Unter einem Reflux – oft auch als VRR oder VUR abgekürzt - versteht man einen Rückfluss von Harn in den Harnleiter oder in das Nierenbeckenkelchsystem während der Blasenfüllung und/oder der Blasenentleerung. Der Reflux führt zu einer wesentlich höheren Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Harnwegsinfekten und im Zuge dieser zur Nierenmitbeteiligung und einer eventuellen Nierenschädigung.
Wiederholte Harnwegsinfekte im Säuglings- und Kleinkindesalter sind das häufigste Symptom eines Refluxes. Bei kleinen Kindern ist Fieber oft das einzige Symptom eines Harnwegsinfekts, weswegen eine genaue Harnuntersuchung – mitunter mit steriler Harnentnahme aus der Blase – bei unklarer Fieberursache wesentlich ist. Auch Gedeihstörungen, stark veränderter Harngeruch oder Harnverfärbungen (milchig-trüb, rot), sollten an einen Harnwegsinfekt denken lassen und es sollte eine Harnkontrolle veranlasst werden.
Zumeist erfolgt nach einem fieberhaften Harnwegsinfekt unter Berücksichtigung weiterer Risikofaktoren (Sonographiebefund, Familienanamnese, …) eine sogenannte Miktionszysturethrographie im Rahmen derer der Reflux festgestellt werden kann. Bei einem Teil der Kinder erfolgt die Diagnostik schon vor Auftreten von fieberhaften Infekten auf Grund von Auffälligkeiten im Ultraschall, familiärer Vorbelastung oder Begleiterkrankungen. Alternativ dazu, abhängig auch vom Alter des Kindes, kann es unter Umständen auch sinnvoller sein, zuerst eine Nierenfunktionsuntersuchung durchzuführen.
Je nach Art und Ausprägung des Refluxes und in Abhängigkeit des damit verbundenen Risikos, beraten wir sie genau in Bezug auf die Notwendigkeit und die Art einer möglichen Therapie. Grundsätzlich kann ein Reflux endoskopisch oder offen chirurgisch korrigiert werden. Bei der endoskopischen Refluxoperation wird wie bei einer Blasenspiegelung in Narkose ein Instrument unter Sicht durch die Harnröhre in die Harnblase eingebracht. Über das Instrument wird dann eine Substanz - z. B. Dexell® – direkt unter die Schleimhaut des Harnleiters und unter der Einmündungsstelle des Harnleiters in die Harnblase eingespritzt, die die Harnleitermündung anhebt und leicht einengt und dadurch den Reflux beseitigt. Mehr langfristigen Erfolg versprechen die offen operativen Operationsverfahren, die deswegen bei Kindern mit einem hohen Risiko für Nierenfunktionseinschränkungen oder viele weitere Harnwegsinfekte zum Einsatz kommen. Grundprinzip ist es, den Harnleiter in einen verlängerten Tunnel unter der Schleimhaut während seines Durchtritts durch die Blasenwand zu verlagern. Je nach Ein- oder Beidseitigkeit und Ausprägung des Refluxes gibt es verschieden Operationsmöglichkeiten.
