Von Kopfweh bis Darmkrebs, von Adipositas bis COPD: Wer schwer erkrankt, hat viele Fragen, erlebt unterschiedlichste Emotionen auf dem oft langen Weg zur Genesung oder im Leben mit einem chronischen Leiden. Selbsthilfegruppen bieten hier pragmatische Hilfe von Betroffenen für Betroffene. Im Ordensklinikum Linz knüpft Mag. Anna Hochgerner Maschen ins Netz, um diese Experten in eigener Sache bestmöglich zu unterstützen.
Die aus Mitterkirchen stammende Linzerin weiß, wovon sie spricht. Ihr Vater, früher Hauptschuldirektor in Naarn, ist an Krebs gestorben. "Die Krankheit war für mich und meine Familie eine emotionale Ausnahmesituation. Mehr Informationen oder auch Austausch mit anderen Betroffenen abseits der Spitalsbehandlung hätten uns sicher gut getan. Wir haben aber nicht daran gedacht, dass es solche Hilfe überhaupt gibt, vor allem auf dem Land", so die frühere Redakteurin der Perger Rundschau , die nun im Linzer Ordensklinikum 15 onkologische und nicht-onkologische Selbsthilfegruppen (SHG) vernetzt und deren Angebote für Patienten und Angehörige koordiniert.
Seit 2012 sind die Elisabethinen, seit 2014 auch die Barmherzigen Schwestern als "Selbsthilfefreundliche Krankenkenhäuser" zertifiziert und bieten nach als Ordensklinikum den ausschließlich ehrenamtlich aktiven Gruppen vielfältige Unterstützung. Von der Infrastruktur für die Gruppentreffen über gemeinsame Programmplanung, Vorträge von Experten aus Medizin, Pflege, Psychologie oder Ernährung bis hin zum spirituellen Austausch reicht das Spektrum, das auch Familienangehörige integriert.
Nützliche fachliche und soziale Netzwerke
"Viele Menschen unterschätzen, welchen Nutzen sie aus dem Kontakt mit den Leitern und Teilnehmern unserer SHG für die eigene Situation ziehen können: Da sitzt man nicht herum und jammert sich gegenseitig an. Das sind hochengagierte Menschen, denen es ein Anliegen ist zu helfen. Ich erlebe, wie viele durch neue Perspektiven Mut schöpfen. Best Practice Tips anderer nutzen, auf die sie selbst nie gekommen wären. Und natürlich ist der persönliche Kontakt auf Augenhöhe untereinander und mit unseren Spitalsexperten ein ganz wichtiger Aspekt." Die Besucherzahlen geben Anna Hochgerner recht: Rund 100 jährliche Treffen mit über 800 Teilnehmern fanden 2018 im Ordensklinikum statt.
Zusätzliche Infoschiene
Auch für das Spital ist die Kooperation nutzbringend. "Wir bekommen Einblick in die Lebenssituation unserer Patienten, können Bedürfnisse besser erkennen, so unsere Hilfe optimieren, gewinnen Multiplikatoren", erklärt die Netzwerkerin. 15 Gruppen betreut sie aktuell: Im onkologischen Bereich die SHG für Brust-, Darm-, Unterleibs-, Pankreas- und Prostatakrebs sowie die Halsatmer- und Kehlkopflosen im HNO-Bereich und den Verein Cancer Survivors. Abseits von Krebs treffen sich die SHG für Adipositas, Kopfweh, Beckenboden, Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen sowie Asthma, Allergie und COPD. Familienmitglieder bekommen Rat, Hilfe und Sozialkontakte im Angehörigencafe und am Stammtisch für pflegende Angehörige.