An unserer Abteilung wird ein beinahe allumfassendes operatives Spektrum im Sinne der bestmöglichen Therapie angeboten. Unter anderem richtet sich unser Schwerpunkt auf die minimal invasive Therapie, die für Patient*innen weniger Schmerzen postoperativ, weniger Blutverlust, geringeres Infektrisiko und kürzere Erholungsphase bedeutet. Zusätzlich wird in komplexen und minimal invasiv nicht zugänglichen Fällen die offene Chirurgie angewandt. Im Bereich der Endourologie und Steintherapie wird sowohl mittels transurethralen, als auch perkutanen Zugängen operiert und ein hohes Maß an Erfahrung und Kompetenz eingebracht. Eingriffe mittels Anwendung von Laser gehören mittlerweile zum Standard in der Urologie. Prostatabiopsien können einerseits mittels transrektalem Hochfrequenz- Ultraschall (=Exact) im ambulanten Setting, andererseits auch durch perinealem Zugangsweg durchgeführt werden.
Abteilung für Urologie
Spezialisierte operative Therapiemöglichkeiten
DaVinci Chirurgie
Die Urologische Abteilung setzt bereits seit über fünfzehn Jahren auf den Einsatz des sogenannten da Vinci Roboters. Bei dieser neuen Operationstechnik steht der Chirurg nicht mehr am Operationstisch, sondern sitzt vor einer Konsole, von der aus er mittels Handbewegungen und Fußpedalen den Eingriff steuert. Unterstützt wird er dabei von einem Roboter, dessen vier Arme jeweils über ein bis zwei Zentimeter große Einschnitte in den Körper des Patienten eingebracht werden. Die Arme sind mit zwei kleinen, hochauflösenden Kameras sowie Instrumenten ausgestattet, die dreidimensional beweglich sind. Die mikrofeinen Instrumente können somit wie menschliche Handgelenke bewegt werden und ermöglichen dadurch äußerst präzise Bewegungsabläufe. An der Konsole lässt sich das Operationsgebiet dank HD-TV bis zu 30-fach vergrößern, sodass der Operateur sämtliche Gewebsschichten und Strukturen detailgenau beurteilen kann. Bewegungen, die der Chirurg an der Konsole durchführt, werden zum Roboter übertragen, der diese wiederum in Echtzeit im Körper des Patienten durchführt. Operationen können somit noch exakter durchgeführt werden, da das da Vinci-System die bei jedem Menschen vorhandenen, feinen Zitterbewegungen der Hände vollständig ausgleicht. Der Vorteil dieser Technik ist offensichtlich: weniger Blutverlust, kürzere Krankenhausaufenthalte, weniger Schmerzen, reduziertes Infektionsrisiko, weniger Blutverlust und geringere Narbenbildung.
Der da Vinci Roboter ermöglicht Eingriffe an der Prostata, der Niere, der Nebenniere und der Blase und stellt somit einen sehr hohen Standard in der operativen Urologie.
Laparoskopische Chirurgie
Im Rahmen der sogenannten „Schlüssellochchirurgie“ wird über kleine Hautschnitte ein Kamerasystem sowie verschiedenste Operationsinstrumente in den Körper eingebracht, um Operationen im Bauchraum, aber auch außerhalb des Bauchraums durchführen zu können. Das Operationsfeld wird über das Kamerasystem auf einem Monitor übertragen. Die Arbeitsinstrumente im Durchmesser von 3 - 10 mm werden direkt vom Operateur gesteuert und bedient, und stellen somit einen verlängerten Arm des Chirurgen dar. Aufgrund der langjährigen Erfahrung in der Laparoskopie hat diese Operationstechnik die Notwendigkeit für große Schnittoperationen bei Eingriffen an der Niere, Nebenniere, Prostata sowie Lymphknoten im Bauchraum und kleinem Becken verdrängt.
Endourologie
Unter dem Begriff Endourologie versteht man diagnostische oder auch operative Eingriffe, welche direkt über die Harnröhre bzw. den Harntrakt als Zugangsweg durchgeführt werden.
Es handelt sich somit um „minimal-invasive“ Verfahren, das heißt, man benötigt keinen Hautschnitt, sodass derartige Eingriffe für den Patienten besonders schonend sind.
