Schwerpunkt Bauch: Chirurgische und internistische Expertise

Speiseröhrenkrebs

Schwerpunkt Bauch

Ansprechpersonen

Huber_Jürgen
OA Dr. Jürgen Huber MBA
Standortleitung Chirurgie Elisabethinen / Leitung Ösophaguszentrum
OA Dr. Helwig Wundsam
OA Priv.-Doz. Dr. Helwig Wundsam
Standortleitung Chirurgie Barmherzige Schwestern / Leitung Pankreaszentrum
Spaun Georg
OA Priv.-Doz. Dr. Georg Spaun
OÄ Dr. Melanie Kienbauer, Interne 4
OÄ Dr.in Melanie Kienbauer

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Der Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) ist eine bösartige Zellwucherung (Karzinom) der Speiseröhre (Ösophagus), die meist von seiner Schleimhaut ausgeht. Im oberen Teil besteht die Speiseröhre aus einem Plattenepithelgewebe, während der untere Teil aus Drüsengewebe aufgebaut ist. Dementsprechend kann auch der Krebs der Speiseröhre aus Plattenepithel (Plattenepithelkarzinom 80-85%), Drüsengewebe (Adenokarzinom 10-15%) oder seltener aus anderen Zellen aufgebaut sein. Bösartige Tumore der Speiseröhre sind mit ungefähr 300 Neuerkrankungen/Jahr in Österreich eine relativ seltene Tumorerkrankung. Im Verlauf der letzten Jahre konnten entscheidende Veränderungen des Erkankungsbildes beobachten werden, die Inzidenz (Zahl der Neuerkrankungen) der Adenokarzinome hat in den westlichen Ländern deutlich zugenommen während die des Plattenepithelkarzinoms abnimmt. Am häufigsten tritt der Speiseröhrenkrebs im Alter zwischen 50 und 60 Jahren auf, wobei Männern nahezu fünffach häufiger betroffen sind als Frauen.

Risikofaktoren

Rauchen und Alkohol gelten als die wichtigsten Risikofaktoren für das Plattenepithelkarzinom der Speiseröhre. Sodbrennen begünstigt dagegen die Entstehung des Adenokarzinoms, weil hier durch den Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre (Reflux) mit der Zeit die Plattenepithelzellen im Bereich der unteren Speiseröhre zerstört werden. Im weiteren Verlauf ersetzt der Körper die zerstörten Zellen durch das weniger säureempfindliche Drüsengewebe der Magenschleimschleimhaut (Zylinderepithel). Das kann zum sogenannten Barrett-Ösophagus, der als Krebsvorstufe (Präkanzerose) von Speiseröhrenkrebs gilt, führen. Zu den weiteren Risikofaktoren des Adenokarzinoms zählen Übergewicht, die Achalasie (Störung der Beweglichkeit der Speiseröhre), Mangelernährung, Verätzungen der Speiseröhre, sowie genetische Faktoren.

Symptome

Das häufigste Warnsignal sind Schluckbeschwerden (Dysphagie), anfangs nur bei fester Nahrung, später auch bei Flüssigkeitsaufnahme. Andere Symptome, die ebenfalls abgeklärt werden sollten, sind:  Sodbrennen, Husten und Heiserkeit, Druck im Brustbeinbereich, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, schmerzhafte Krämpfe der Speiseröhre sowie Verdauungsstörungen.

Diagnostik

Neben der klinischen Untersuchung, der Anamnese (Patient*innengespräch), sowie der Blutabnahme mit speziellen Tumormarkern (SCC bei Plattenepithelkarzinom und CA 19-9 bei Adenokarzinom nur in 10% erhöht) wird zum Nachweis von Speiseröhrenkrebs zuerst eine Spiegelung der Speiseröhre, die so genannte Ösophagogastroduodenoskopie durchgeführt. Hier werden mit einer feinen Zange Gewebsproben (Biopsie) aus dem Tumor entnommen um einen gutartigen von einem bösartigen Tumor zu unterscheiden.
Mittels Endosonographie (Ultraschalluntersuchung der Speiseröhre von innen) kann die lokale Tumorausdehnung und der Befall regionaler Lymphknoten beurteilt werden, jene Informationen, die für die weitere Behandlung entscheidend sind. Zum Ausschluss von Absiedelungen (Metastasen) im Körper erfolgt eine weiterführende Abklärung mittels Computertomographie der Bauch- und Brusthöhle (CT Abdomen und Thorax). Zusätzlich kann eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) durchgeführt werden.

Speiseröhre

 

Behandlung von Speiseröhrenkrebs

In unserer Klinik wird im Rahmen einer interdisziplinären Konferenz, dem so genannten Tumorboard, bei dem Expert*innen aller notwendigen Abteilungen diskutieren, anhand des Tumorstadiums, das mit der oben erwähnten Diagnostik bestimmt wird und des Allgemeinzustands der Patient*innen eine bestmögliche Therapie für jede*n Patient*in individuell festgelegt. Entscheidend  für die Indikation zur Operation sind die Beurteilung des Risikos des geplanten Eingriffs und die Abschätzung der Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Tumorentfernung (R0-Resektion). Bei kleinen Tumoren ohne Hinweis auf Absidelungen in Lymphknoten oder anderen Organen wird primär die Operation durchgeführt. Handelt es sich um ein bereits fortgeschrittenes Stadium, wird zuerst eine Vorbehandlung mit einer Chemotherapie oder eine kombinierte Strahlen-Chemotherapie (Radiochemotherapie) durchgeführt, um das Tumorwachstum einzudämmen. Im Anschluss an die Vorbehandlung (neoadjuvante Therapie) wird nochmals die oben beschriebene Diagnostik zur Überprüfung des Therapieerfolges durchgeführt. Anschließend erfolgt die Operation.
Bei der Operation wird der Tumor meist gemeinsam mit einem längeren gesunden Speiseröhrenabschnitt sowie den Lymphknoten, die sich in der Nähe des Tumors befinden, entfernt. Um die Nahrungspassage wiederherzustellen, wird in der Regel die Speiseröhre mit dem schlauchförmig umgewandelten Magen verbunden (sogenannter Magenhochzug). Kommt eine Operation aufgrund des Allgemeinzustands der Patient*innen und der vorliegenden Absiedelungen (Metastasen) in entfernteren Körperregionen nicht in Frage, wird eine alleinige palliative Strahlenchemotherapie (Radiochemotherapie) durchgeführt. Zur  Beseitigung der Schluckbeschwerden, Schmerzen und zur Herstellung einer Nahrungspassage bei Patient*innen mit nicht operablem Speiseröhrenkrebs steht eine Reihe endoskopischer, interventioneller,  chirurgischer und radiotherapeutischer Maßnahmen zur Verfügung, die situationsabhängig zur Anwendung kommen.