Aktuelles

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Ordensklinikum Linz

Neue Ambulanz für junge Erwachsene mit urologischen Erkrankungen

Datum: 02.01.2023

Anfang 2022 wurde die Adoleszenz- Ambulanz neu geschaffen. Sie dient als urologische Anlaufstelle für die Transition ins Erwachsenenalter und schließt eine Versorgungslücke kinderurologischer Patient*innen. Die Abteilung für Kinderurologie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern ist neben der Versorgung kinderurologischer Erkrankungen auf komplexe urologische Probleme spezialisiert und europäisches Referenzzentrum für seltene Erkrankungen des Urogenitaltrakts. Über 3.000 Kinder werden hier jährlich stationär aufgenommen. „Kinderurologische Erkrankungen sind sehr komplex. Insbesondere Patient*innen mit einer angeborenen Fehlbildung des Urogenitaltrakts brauchen lebenslang eine medizinische Betreuung“, erläutert OA Dr. Mark Koen.


Herausforderung Transition

Sobald Patient*innen das 18. Lebensjahr erreichen, ist die Kinderurologie formal nicht mehr zuständig. Der Wechsel an eine Abteilung für Urologie und Andrologie gestaltet sich jedoch oft schwierig, denn diese sind meist auf onkologische Erkrankungen von Prostata, Niere und Blase sowie auf andere urologische Erkrankungen fokussiert. OA Koen meint: „Das führte bislang dazu, dass junge erwachsene Patient*innen ‚heimatlos‘ wurden.“ OA Koen erklärt: „Manche denken, dass nach der Behandlung im Kindesalter alles in Ordnung ist, andere haben sich mit ihrer Situation abgefunden. Im Laufe des Erwachsenwerdens können jedoch Ereignisse eintreten, die die Erkrankung verändern und den Wunsch nach einer medizinischen Begutachtung wecken. Etwa, wenn ein junger Mann mit bestehender Inkontinenzversorgung (z. B. Windeln) eine neue Freundin hat.


Start der Adoleszenz-Ambulanz

Um die Patient*innen weiterhin bestmöglich versorgen zu können, entwickelte OA Koen gemeinsam mit Ass. Dr. Lukas Steinkellner und in Abstimmung mit Prim. Dr. Wolfgang Loidl, Vorstand der Abteilung für Urologie und Andrologie im Ordensklinikum Linz Elisabethinen, sowie mit Prim. Dr. Josef Oswald, Vorstand der Abteilung für Kinderurologie, ein Konzept für eine Adoleszenz-Ambulanz. Diese ging Anfang 2022 in Betrieb. Sie wird primär von OA Koen und Dr. Steinkellner betreut. Weitere Urolog*innen aus dem Ordensklinikum Linz Elisabethinen sind konsiliarisch tätig. Wenn sich aus der Begutachtung die Notwendigkeit einer Operation ergibt, wird die*den Patient*in in der Abteilung für Urologie und Andrologie im Ordensklinikum Linz Elisabethinen aufgenommen und gemeinsam medizinisch betreut.


Anlaufstelle für Zuweiser*innen

Die Adoleszenz-Ambulanz steht auch Zuweiser*innen offen. „Solange alles gut läuft, sind urologische Kontrollen unter Durchführung von Anamnese, Ultraschall, Kontrolle von Blase, Niere, Harn usw. im niedergelassenen Bereich möglich“, sagt OA Koen, „merkt die*der Kollegin*Kollege aber, da braucht es mehr, kann sie*er an die Adoleszenz-Ambulanz zuweisen.“ Dr. Steinkellner nennt ein Beispiel: „Sucht ein*e Patient*in mit einer neurogenen Blasenentleerungsstörung wegen rezidivierenden Harnwegsinfekten eine Praxis auf, reichen die Abklärung mit Ultraschall und die Verordnung einer (Antibiotika-) Therapie meist nicht aus.“ Zur weiterführenden Abklärung bedarf es spezieller Untersuchungen, wie einer Videourodynamik. Hier können die Koordination der Blasenmuskulatur und des Schließmuskels sowie die Morphologie der Blase bzw. des Harntrakts bei Füllung und Miktion beurteilt werden. Möglicherweise nachgewiesene Druckerhöhungen in der Blase sowie Restharn begünstigen bspw. rezidivierende Harnwegsinfekte. Langfristig besteht das Risiko einer zunehmenden Niereninsuffizienz und Dialysepflichtigkeit. Dr. Steinkellner gibt zu bedenken: „Viele Patient*innen haben im Alter von acht bis 15 Jahren große Operationen hinter sich gebracht und bei manchen stehen weitere an. In der Adoleszenz-Ambulanz geht es darum, langfristige Konzepte auszuarbeiten. Ziele sind eine soziale Kontinenz, also eine kontrollierte Entleerung von Blase und Mastdarm, sowie der Erhalt der Nierenfunktion bei bestmöglicher Lebensqualität.“

 

OA Dr. Mark Koen sagt: "In der Adoleszenz-Ambulanz erhalten junge Erwachsene mit schwerwiegenden urologischen Erkrankungen umfassende Betreuung."

 Dr. Lukas Steinkellner und OA Dr. Mark Koen
Dr. Lukas Steinfellner und OA Dr. Mark Koen betreuen die Adoleszenz-Ambulanz.

 

Ein weiteres Arbeitsfeld der Adoleszenz-Ambulanz ist die interdisziplinäre Vernetzung. Bei vielen Themen braucht es die Expertise anderer Fachrichtungen oder der Pflege. Die Stoma- und Sexualberatung unterstützt bspw. jene Patient*innen, die selbst katheterisieren müssen oder unter sexuellen Funktionsstörungen leiden. „Bei Frauen ist der Kinderwunsch und damit die Frage, wie man damit umgeht, ein häufiges Thema. In diesem Fall arbeiten wir mit dem Konventhospital Barmherzige Brüder zusammen und begleiten die Geburt“, sagt OA Koen. „Darüber hinaus werden Ansprechpartner* innen unterschiedlicher Fachrichtungen im niedergelassenen Bereich vermittelt.“ OA Koen und Dr. Steinkellner unisono: „Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit mit den Zuweiser*innen.“


Adoleszenz-Ambulanz für Patient*innen

• mit neurogenen Blasenfunktionsstörungen bei dysraphischen Störungen

im Bereich der Wirbelsäule, dazu gehört Spina bifida (Myelomeningocele)

• mit anorektalen Fehlbildungen sowie funktionellen Störungen der Blase

• mit Blasenekstrophie/Epispadie-Komplex

• die nach einer Hypospadie-Operation noch Probleme haben, wie eine Restkümmung des     Penis

• nach Harnröhrenklappenerkrankung

• mit Varianten von sexueller Entwicklung (DSD – disorders of sexual differentiation)

• mit adrenogenitalem Syndrom (AGS)


Hinweis für Zuweiser*innen

Ambulanzzeiten:

Mittwochnachmittag, ausschließlich nach telefonischer Terminvereinbarung mit Überweisung.

Telefonische Terminvereinbarung über die kinderurologische Ambulanz:
Mo – Fr, 13.00 – 15.00 Uhr, unter 0732 7677 - 7470/7610

Die Transitionsambulanz ist im Bereich der Gastroenterologie im Hochparterre, Bauteil L, ehemalige Urologie-Ambulanz, am Standort der Barmherzigen Schwestern Linz angesiedelt.