Zu den diagnostischen endourologischen Eingriffen zählen zum Beispiel die Blasen-, die diagnostische Harnleiter- bzw. Nierenspiegelung, die Ausschabung der Prostata mit der Elektroschlinge oder auch die Laserbehandlung der Prostata bei der gutartigen Vergrößerung der Drüse, die Entfernung von Tumoren aus der Harnblase mit der Elektroschlinge oder auch die Entfernung von Steinen aus der Blase, dem Harnleiter oder der Niere.
Je nach Art des Eingriffes benötigt man eventuell einen Dauerkatheter für wenige Tage, bei rein diagnostischen Eingriffen ist dieser meist nicht notwendig.
- TUR-Prostata (transurethrale Prostataresektion)
Die transurethrale Prostataresektion ist eine urologische Operationstechnik, bei der krankhaft verändertes Prostatagewebe ohne äußeren Schnitt durch die Urethra (Harnröhre) hindurch entfernt werden kann.
Die Operationsmethode stellt eine minimal-invasive Methode dar, bei der unter Verwendung des Resektoskops mit Hilfe einer Drahtschlinge das betroffene Gewebe gezielt abgetragen wird.
- TUR-Blase (transurethrale Resektion der Blase)
Unter transurethraler Resektion der Harnblase, kurz TUR-B, versteht man eine endourologische Operation, also einen Eingriff welcher durch die Harnröhre durchgeführt wird. Man benötigt keinen Hautschnitt, somit ist dieses Verfahren für den Patienten sehr schonend. Prinzipiell wird diese Operation in Vollnarkose durchgeführt, eine Spinalanästhesie (=“Kreuzstich“) ist aber ebenso möglich.
Es wird ein spezielles medizinisches Instrument, welches mit einer Kamera ausgestattet ist, über die Harnröhre bis in die Harnblase eingeführt und die Blasenschleimhaut beurteilt, also eine sogenannte Blasenspiegelung durchgeführt. Dabei wird zunächst die Harnblase mit Flüssigkeit aufgefüllt, sodass sie sich entfaltet und damit in ihrer Gesamtheit begutachtet werden kann. Über das Operationsinstrument kann dann mit einer Elektroschlinge in die Harnblase eingegangen werden und Tumore innerhalb der Blase können mit dieser Schlinge abgetragen werden, gleichzeitig erfolgt durch die Elektroschlinge auch die Blutstillung.
- ThuLEP (= Thulium-Laser-Enukleation der Prostata)
Offene Chirurgie
Die offene Chirurgie umfasst alle Eingriffe, die über einen größeren Hautschnitt durchgeführt werden müssen. IIst ein minimal invasives Vorgehen aufgrund von Voroperationen oder sehr ausgedehnten (Tumor-) Erkrankungen nicht möglich, wird an unserer Abteilung selbstverständlich auch eine offene Operationstechnik angewendet. In enger Zusammenarbeit kooperierenden Abteilungen werden auch interdisziplinäre Operationen durchgeführt.
Steinchirurgie
Die Hauptgründe von Nierensteinen sind vielfältig und oft multifaktoriell. Solange sich die Steine innerhalb des Hohlsystems der Niere befinden, verursachen sie in der Regel keine akuten Beschwerden. Sobald die Steine den Abgang des Harnleiters verschließen, kann es zu einem Harnrückstau in der Niere und somit zu Schmerzen kommen.
Kleinere Steine machen sich erst bemerkbar, sobald sie in den Harnleiter gelangen, da der Harnleiter sehr eng ist und die Steine den Harnabfluss behindern. Dann kommt es zur sogenannten Nierenkolik, das heißt in Schüben verlaufenden, teils sehr starken Schmerzen.
Je nach Größe und Lage der Steine, je nach Entzündungs- und Nierenwerten sowie je nach Schmerzsymptomatik gibt es unterschiedliche Therapieformen:
- ESWL (=Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie): Dabei wird versucht, mit Schallwellen, welche zielgerichtet auf die Steine abgegeben werden, diese zu zertrümmern, sodass die kleinen Fragmente spontan abgehen können. Eine Narkose wird nicht benötigt.
