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Ordensklinikum Linz

Neue Therapien bei Psoriasis

Datum: 22.05.2024

Psoriasis löst entzündliche Prozesse im Körper aus, die auch Gelenke und Gefäßsystem betreffen, außerdem begünstigt sie Depressionen. Neue Therapien halten die Erkrankung in Schach.

Rund zwei bis drei Prozent der Österreicher* innen sind von Psoriasis betroffen. Die Patient*innen leiden nicht nur unter den körperlichen Auswirkungen, sondern auch unter Stigmatisierung. Eine forsa-Umfrage1) hat ergeben, dass sich 27 % der Befragten keine Partnerschaft mit einer an Psoriasis erkrankten Person vorstellen können. 13 % lehnen das Händeschütteln ab, 7 % möchten mit Erkrankten nicht am selben Tisch sitzen. OA Dr. Alexander Mlynek, Leiter der Psoriasis-Ambulanz am Ordensklinikum Linz, betont: „Die Lebensqualität der Patient* innen ist stark eingeschränkt.“

 

Ursachen und Diagnostik

Die Erkrankung hat einen genetischen Hintergrund, dazu kommen Triggerfaktoren wie Stress mit über 92 %, Infektionen mit 33 % und Medikamente wie z.B. Betablocker mit 3,7 %. OA Mlynek erläutert: „Die Diagnostik ist mitunter schwierig. Nicht alles, was gerötet ist, schuppt und juckt, ist eine Schuppenflechte. Im Zweifelsfall ist eine Biopsie nötig.“ Die Erkrankung tritt in verschiedenen Formen auf. Die häufigste ist die Psoriasis vulgaris mit großflächigen Plaques an Knien, Rumpf, Ellbogen und am Kopf. Andere Formen zeigen großflächige Rötungen in den großen Hautfalten, z.B. im Genitalbereich und in der Gesäßfalte (Psoriasis inversa), punktartige Herde, oft mit Streptokokken (Psoriasis guttata), oder sterile Eiterpusteln an Hand- und Fußflächen (Psoriasis pustulosa palmoplantaris). Bei der Nagelpsoriasis kommt es zu Nagelbett- und Nagelmatrixveränderungen.

 

Psoriasis ist eine Systemerkrankung

Psoriasis zählt zu den Autoimmunerkrankungen. OA Mlynek betont: „Die Entzündung wirkt im System Mensch.“ Die Patient*innen weisen zu 30 % eine Gelenksbeteiligung auf und haben häufig Komorbiditäten. Dazu gehören rheumatische Arthritis, chronische entzündliche Darmerkrankungen sowie metabolische Veränderungen. Durch die chronische Entzündung leiden die Patient*innen oft an Fersenschmerz, Fatigue oder Gelenksteifigkeit, welche klinische Kennzeichen für eine frühe Psoriasisarthritis sind. Sie haben ein höheres Risiko, an Diabetes und arterieller Hypertonie zu erkranken, was durch Nikotin- und Alkoholabusus verstärkt wird. Auch die Leber ist oft betroffen. Weiters fördert die Hautentzündung den Knochenabbau. Das Zytokin IL-17 bewirkt eine verringerte Knochendichte im extraartikulären Knochen, wodurch sich das Frakturrisiko erhöht. Adipositas erhöht das Risiko einer Psoriasiserkrankung um 30 bis 50 %, zudem ist das Ausmaß stärker und die Effektivität systemischer Therapien reduziert. Der Experte hält fest: „Abnehmen zahlt sich aus, die Psoriasis kann sich dadurch massiv verbessern.“ Depressionen sind entzündungsbedingt eine echte Komorbidität. IL-17 spielt hierbei eine zentrale Rolle, weil es über peripheres Blut ins zentrale Nervensystem gelangen kann. Wenn die Hautherde abheilen, sinkt auch der IL-17-Spiegel. „Hier gibt es Daten, dass IL-17- und IL-23-Antikörper-Therapien zu einer Besserung der Depression bzw. Angststörung führen können“, erklärt OA Mlynek.

 

 

OA Dr. Alexander Mlynek, Leiter der Psoriasis-Ambulanz am Ordensklinikum Linz

 

Das Atheroskleroserisiko von Menschen mit Psoriasis ist gleich hoch wie bei Patient* innen mit Diabetes und sie haben im Alter von 40 bis 50 Jahren ein um 50 % erhöhtes Herzinfarktrisiko. Insgesamt verkürzt eine mittelschwere bis schwere Schuppenflechte die Lebenserwartung um vier bis fünf Jahre.

Individuell abgestimmte Therapien

„Psoriasis ist nicht heilbar, aber extrem gut behandelbar“, betont OA Mlynek. „Wichtig ist festzulegen, welches Therapieziel mit welcher Medikation erreicht werden kann.“ Die Therapiewahl in Anlehnung an die aktuelle S3-Leitlinie2) hängt von der Krankheitsschwere (PASI) und der Lebensqualität ab und ist immer eine Einzelfallentscheidung. Bei einer leichten chronischen Psoriasis vulgaris ist eine topische Therapie indiziert. In erster Linie mit Kortikoiden, aber auch mit Calcineurin-Inhibitoren (Off-Label-Use) und Vitamin-D3-Analoga.Bei einer mittleren bzw. schweren Form ist eine Systemtherapie angezeigt. Alle Biologika müssen individuell abgestimmt werden. Kontraindikationen sind eine Herzinsuffizienz, schwere Infektionen, Schwangerschaft und Stillzeit (ausgenommen Certolizumab) sowie demyelinisierende Erkrankungen (Anti-TNF-α). Bei malignen Grunderkrankungen ist der*die Onkolog*in hinzuziehen. OA Mlynek hält fest: „Auch wenn Biologika gut wirksam sind, ersetzen sie nicht die nötige Umstellung der Lebensgewohnheiten, sprich gesunde Ernährung und Bewegung, gegebenenfalls Gewichtsreduktion sowie Beendigung eines eventuellen Alkohol- und Nikotinabusus.“

 

Kontakt für Zuweiser*innen
Psoriasis-Ambulanz
Jeden Mittwochvormittag nach Terminvereinbarung unter Tel.: 0732 7676 - 4500
www.ordensklinikum.at/psoriasis-ambulanz