750.000 Österreicher über 50 Jahre sind von Osteoporose betroffen, davon mehr als 600.000 Frauen, Tendenz steigend.
Durch verschiedene Einflüsse verliert der Knochen im Laufe unseres Lebens an Masse, Stabilität und Festigkeit und wird im wahrsten Sinne des Wortes "porös". "Die Folgen sind Knochenbrüche bei Belastungen, die ein gesunder und stabiler Knochen ohne Weiteres aushalten würde. Bei schwerer Osteoporose reicht manchmal schon das Heben einer Einkaufstasche, um einen Wirbelkörpereinbruch auszulösen", sagt Primar Daniel Cejka, Leiter der Abteilung für Nephrologie und Transplantationsmedizin am Ordensklinikum und Chef einer Osteoporosepraxis in Linz. Die Statistik besagt, dass ungefähr jede zweite Frau über 50 im Laufe ihres Lebens einen Knochenbruch erleiden wird. Diese Brüche können sehr schmerzhaft sein, zu Fehlstellungen der Wirbelsäule (Kyphose, der sogenannte "Witwenbuckel") führen und die Beweglichkeit einschränken. Ein Wirbelkörperbruch kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Kommt es zu einer Fraktur am Becken oder Bein, kann dies weitreichendere Folgen haben, die bis zur Bettlägrigkeit reichen. "Deshalb gilt es, Knochenbrüche zu verhindern, um den Betroffenen ein möglichst gesundes und langes Leben zu ermöglichen", sagt Cejka.
Frauen häufiger betroffen
Bis zum Alter von 30 Jahren baut der Körper Knochen auf. Die Wechseljahre bedeuten leider den größten Einschnitt. Denn ohne die schützenden Östrogene werden die knochenabbauenden Zellen deutlich aktiver. Wir werden unbeweglicher, unsere Knochen spröder. Männer sind besser dran. Ihre Sexualhormone nehmen deutlich langsamer ab, weshalb sie auch deutlich später und seltener an Osteoporose erkranken. Aber auch einige Erkrankungen, Medikamente und Therapien können zu diesem Leiden führen: zum Beispiel eine Dauertherapie mit Cortison, eine antihormonelle Therapie zur Behandlung von Brustkrebs, Prostatakrebs, entzündlich rheumatische Erkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, Diabetes und auch Nierenerkrankungen. "Bei eingeschränkter Nierenfunktion steigt das Frakturrisiko exponentiell an", sagt Primar Cejka, der zu diesem Thema sogar seine Habilitation geschrieben hat. Und er weiß auch, was man tun kann, um den Knochenabbau zu bremsen.
Maßnahmen, um Osteoporosoe vorzubeugen
- Nicht zu dünn werden: Sehr dünne, kleine Frauen sind öfter betroffen, da sie in der Regel wenig Fettgewebe haben, in dem das knochenschützende Hormon Östrogen gespeichert wird. Am besten ist das Normalgewicht. Zu dick ist natürlich auch nicht gut, weil die Knochen dann zu viel tragen müssen.
- Krafttraining: Ausdauersport wie Nordic Walking ist zwar gesund und wichtig, aber leider kein geeignetes Training für starke Knochen. Hier empfiehlt Spezialist Daniel Cejka eher Kraftsport, Pilates, Yoga oder das spezielle Kieser-Training. Wandern und Spaziergänge durch den Wald seien ebenfalls anzuraten. "Damit trainiert man die Koordination."
- Milchprodukte: Mit der richtigen Ernährung kann man viel für sein Knochengerüst machen. Eine ideale Quelle sind alle Milchprodukte, aber auch kalziumhältige Mineralwässer tun den Knochen etwas Gutes. Mit einem veganen Lebensstil würde man seinen Knochen nichts Gutes tun.
- Wenig Alkohol, kein Nikotin: Die Wirkung des Alkohols auf den Knochenstoffwechsel ist noch nicht eindeutig geklärt. Bei mäßigem Alkoholkonsum (täglich ein Glas Wein oder Bier) sind meist keine Probleme zu befürchten. Hingegen führt ein hoher Alkoholgenuss zu einer Abnahme der Knochenmasse. Das Rauchen hat eine definitiv Osteoporose-fördernde Wirkung, da sich durch den Zigarettenkonsum die kleinsten Blutgefäße verengen, was die Versorgung der Knochen verschlechtert.
- Sonne und Vitamin D: Wir alle brauchen Sonne – und zwar nicht nur für die Seele. Unser Körper benötigt Sonnenlicht, um ausreichend Vitamin D zu produzieren. Dieses ist nötig, damit Calcium aufgenommen und in den Knochen eingebaut werden kann. Haben wir nicht genügend davon – und das ist in unseren Breiten zwischen Oktober und April ganz normal –, sollte man Vitamin D mit Tabletten oder Tropfen zuführen. Ein Bluttest kann Gewissheit geben.
- Untersuchung: Die Knochendichtemessung ist eine Niedrigdosis-Röntgenuntersuchung, bei der die "Dichte" des Knochens schnell und schmerzlos gemessen werden kann. Frauen ohne erhöhtes Risiko für Osteoporose wird dieser Check erst im Alter von 65 Jahren empfohlen, Männer sollten diese Untersuchung ab 70 machen lassen.
- Neue Therapien: Bewährt haben sich zur Behandlung sogenannte Bisphosphonate. Aber auch bestimmte Antikörper werden bei der Behandlung erfolgreich eingesetzt. Im Vorjahr wurde ein neues Medikament mit dem Wirkstoff Romosozumab zugelassen. Es soll sowohl den Knochenaufbau stärken als auch dem Abbau entgegenwirken. Das Medikament basiert auf einem Antikörper.
Quelle: OÖN