- URS/Flexible URS (=Uretero-/ Ureterorenoskopie): Darunter versteht man die Harnleiter- bzw. die Harnleiter-Nierenspiegelung unter Vollnarkose, wobei mit einem medizinischen Instrument mit Kamera über die Harnröhre in den Harnleiter und ev. auch in das Hohlsystem der Niere eingegangen wird. Der Stein wird dann entweder als Ganzes mit einer Zange oder einem Körbchen geborgen oder mit einer Lasersonde zerkleinert. Nach dem Eingriff wird der Harnleiter mit einer Schienung versorgt, um einen ungestörten Harnabfluss zu garantieren. Diese kann meist wieder in einer Woche ambulant entfernt werden.
- PCL (=Perkutane Litholapaxie): Dieses Verfahren wird v.a. bei größeren Steinen, welche im Hohlsystem der Niere liegen, angewendet. Dabei wird das Hohlsystem unter Vollnarkose ultraschallgezielt punktiert und von außen, das heißt über die Flanke ein Zugang gelegt, über den dann wieder mit einem Instrument bis zum Stein eingegangen werden kann. Dieser wird dann zerkleinert und gleichzeitig abgesaugt. Das heißt man umgeht hierbei den Harnleiter als Zugangsweg und schont diesen somit.
- PCL/Mini- Perc/ECIRS: Diese Verfahren werden v.a. bei größeren Steinen, welche im Hohlsystem der Niere liegen, angewandt. Dabei wird das Hohlsystem unter Vollnarkose ultraschallgezielt punktiert und dadurch ein Zugang gelegt, sodass problemlos mit einem Instrument bis zum Stein eingegangen werden kann. Dieser kann folglich entsprechend zerkleinert und gleichzeitig abgesaugt. Somit kann der Harnleiter als Zugangsweg umgangen und in weiterer Folge auch geschont werden. Bei großer Steinlast kann in bestimmten Fällen auch ein Zugang über die Flanke und zusätzlich über die Blase zur schnelleren Steinsanierung notwendig sein. Insgesamt werden an unserer Abteilung aktuell die effizientesten und schonendsten Instrumente zur Steinintervention verwendet, sodass wir einen hohen Standard an Patientensicherheit gewähren können. Ziel der Steinsanierung ist es stets, den Patienten steinfrei und ohne Versorgung mittels DJ (=Harnleiterschiene) nach Hause entlassen zu können
Prostatabiopsie
Stellt sich in vorangegangenen Untersuchungen der Verdacht auf eine mögliche Malignität der Prostata ein, so ist eine Abklärung mittels Prostatabiopsie unumgänglich. Diese wird an unserer Abteilung grundsätzlich im ambulanten Setting mittels transrektal sonographisch gezielter Prostatabiopsie durchgeführt. Hierfür verwenden wir den Exact- Ultraschall (ein hochauflösendes Ultraschallgerät) zur Optimierung der Biopsieergebnisse. Zusätzlich kann zur bildgebenden Optimierung zuvor eine MRT- Untersuchung der Prostata und im Anschluss eine Fusionsbiopsie (Ultraschall und MRT- Bilder werden übereinandergelegt und verglichen) durchgeführt werden. Der Eingriff ist unter entsprechender antibiotischer Abschirmung komplikationsarm und kann auf unter Narkose und auf perinealem Zugangsweg durchgeführt werden.
Radiologisch unterstützte Therapie
Die radiologisch unterstützte Therapie umfasst alle Eingriffe, die in Zusammenarbeit mit unserer Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie durchgeführt wird. Die medizinische Bildgebung hat in den letzten Jahren aufgrund der schnellen technischen Entwicklung zunehmend an Bedeutung gewonnen.
In einer täglichen gemeinsamen urologischen-radiologischen Besprechung werden Röntgenuntersuchungen im Team besprochen und falls notwendig ein gemeinsames therapeutisches Vorgehen geplant.
Eine Domäne der radiologisch unterstützten Therapie stellt in der Urologie die Embolisation, Kryotherapie (Behandlung durch Vereisung), die MRT oder CT-gezielte Punktion von Organen und präoperative Markierung von schwierig aufzufindenden Herden für ein geplantes operatives Vorgehen.