Aktuelles

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Ordensklinikum Linz

Kryoablation der Niere

Datum: 03.10.2024

Am Ordensklinikum Linz Elisabethinen wird die Kryoablation zur Therapie von Nierentumoren eingesetzt. Dieser minimalinvasive, bildgesteuerte Eingriff ermöglicht es, Tumore sicher und schonend zu gefrieren und damit dauerhaft zu zerstören.

Das Nierenzellkarzinom gehört zu den häufigeren malignen Tumoren, wobei mehr Männer als Frauen betroffen sind. Nierenkrebs kann in jedem Lebensalter auftreten, meist wird er zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr diagnostiziert. Nierenzellkarzinome sind häufig Zufallsfunde, die bei einer abdominellen Diagnostik aus anderer Indikation mittels Sonographie oder Schnittbildverfahren entdeckt werden. Im Jahr 2022 wurde in Österreich bei 881 Männern und 433 Frauen Nierenkrebs diagnostiziert.

 

Alternative zur Tumor-Operation

Die wichtigste Behandlung eines lokal begrenzten Nierenzellkarzinoms ist die Operation mit dem Ziel, den Tumor vollständig zu entfernen. Eine gute Alternative zur klassischen operativen Therapie ist die Kryoablation, die am Ordensklinikum Linz Elisabethinen bereits seit 2016 angewandt wird. Dabei werden Krebszellen durch Vereisung zum Absterben gebracht. „Die Kryoablation kann bei verschiedenen malignen wie auch benignen Tumoren angewandt werden. Wir verwenden die Methode vor allem bei Nieren- sowie Weichteiltumoren und neuerdings auch bei Brustkrebs“, schildert OA Dr. Alexander Kupferthaler EBIR, Leitung Interventionelle Radiologie, Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Ordensklinikum Linz, und fährt fort: „Ob eine Operation oder eine Kryoablation möglich ist, hängt von vielen Faktoren, wie z. B. Größe und Lage des Tumors, ab. Die Entscheidung, welche Behandlung ein*e Patient*in bekommt, wird im interdisziplinären Tumorboard getroffen.“

 

Indikationen für eine Kryoablation

Das Verfahren ist insbesondere für Patient*innen bei kleineren Nierentumoren, im fortgeschrittenen Alter und wenn eine Operation infolge reduzierten Allgemeinzustands nicht möglich ist, die Methode der Wahl. OA Kupferthaler bringt ein Beispiel: „Bei Patient*innen, die nur noch eine Niere haben, ist eine minimalinvasive Methode von Vorteil, da es im Rahmen einer Operation zu einer Nephrektomie kommen könnte und die Patient*innen dann dialysepflichtig werden. Mit der Kryoablation kann nierenerhaltend behandelt werden.“

 

Ablauf einer Kryoablation

Die Kryoablation erfolgt in Vollnarkose. Sind Patient*innen nicht narkosefähig, kann der Eingriff in Sedierung erfolgen. Üblicherweise liegen die Patient*innen auf dem Bauch, weil die Radiolog*innen den Eingriff vom Rücken oder von der Seite aus vornehmen. OA Kupferthaler schildert das Vorgehen: „Die Intervention erfolgt in der Computertomografie, entweder nativ oder mit Kontrastmittel. Eine KM-CT ist manchmal nötig, um den Tumor besser abzugrenzen. Vor dem Eingriff wird genau geplant, wie viele und welche Sonden im Tumorgewebe platziert werden. Dies ist abhängig von der Größe und der Lage des Tumors. Es gibt verschiedene Nadeln, die Eisbälle mit einer Größe von ein bis drei Zentimetern erzeugen können. Unter CT-Kontrolle können Abweichungen von der Planung erfolgen, beispielsweise wenn eine weitere Nadel erforderlich ist, um eine optimale Platzierung sicherzustellen.“ Am Ordensklinikum Linz wurden bislang Tumoren mit einer Größe von zwei bis sechs Zentimetern behandelt. „Hinsichtlich der Tumorgröße ist die Kryoablation nicht limitiert. Ist allerdings mehr als die Hälfte der Niere befallen, macht der Eingriff keinen Sinn“, stellt OA Kupferthaler fest. „Für eine erfolgreiche Ablation müssen die Eisbälle den gesamten Tumor inklusive einer Randzone abdecken, weil sich im Randsaum oft Anteile des Tumors befinden, die man nicht sieht.“ Sobald die Nadeln platziert sind, erfolgt die Ablation in Zyklen – insgesamt dauert die Behandlung 34 Minuten. Das Gerät leitet das Edelgas Argon ein und gefriert zehn Minuten, im CT wird sichtbar, dass sich ein Eisball bildet. Behandler*innen können daher sofort kontrollieren, ob der Eisball den gesamten Tumor abdeckt. Sollte dies nicht der Fall sein, muss eine weitere Nadel gesetzt werden. OA Kupferthaler: „Der große Vorteil im Vergleich zu anderen Ablationsverfahren ist, dass ich sofort sehe, ob ich gute Arbeit leiste.“ Der erste Zyklus, die Bildung des Eisballs mit -80 bis -100 Grad, führt zur Vereisung der Krebszellen, dann wird für sieben Minuten durch die Körperwärme wieder aufgetaut. Im Anschluss wird der Vorgang wiederholt.

