Gefährliches Gehirndoping: Jugendliche, die Milligramm mit Gramm verwechselten, landeten auf der Intensivstation
Schüler und Studenten greifen vor großen Prüfungen oft zu starkem Kaffee, Energydrinks und Koffeintabletten, um länger und konzentrierter lernen zu können. Jeder fünfte Student betreibe diese Form des "Gehirndopings", besagt eine Studie von Mainzer Wissenschaftern.
"Mit handelsüblichen Produkten kann man damit auch wenig Schaden anrichten. Gefährlich wird die Sache allerdings, wenn man hochkonzentriertes Koffeinpulver aus dem Internet bestellt und sich bei der Dosierung irrt", sagt Kardiologe Lorenz Pilgerstorfer vom Ordensklinikum Barmherzige Schwestern Linz.
Es komme immer wieder vor, dass Jugendliche oder junge Erwachsene mit "Koffeinvergiftung" mit dem Notarzt ins Spital eingeliefert werden. Der Grund für Übelkeit, Herzrasen, Kaltschweißigkeit und Bewusstseinstrübungen: "Koffeinpulver, das zu sehr günstigen Preisen im Internet bestellt und dann selbst in Kapseln abgefüllt wird. Wer sich bei der Dosierung irrt und Gramm mit Milligramm verwechselt, kann sich schnell in Lebensgefahr bringen", erzählt der Oberarzt, der bereits Patienten behandelt hat, die durch diesen fatalen Irrtum einen Herzstillstand erlitten hatten und wiederbelebt werden mussten.
Wie viel ist unbedenklich?
Gesunde Erwachsene können über den Tag verteilt bis zu 400 Milligramm Koffein zu sich nehmen, sagt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Diese Menge steckt zum Beispiel in rund fünf Tassen Filterkaffee oder Espresso, wobei der Koffeingehalt je nach Zubereitungsart schwanken kann. Eine ähnliche Menge enthalten fünf Dosen Red Bull oder neun Tassen schwarzer Tee zu je 200 Milliliter.
100 Tassen Kaffee in 6 Stunden
Auch Konzentrationen, die weit unter der tödlichen Dosierung von sechs bis zehn Gramm reinem Koffein liegen (das entspricht etwa 100 Tassen Kaffee, die in sechs Stunden getrunken werden müssen), können unangenehme Folgen haben. "Man kann schwitzen, schwindelig und ein bisserl unruhig werden, wenn man zu viel Kaffee trinkt", sagt Lorenz Pilgerstorfer.
"Wirklich gefährlich ist es aber, wenn man sich Dinge aus dem Internet bestellt und mit der Dosierung nicht umgehen kann", sagt er. Jenen Jugendlichen, die mit schweren Herzproblemen ins Spital eingeliefert wurden, gehe es übrigens wieder gut. "Sie hatten Glück, dass die Eltern den Notarzt gerufen haben."
Text: OÖN / Barbara Rohrhofer
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Kardiologie Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern
Kardiologie Ordensklinikum Linz Elisabethinen