrund von Verwechslung mit entzündlichen Erkrankungen.
  • Prostatakarzinom: Der PSA-Wert allein sagt wenig aus. Eine umfassende klinische Untersuchung ist erforderlich. Hausärzt*innen sind mehrfach gefordert. Obacht gebieten vor allem die Blase der Frau und die Prostata des Mannes
     

Kontakt:

Abteilung für Urologie und Andrologie: www.ordensklinikum.at/urologie

Prostatazentrum am Ordensklinikum Linz: www.ordensklinikum.at/prostatazentrum