Sie verzeiht viele kleine Sünden, aber einen Lebensstil mit zu fettem und zu süßem Essen, sowie unmäßigem Alkoholgenuss und zu wenig Bewegung kann auch die Leber auf Jahre gesehen, nicht unbeschadet „verdauen“. Jeder fünfte Österreicher leidet an Fettleber und bei rund 20 Prozent entwickelt sich daraus eine Fettleberentzündung, die unbehandelt zu Zirrhose und Leberkrebs führen kann.
Ein paar Tage mit Festtagsbraten, Tiramisu und einigen Gläser Wein zu Feiertagen als Ausnahme – das steckt eine gesunde Leber weg, ohne Schaden zu nehmen. Aber wer sowieso schon unter Übergewicht oder Diabetes Typ II leidet und seine Freizeit lieber vor dem PC, auf der Couch oder vorm Fernseher verbringt, statt überschüssige Kalorien bei Bewegung abzubauen, der läuft Gefahr auf Dauer eine Fettleber zu entwickeln. Da sie nicht weh tut, ist es kein Wunder, dass viele der Betroffenen, nichts von der Leberverfettung wissen und munter weitersündigen, bis es zu einer Fettleberentzündung (Steatohepatitis) kommt.
Metabolisches Syndrom, ein Hauptübel
Landläufig wird exzessiver Alkoholgenuss als Hauptursache der Fettleber (Steatosis hepatis) genannt. Heute weiß man, dass das metabolische Syndrom mit Übergewicht und oftmals auch mit erhöhten Zucker- und Cholesterinwerten sowie Bluthochdruck, die Hauptursache ist. Auch bei übergewichtigen oder fettleibigen Kindern, diagnostiziert man mittlerweile immer öfter eine Fettleber. Wird durch die Ernährung andauernd mehr Energie aufgenommen als man abbauen kann, speichert der Organismus die Energie in Form von Fett in der Leber. Dreimal mehr Männer als Frauen haben hierzulande eine Fettleber.
Zunächst lagert sich das Fett nur tropfenförmig in den Leberzellen ab, später füllt das Fett die ganze Zelle aus. Unter der Last der Fetteinlagerung sterben langsam Leberzellen ab und bei rund 20 Prozent der Betroffenen entwickelt sich eine Leberentzündung. Bei jedem vierten Diabetiker findet man in Biopsien zumindest Anfangsstadien einer Fettleberhepatitis. Schreitet die Entzündung und Vernarbung unbehandelt voran, kann sich innerhalb von zehn Jahren eine Leberzirrhose oder Leberzellkrebs bilden. Daher gilt es mit allen Mitteln das Fortschreiten der Leberverfettung oder den Übergang zur Hepatitis früh zu erkennen und zu behandeln oder noch besser, zu verhindern. Da es immer mehr Übergewichtige und Diabetiker gibt, steigt die Prävalenz von Fettleber und Fettleberhepatitis.
Ist eine nichtalkoholische oder alkoholische Fettleber (NAFDL oder AFDL) erst einmal erkannt, führt kein Weg der Heilung an einer Lebensstiländerung vorbei. Die nicht alkoholische Fettleberentzündung (NASH: nicht alkoholische Steatohepatitis) und alkoholische Fettleberhepatitis (ASH) sind im Gegensatz zur Fettleber als krankheitswertig eingestuft.
Andere Ursachen für Fettleber
- Selten erkranken Schwangere an einer akuten Schwangerschaftsfettleber, die das Organ stark schädigt. Grund ist wahrscheinlich ein erblich bedingter Defekt eines bestimmten Enzyms, das am Abbau von Fettsäuren beteiligt ist. Die Krankheit tritt meist nach der 28. Woche und geschätzt bei 1 von 7.000 bis 20.000 Schwangerschaften auf.
- Medikamente wie Cortison, Amiodaron (Wirkstoff gegen Herzrhythmusstörungen), synthetische Östrogene, Tamoxifen (Brustkrebsmedikament) können in seltenen Fällen zu Fettleber führen.
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie, das PCO-Syndrom (Polycystisches Ovar-Syndrom) und Reye-Syndrom (schwere zelluläre Funktionsstörung in Gehirn und Leber bei Kindern bis 15 Jahren) gelten als Risikofaktoren.
Häufig eine Zufallsdiagnose
Da die Fettleber jahrelang beschwerdefrei bleiben kann oder nur unspezifischen Druck oder Völlegefühl im rechten Oberbauch auslöst, erkennt man sie häufig zufällig bei einem Ultraschall des Oberbauchs oder bei einer Blutuntersuchung mit auffälligen Leberwerten. Leberwerte wie GOT, GPT und Gamma-GT, die einen Leberschaden anzeigen, sind aber im Anfangsstadium noch nicht erhöht. Müdigkeit, Schwäche und Übelkeit zählen zu weiteren unspezifischen Erstsymptomen. Um Ursache und Ausmaß der Fettleber festzustellen, kann eine Leberpunktion mit Gewebsentnahme angeordnet werden.
In den letzten Jahren zeigten Studien, dass die durch Fettleber ausgelösten Entzündungsprozesse auch Auswirkungen auf andere Organe haben können. Fettleber erhöht somit das Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt, Gefäßverkalkung und Nierenerkrankungen. Medikamentös kann die Fettleber (noch) nicht behandelt werden.
Die Entzündung macht Schmerzen
Bei einer Fettleberhepatitis fühlen sich viele Betroffene krank. Symptome können sein: heftige Schmerzen im rechten Oberbauch, Gelbsucht, Fieber, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Gewichtsverlust. Medikamente gegen starke Fettleber und Leberfibrose werden in Studien getestet, sind aber noch nicht für den Markt zugelassen. Text: OÖN, Mag. Christine Radmayr
Betroffene profitieren vor allem von einer Lebensstiländerung, die meist zu einer Rückbildung der Fettleber innerhalb von etwa zwei bis drei Monaten führt.
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