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Ordensklinikum Linz

Pflegeexpertin: „Es ist ein Luxus, viel Zeit mit den Patient*innen verbringen zu dürfen“

Datum: 09.11.2023

Wenn man eine Pflegeperson über ihren Beruf erzählen hört, wird oft der Kontakt zu den Menschen als besonders wertvoll genannt. Dieser Meinung ist auch Pflegeexpertin Andrea Eisschiel. Sie überzeugt mit ihrer Begeisterung für ihren Beruf und der heiteren Art, mit der sie von der Intensivpflege schwärmt. Eisschiel ist eine hervorragende Botschafterin für eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit.

Eigentlich hätte die berufliche Laufbahn ursprünglich eine andere Richtung nehmen sollen. Nach der HTL für Betriebsinformatik in Neufelden schien eine technische Karriere naheliegend. Es folgten zwei Semester Sozialwirtschaft an der JKU in Linz und dann ein Freiwilliges Soziales Jahr, das zur beruflichen Weichenstellung für Andrea Eisschiel werden sollte. Als sich ihr Interesse für Behindertenarbeit abzuzeichnen begann, wurde ihr geraten, die Krankenpflegeschule zu besuchen, weil sich damit mehr Möglichkeiten für die Absolvent*innen bieten würden.

Für die sympathische Linzerin, die ursprünglich aus Putzleinsdorf im Bezirk Rohrbach stammt, war dieser Rat ein goldrichtiger. Er führte sie über ein Praktikum in der Operativen Intensivstation, damals noch im Krankenhaus der Elisabethinen, direkt zu ihrem späteren Arbeitsplatz. Obwohl die Station 2015 in Anästhesiologische Intensivstation umbenannt wurde und das Krankenhaus zum Ordensklinikum wurde, hat die Intensivpflegerin ihre Berufsentscheidung nie bereut. Ganz im Gegenteil: „Als ich begonnen habe, hat mich erstaunt, dass auf dieser Abteilung viele Kolleg*innen schon so viele Jahre immer auf der selben Station gearbeitet, während andere in derselben Zeit schon mehrmals die Bereiche gewechselt hatten. Jetzt bin ich schon selbst neun Jahre hier, und es ist kein Ende abzusehen“, lacht die begeisterte Pflegeexpertin. Wir haben genauer nachgefragt um zu erfahren, was das Besondere an der Intensivpflege ist.

Andrea Eisschiel

MITEINANDER: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Intensivstation und einer Normalstation?

ANDREA EISSCHIEL: Primär ist einmal das Verhältnis von Pflegekraft zu Patient*innen ein ganz anderes. Während auf einer Normalstation bis zu 20 Patient*innen von einer Person zu betreuen sind, können wir uns auf der Intensivstation auf 2 – 3 Patient*innen konzentrieren. Das ist auch der Grund, warum ich hier so gerne arbeite. Ich mag es einfach, „meine“ Patient*innen genau zu kennen. Für mich ist das eine unabdingbare Voraussetzung einer guten Pflege. Und die Patient*innen schätzen das auch. Oft vertrauen sie mir sehr persönliche Dinge an, erzählen über ihre Familien und lassen mich so teilhaben an ihrem Leben.

MITEINANDER: Welche Patient*innen werden auf einer Intensivstation betreut?

ANDREA EISSCHIEL: Bei uns sind es vor allem Patient*innen nach großen Operationen oder mit vielen Nebendiagnosen. Deshalb ist auch der Betreuungsaufwand bei dieser Patient*innengruppe sehr hoch. Und das ist auch die besondere Herausforderung, die mich an meinem Arbeitsplatz so fasziniert. Jede*r braucht etwas anderes. Die Erkrankungen mögen ja gleich sein, die Patient*innen sind es aber nicht.

MITEINANDER: An welchen Erkrankungen leiden die Patient*innen?

ANDREA EISSCHIEL: Es sind überwiegend Thorax-, Bauch- und urologische Operationen, die vorgenommen werden, aber auch gefäßchirurgische Patient*innen sowie frisch nierentransplantierte liegen bei uns. Jetzt habe ich gerade einen Patienten zu betreuen, dem Knochenmark transplantiert wurde. Das ist eine ganz neue Aufgabe und das Tolle an diesem Beruf. Hier wird dir nie langweilig.

MITEINANDER: Wie muss man sich die Betreuung dieser Patient*innen vorstellen?

ANDREA EISSCHIEL: Unsere Patient*innen brauchen sehr viel mehr Zeit zur Regeneration und die kriegen sie auch. Manche sind nur einen Tag bei uns, andere mehrere Wochen bis zu Monaten. Nach dem Eingriff ist die Kontrolle der Vitalparameter ganz besonders wichtig. Dazu sind bestimmte Messtechniken und Geräte notwendig, deren Bedienung zu unseren Aufgaben gehört. Viele unserer Patient*innen müssen auch künstlich nachbeatmet werden. Von unserer Expertise hängt viel ab. Wir haben auch viele niereninsuffiziente Patient*innen (die aufgrund einer Erkrankungen oder wegen dem akuten Krankheitszustand eine schlechte Nierenfunktion haben) auf unserer Station, die eine Nierenersatztherapie benötigen und wir können dazu verschiedene Verfahren anbieten. Jedes neue Gerät erweitert unser Behandlungsspektrum und unsere Kompetenz. Manche Maschine kommt zwar selten zum Einsatz, wenn sie aber gebraucht wird, dann musst du sie sofort beherrschen, auch in der Nacht.

MITEINANDER: Welchen Rat würden Sie jungen Menschen mitgeben, die sich für den Pflegeberuf interessieren?

ANDREA EISSCHIEL: Pflege beginnt im Kleinen. So ist zum Beispiel auch das Waschen von Patient*innen keine minderwertige Tätigkeit, sondern eine wichtige Pflegehandlung, weil sie ihnen gut tut. Und darum geht es letztendlich in der Pflege.