OA Dr. Lukas Holzinger leitet seit 1.1.2024 die Notfallambulanz (NFA) am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. Als große Herausforderung sieht er die stetig steigenden Patientenzahlen in Kontext mit begrenzten Ressourcen. Ein Anliegen ist ihm die Etablierung der innerklinischen Akut- und Notfallmedizin als internistisches Sonderfach.
AM PULS: Dr. Holzinger, wie lange sind Sie bereits am Ordensklinikum Linz tätig?
OA Holzinger: Ich bin seit 2011 im Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern beschäftigt und ich habe hier die Ausbildung für Innere Medizin, das Zusatzfach Kardiologie und seit kurzem auch Intensivmedizin absolviert.
Was schätzen Sie an Ihrem Fach und was sind die Anforderungen?
OA Holzinger: Das Schöne an der Notfallmedizin ist, einen klaren Auftrag zu haben – und der lautet, akute medizinische Probleme zu behandeln. Die Patient*innen erwarten sich, dass ihnen sofort geholfen wird. Oft ist unklar, welche Erkrankung sich hinter einem Leitsymptom verbirgt, es können vielfältige Erkrankungen zum Vorschein kommen. Damit ist auch ein gewisser „Nervenkitzel“ verbunden. Oft sind schnelle Entscheidungen nötig, man ist gefordert und muss ein breites Wissensspektrum abdecken. Es müssen auch ethische Entscheidungen getroffen, Therapiekonzepte rasch erstellt und eine nachgelagerte Versorgung sichergestellt werden. Das sind Aufgaben, in die man mit zunehmender Routine hineinwächst.
Welche sind die derzeit größten Herausforderungen?
OA Holzinger: Wir sehen eine jährliche Steigerung der Patientenzahlen. 2023 haben wir erstmals mehr als 30.000 Patient*innen behandelt. Im Durchschnitt sehen wir 250 Patient*innen pro Aufnahmetag. Bei den internistischen Patient*innen gibt es eine jährliche Steigerung von ca. fünf Prozent. Die Aufnahmequote liegt bei etwa 20 bis 25 Prozent, absolute Notfälle liegen unter fünf Prozent. Mit dem steigenden Patientenaufkommen wird es aber zunehmend schwieriger, Notfälle herauszufiltern und Fehlentscheidungen zu vermeiden. Zur Bewältigung dieser angespannten Situation sind ein guter Zusammenhalt im Team, eine gute Ausbildung des Nachwuchses sowie die Entwicklung eines Konzepts für eine optimale Filterfunktion und interne Abläufe wichtig. Als Aufgabe für die Zukunft sehe ich die Etablierung eines interprofessionellen Teams inklusive Schockraumversorgung gemeinsam mit der Anästhesie.
Große Teile des Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern werden generalsaniert. Welche Neuerungen wird es in der NFA geben?
OA Holzinger: Von den Raumressourcen her stoßen wir derzeit an unsere Grenzen, der aktuell stattfindende Umbau der Räumlichkeiten soll Entlastung schaffen. Wir werden sehr viel mehr Fläche zur Verfügung haben. Es sind größere Wartebereiche mit einem großzügigen Anmeldestützpunkt vorgesehen. Weiters wird es mehr Untersuchungsräume, eine zusätzliche Ersteinschätzungskoje sowie passende Lagerräume geben. Und wir bekommen einen Schockraum, der uns ermöglicht, die Intensivstationen zu entlasten. Manchmal bedarf es etwas Zeit, um zu entscheiden, was der*die Patient*in braucht und welche Intensivstation die richtige ist. So können stationäre Ressourcen besser ausgenützt oder auch geschont werden.
OA Dr. Lukas Holzinger, Leiter der Notfallambulanz am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern
Wie funktioniert der Betrieb der NFA während des Umbaus?
OA Holzinger: Mitte 2025 übersiedeln wir provisorisch einen Stock höher ins Hochparterre – in die künftige Pflegeambulanz, die derzeit gebaut wird. Wir haben in enger Abstimmung mit dem Baumanagement ein bestmögliches Raumkonzept entwickelt, sodass wir bereits im Provisorium mehr Möglichkeiten für Behandlungen haben, bis die neue Ambulanz Mitte 2026 bezugsfertig ist. Seit November gibt es die provisorische Rettungseinfahrt in der Langgasse, von wo die Rettungskräfte die Patient*innen in die NFA bringen.
Sehen Sie Möglichkeiten, die Patientenströme besser zu steuern?
OA Holzinger: Wir beteiligen uns an „Check-in 1450“ und erhoffen uns positive Lenkungseffekte. Das Projekt wurde vom Land Oberösterreich in Auftrag gegeben. Patient*innen rufen zur Erstabklärung bei der Gesundheitshotline an und werden, wenn es nötig ist, zu uns überwiesen. Auch Hausärzt*innen können im Notfall mit Angabe von Diagnose und Fragestellung an uns überweisen.
Im Oktober hat Ihre Abteilung den ersten Notfallmedizinkongress abgehalten. Wie kam es dazu?
OA Holzinger: Der Kongress dient der Vernetzung und wissenschaftlichen Weiterentwicklung der Akut- und Notfallmedizin. Wir planen, ihn künftig jährlich durchzuführen. Wir sehen, dass sich die Akut- und Notfallmedizin als eigener Schwerpunkt in den Spitälern etabliert. Das wird zu einer qualitativen Verbesserung der Patientenversorgung, insbesondere in den Notfallambulanzen, führen – und wir versuchen diese Entwicklung aktiv mitzugestalten.
Wie entspannen Sie sich nach einem anstrengenden Arbeitstag?
OA Holzinger: Ich kann beim Laufen und bei der Gartenarbeit gut abschalten. Ansonsten verbringe ich meine Freizeit am liebsten mit meiner Frau und unseren drei Kindern.
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