Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung, wobei diese selten im jüngeren Alter, aber bei bis zu 10% der über 80-Jährigen auftritt.
Ursachen dafür liegen neben dem natürlichen Alterungsprozess des Herzmuskels vor allem in:
- Bluthochdruck
- Herzklappenerkrankungen
- anderen Herzerkrankungen (inkl. koronarer Herzerkrankung und Herzmuskelentzündungen)
- Stresssituationen (z. B. Operationen oder schweren Erkrankungen)
- Schilddrüsenüberfunktionen
- familiärer (genetischer) Belastung oder Alkohol
Neben diesen Ursachen findet sich bei ca. 1/3 der Patient*innen keine zugrundeliegende Ursache, was als idiopathisches Vorhofflimmern oder „lone atrial fibrillation“ bezeichnet wird.
Symptome
- Herzrasen
- Herzstolpern
- Leistungsverlust
- Herzschwäche
- Schlaganfälle
Diagnose und Therapie
Katheterablation
Bei der Katheterablation von Vorhofgewebe (vor allem im linken Vorhof) handelt es sich um eine potentiell heilende Behandlungsform für Vorhofflimmern. Ziel ist somit die Wiederherstellung von normalem Sinusrhythmus, um die mit Vorhofflimmern in Verbindung stehenden Symptome zu verbessern. Dabei werden über im Herzen liegende Katheter (Sonden) lokale Verödungen erzeugt, die elektrische aktive Zellen als Auslöser von Vorhofflimmern eliminieren. Letztere liegen normalerweise in den und um die Lungenvenen (das sind Blutgefäße, die mit Sauerstoff angereichertes Blut von der Lunge zum Herzen zurückführen und im linken Vorhof münden), weswegen die Methode als Pulmonalvenenisolation bezeichnet wird.
Darüber hinaus können durch die Sonden auch Verödungslinien im linken Vorhof selbst gezogen werden. Jene sollen elektrische Wellen unterbrechen, welche für die Aufrechterhaltung von Vorhofflimmern verantwortlich sind.
Vorbereitung
Um die Ablösung eines Blutgerinnsels durch die Steuerung der Sonden im Herzen im Rahmen des Eingriffes zu vermeiden, müssen Sie eine Blutverdünnung in Tablettenform zumindest vier Wochen zuvor einnehmen. Letztere wird vor Aufnahme NICHT pausiert und nach der Ablation für mindestens zwei Monate weitergeführt. Zusätzlich wird häufig vor der Ablationsbehandlung eine Schlucksondenuntersuchung (Echokardiografie) durchgeführt, um Blutgerinnsel in den Vorhöfen sicher ausschließen zu können.
Über die Notwendigkeit einer längeren (oder permanenten) Blutverdünnung entscheiden zusätzliche Risikofaktoren für Schlaganfälle (Bluthochdruck, Diabetes, Alter, Herzschwäche, vorangegangener Schlaganfall), diesbezüglich informieren Sie Ihre betreuenden Ärzt*innen. Im Rahmen des Ablationseingriffes erhalten sie eine zusätzliche Blutverdünnung über die Vene (Heparin), um das Risiko für Schlaganfälle während der Verödung zu minimieren. Herzrhythmusmedikamente werden in der Regel bei Aufnahme abgesetzt.
Praktische Durchführung
Der Eingriff wird meist in Analgosedierung (Dämmerzustand) durchgeführt, zusätzlich wird eine lokale Betäubung an den Punktionsorten in der Leiste verabreicht. Über diese Zugänge werden 3-4 Sonden (Katheter) im Herzen platziert. Diese liegen im linken und rechten Vorhof, in einer oder mehreren Lungenvenen und in der sogenannten großen Herzvene. Mittels einer Metallnadel wird eine Punktion der Scheidewand zwischen rechtem und linkem Vorhof durchgeführt, sodass ein kleines Loch entsteht, das sich nach wenigen Wochen wieder spontan verschließt. Über diesen Zugangsweg wird nun die Ablation mit hochfrequentem Wechselstrom (Radiofrequenzablation), Kälteenergie (Cryoablation) oder Hochspannungsimpulsen (gepulste Feldablation) an der Mündung der Lungenvenen in den linken Vorhof durchgeführt.
Zusätzlich werden bei manchen Patient*innen Verödungen außerhalb der Lungenvenen in beiden Vorhöfen durchgeführt und dort auch längere Verödungslinien gezogen. Diese zusätzlichen Maßnahmen sind variabel, abhängig von der Art des Vorhofflimmerns und unterliegen der Einschätzung der Ärzti*innen im Rahmen der Behandlung. Manchmal ist es nötig, im Rahmen der Ablation eine sog. elektrische Kardioversion durchzuführen. Dabei wird über zwei Flächenelektroden, die bereits zu Beginn der Untersuchung auf die Brust geklebt werden, ein Stromstoß abgegeben, um Vorhofflimmern wieder in den Sinusrhythmus zurückzuführen. Die Dauer eines Eingriffes ist unterschiedlich, liegt jedoch im Schnitt bei 1-2 Stunden.
Erfolgsraten
Mit dem o.a. Verfahren können zurzeit ca. 65-85% der Patient*innen dauerhaft (ohne Rhythmusmedikamente) geheilt werden, dies ist abhängig von der Art des Vorhofflimmerns. Bei weiteren 10-20% kommt es inkl. der Einnahme von Medikamenten zu einer deutlichen Besserung, bei 10-15% zeigt sich kein nachhaltiger Erfolg. Circa 20% der Patient*innen benötigen einen Zweiteingriff nach einigen Monaten, um eventuell verbliebene Lücken in den Ablationslinien zu schließen.
Risiken
In Ergänzung, bzw. Erweiterung zu allgemeinen Risiken im Rahmen von Ablationsprozeduren (siehe Information über Vorhofrhythmusstörungen) sind für die Ablation von Vorhofflimmern noch spezielle Komplikationen mit einem Risiko von 1-2% anzuführen:
- Schlaganfall: Hervorgerufen durch eine Embolie meist aus dem linken Vorhof, das Risiko liegt <0,5%.
- Perikardeinblutung: Einblutung in den Herzbeutel, dabei muss das Blut ggf. durch eine Drainage von außen abgesaugt werden (ca. 1%), selten ist eine operative Sanierung notwendig.
- Fistelbildung zwischen linkem Vorhof und Speiseröhre (<0,5%): Dabei treten Schluckbeschwerden, Brustschmerzen und hohes Fieber meist 1-2 Wochen nach dem Eingriff auf. Diese sehr seltene Komplikation ist meist nur operativ zu behandeln und potenziell lebensbedrohlich.
Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass es sich bei der o.a. Auflistung der Komplikationen um eine Anführung aller denkbaren unerwünschten Wirkungen handelt. Unser EPU-Labor hat im Rahmen unserer wissenschaftlichen Tätigkeit über die letzten Jahre ständig Verbesserungsmöglichkeiten und Verbesserungen der Methode aufgezeigt und implementiert, sodass die Komplikationsraten von Jahr zu Jahr gesunken sind. Zusätzlich sei erwähnt, dass auch eine rein medikamentöse Behandlung von Vorhofflimmern mit unerwünschten Wirkungen oder Komplikationen verbunden sein kann.
Unabhängig davon bitten wir Sie, mögliche Unklarheiten noch vor dem Eingriff im Gespräch mit den behandelnden Ärzt*innen, die auf alle Ihre Fragen bereitwillig eingehen wird, zu beseitigen.