Der Begriff Achalasie kommt aus dem Griechischen [achalasis (gr.) = „fehlendes Erschlaffen“] und wurde erst im Jahre 1927 von Sir Arthur Hurst geprägt. Zuvor sprach man vom "Cardiaspasmus", d.h. der Verkrampfung des Mageneingangs [=(lat.) cardia].
Die Achalasie der Speiseröhre ist eine seltene Motilitätsstörung (=Beweglichkeitsstörung). Häufigkeit: 1/100.000 Einwohner*innen, beide Geschlechter gleich häufig betroffen. Der untere Schließmuskel (untere Ösophagussphinkter) erschlafft nur unzureichend beim Schluckakt. Die Kontraktionen im tubulären Ösophagus (röhrenförmige Speiseröhre) sind ausschließlich simultan, zeigen also keine vorwärtsgerichtete Peristaltik.
Bei der Achalasie kommt es zu einer Zerstörung der Nerven, die den Nahrungstransport und das Öffnen des Ringmuskels im Ausgang der Speiseröhre koordinieren. Schluckbeschwerden sind die Folge. Die genaue Ursache für die Achalasie ist unbekannt.
Beschwerden und Symptome
Die Beschwerden und Symptome bei Achalasie beginnen mit Schluckbeschwerden für feste, dann auch für breiige Nahrung. Letztendlich können auch Flüssigkeiten nicht mehr geschluckt werden. Geschlucktes bleibt vor dem Ausgang der Speiseröhre stecken. Dabei kann es auch zu Sodbrennen und krampfartigen Schmerzen in der Brust kommen. Würgen, Erbrechen, Essstörung und Gewichtabnahme sind die Folge. Ein Essen in Gesellschaft ist für Betroffene nicht mehr möglich.
Abklärung und Diagnose
Bei der Erstdiagnose einer Achalasie ist die wichtigste Aufgabe der Diagnostik eine bösartige Erkrankung (Krebs am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen) auszuschließen. Die Abklärung beginnt mit einer genauen Anamnese in unsere Refluxambulanz. Wenn Verdacht auf Achalasie besteht, werden für die Diagnostik verschiedene Methoden verwendet.
Standard Untersuchungen in der Abklärung sind bei uns:
•Speiseröhren-/ Magenspiegelung (ÖGD)
•Hochauflösende Manometrie (HRM Manometrie) / Druckmessung der Speiseröhre
•Breischluckuntersuchung / Videokinematographie
Behandlung und Therapie
Die Achalasie lässt sich mittlerweile sehr gut behandeln. Bei den meisten Patient*innen kann eine gute Schluckfunktion erzielt werden, mit wenig Reflux als Nebenwirkung und sogar Verbesserung der Brustschmerzen. Es stehen verschiedene Verfahren von unterschiedlicher Effektivität zur Verfügung, welches Verfahren zur Anwendung kommt hängt von verschieden Faktoren ab, insbesondere vom Alter und Allgemeinzustand.
Medikamentöse Therapie
Eine funktionierende medikamentöse Therapie für die Achalasie gibt es nicht. Allerdings können muskelerschlaffende Medikamente zur Behandlung von begleitenden Speiseröhrenkrämpfen zur Anwendung kommen.
Botoxinjektion (BTx)
Auch die endoskopische Injektion von Botuliunumtoxin ist keine gute Option zur Behandlung der Achalasie, da ihr Therapieeffekt nur vorübergehend ist. Allerdings kann sie bei diagnostischen Zweifelsfällen als diagnostische Maßnahme verwendet werden, um einen zusätzlichen Hinweis auf den Therapierfolg einer Muskelspaltung (Myotomie) zu gewinnen.
Ballondehnung/ Pneumatische Dilatation (PD)
Die Ballondehnung oder pneumatische Dilatation kann zur Behandlung verwendet werden, ist aber hinsichtlich ihrer Effektivität deutlich den Myotomie-Verfahren unterlegen. Bei älteren Personen mit Begleiterkrankungen (Herz, Kreislauf) empfehlen wir meist noch die Dehnung. Bei operablen Patient*innen empfehlen wir diese Therapiemaßnahme nur noch selten bzw. verwenden wir sie auch zur Überbrückung der Zeit bis zur Operation.
Laparoskopische Heller Myotomie (LHM)
Dabei erfolgt minimal-invasiv (Schlüssellochchirurgie) die Muskelspaltung (Myotomie) am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen. Diese Therapie ist auch heute noch das effektivste Therapieprinzip, das aktuell als Standard empfohlen wird. Einer der entscheidenden Vorteile ist die Kombinierbarkeit mit einer Antirefluxoperation (Fundoplikatio).
Perorale endoskopische Myotomie (POEM)
Bei dieser schonenden modernen Behandlungsmethode erfolgt dabei die Myotomie auf rein endoskopischem Wege, also über den Mund (perorale endoskopische Myotomie-POEM). Dieses Verfahren ist noch sehr neu und wird an nur wenigen Zentren angeboten. Nach der aktuellen Datenlage und unseren eigenen Erfahrungen weist diese Methode sehr gute Ergebnisse auf. Für diesen Eingriff ohne Hautschnitt müssen Patient*innen in der Regel nur 1-2 Tage im Krankenhaus bleiben.
Ösophagusresektion
Die Entfernung eines Teils der Speiseröhre ist heute bei der Achalasie nur noch sehr selten erforderlich, da fast immer, auch bei weit fortgeschrittener Erkrankung , mit der Operation
nach Heller gute Ergebnisse zu erzielen sind.
Nach der Therapie / Operation
Durch die Therapie können die Patient*innen wieder Schlucken und normal Essen, wodurch es zu einer wesentlichen Verbesserung der Lebensqualität kommt. Aufgrund des erhöhten Risikos von Patient*innen, die an einer Achalasie leiden, an einem Ösophaguskarzinom zu erkranken, empfehlen wir zur Nachsorge regelmäßige Kontrollen mittels einer Gastroskopie (Magenspiegelung).