 

Ass. Dr. Stephan Grundner und OA Alexander Kupferthaler
führen eine Kryoablation durch. 

 

 

OA Dr. Alexander Kupferthaler

OA Dr. Alexander Kupferthaler EBIR, Leitung Interventionelle Radiologie, Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Ordensklinikum Linz

 

OA Kupferthaler hält fest: „Bevor man die Sonden aus dem Stichkanal zurückzieht, werden diese auf 100 Grad erhitzt, damit keine Tumorzellen in den Stichkanal verschleppt werden.“ Zum Abschluss wird ein Kontrastmittel-CT zur Kontrolle der Ablationszone und zum Blutungsausschluss angefertigt.

OA Kupferthaler betont: „Wir mussten noch nie ein Nierengefäß aufgrund einer Blutung embolisieren, auch bei Leberablationen hatten wir diese Komplikation noch nicht.“ Gutartige Tumoren der Nieren können ebenfalls mit der Kryoablation behandelt werden, dabei wird das Gefäß, das den Tumor versorgt, mittels eines Katheters verschlossen. OA Kupferthaler zieht ein positives Resümee: „Es wurden bereits über 40 Eingriffe an der Niere in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Urologie erfolgreich durchgeführt und es trat bislang kein Rezidiv auf.“
Die meisten Patient*innen werden nach zwei Tagen entlassen. Kontrollen erfolgen nach drei und sechs Monaten und dann nach einem Jahr.

 

FALLBERICHT:

Frau. K., 71a, Nierenzellkarzinom aus transformierter Bosniak-IV-Zyste rechts

Vorgeschichte:
• Z. n. offener Nephrektomie links mit medianer Laparotomie bei Nierenzellkarzinom (pT2 pN0 cM0, Grad 1)
• Komplizierte Nierenzyste rechts (Bosniak IV)
• Bei einer konventionellen Tumorexzision sehr hohes Risiko einer Nephrektomie

Untersuchungsergebnisse:
• 4-Phasen-CT Abdomen: hypodense, fünf Zentimeter große Läsion mit randständiger Kontrastmittelanreicherung und Septierungen sowie einem drei Zentimeter großen soliden Anteil der rechten Niere
• Biopsie: solide Anteile einer suspekten Zystenläsion gewichtet mit dem Befund einer klarzelligen Variante eines Nierenzellkarzinoms

Problemstellung:
• Aufgrund der Lage des Tumors unbedingte Schonung des Harnleiters mittels Double-J-Katheter sowie Schonung der umgebenden Strukturen durch Hydrodissektion
• Verhinderung der Verschleppung von evtl. Tumorzellen im zystischen Anteil

Therapie am Ordensklinikum Linz:
• Zweizeitiges Vorgehen: Zuerst erfolgreiche superse-lektive Microspheres-Embolisation der suspekten Bosniak-IV-Zyste rechts
• Danach hochkomplexe Kryoablation der malignen Nierenneoplasie rechts mittels sechs Kryosonden, Zystenaspiration und Hydrodissektion

Outcome:
• Die 1-Jahres-Kontrolle zeigt die Patientin rezidivfrei
• Größenregredienz der zystischen Formation der rechten Niere

Mehr zum Thema
Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie
Tel.: 0732 7676 - 3800
www.ordensklinikum.at/radiologie