Martina Signer ist nach 33 Jahren bei den Barmherzigen Schwestern in Pension gegangen Seit Ende Oktober arbeitet sie wieder als Krankenschwester auf der Corona-Station.
Martina Signer wollte schon mit sechs Jahren Krankenschwester werden. Nach vier Jahrzehnten in diesem Beruf wollte sie vergangenen März in den Ruhestand gehen und die Zeit mit ihrem Mann genießen. Doch dann kam das Coronavirus.
"Anstatt einer Abschiedsfeier habe ich am 27. März Nachtdienst auf der Corona-Station gemacht", erzählt die 58-Jährige, die ihren Dienst im Ordensklinikum Linz um zwei Monate verlängerte. 33 Jahre hat sie bei den Barmherzigen Schwestern gearbeitet, die Akutambulanz geleitet und die Ambulanz für Kontinenz- und Stomaberatung aufgebaut.
"Es war schon eine Herausforderung, als Ambulanz-Schwester wieder auf einer Station zu arbeiten", sagt die Puchenauerin. Besonders, weil die Pflegetätigkeit mehr ist als Körperpflege, Medikamentenabgabe, und Blutabnahme. "Wir haben einiges übertragen bekommen, wie das Anhängen von Infusionen, das sonst die Ärzte gemacht haben. Und auch bei uns auf der Normalstation werden Patienten beatmet", sagt die 58-Jährige.
Kurz bevor Martina Signer endgültig in den Ruhestand gehen sollte, bekam ihr Mann im Mai eine Krebsdiagnose. Im Juni wurde er erfolgreich operiert. "Das hat uns schon sehr eindringlich vor Augen geführt, wie fragil unser Leben ist." Als sie am 22. Oktober einen Anruf bekam, ob sie nicht noch einmal zurückkommen wolle, fiel ihr die Entscheidung leicht. "Ich bin aus Dankbarkeit, weil mein Mann den Krebs besiegt hat, und aus Solidarität zu meinen Kollegen zwei Tage später in den Dienst gekommen", sagt Signer.
Liebevolle Zuwendung
Die Arbeit sei eine große Herausforderung: "Die Bedürfnisse widersprechen sich. Einerseits sollen wir die Patienten so kurz wie möglich betreuen, um uns selbst keinem Risiko auszusetzen, andererseits brauchen die Menschen viel liebevolle Zuwendung." Hinzu komme die körperliche Anstrengung mit Brille, Haube, Maske, zwei Paar Handschuhen, Übermantel und Überschuhen. "Aber es gibt auch ganz viele schöne Erlebnisse und viel Dankbarkeit der Menschen. Auch der Zusammenhalt des Teams ist großartig."
Dennoch hatte die Kurzzeit-Pensionistin Zweifel: "Für das Stammpersonal ist das eine große Herausforderung, bis eine wie ich, die 40 Jahre nicht auf einer Bettenstation war, wirklich eine Hilfe werden soll." Die erfahrene Pflegekraft hat schon viele Menschen bis an ihr Lebensende begleitet. Die derzeitige Situation ist anders: "Man spürt die Trauer und die Betroffenheit, und es gibt viele Situationen, die mir nahe gehen. Je jünger die Patienten sind, desto größer sind ihre Ängste."
Wichtig sei, dass trotz der Anstrengung auch ein Stück Fröhlichkeit erhalten bleibe. "Um einem Patienten die Füße zu waschen saß ich auf einem Rollator. Ein junger Kollege kam lachend herein und meinte, jetzt müssten sie die Pensionisten schon mit einem Rollator zurückholen. Humor hilft uns bei der Bewältigung", sagt Signer, die jede freie Minute mit ihrem Mann bewusst genießt.
Quelle: OÖN