Der Schilddrüsenkrebs gehört mit einer Häufigkeit von drei bis neun Erkrankungen von 100.000 Personen zu den seltenen bösartigen Tumoren und ist dadurch charakterisiert, dass es nach einer adäquaten Therapie (Operation, Radiojodtherapie, medikamentöse T4-Suppression) üblicherweise einen prognostisch „äußerst günstigen“ Verlauf mit zum Teil exzellenter Prognose aufweist. Frauen sind ungefähr zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer. Schilddrüsenkrebs kann in allen Altersgruppen vorkommen, die Häufigkeit nimmt jedoch mit höherem Lebensalter zu.
Welche Riskofaktoren gibt es?
Für das Schilddrüsenkarzinom sind üblicherweise keine typischen und/oder markanten Risikofaktoren bekannt. Mögliche seltene Risikofaktoren sind ionisierende Strahlen in der Jugend. Diese therapeutischen Maßnahmen wurden meist vor Jahrzehnten in erster Linie in anglo - amerikanischen Ländern zur Anwendung gebracht. Ebenso ist eine Häufigkeit von Schilddrüsenkrebs in der Umgebung von Tschernobyl erwiesen. Nach dem Reaktorunfall kam es zu einem Anstieg der Karzinomhäufigkeit um das ca. Vierfache (vor allem bei Kindern und Jugendlichen).
Symptome
Der begründete Verdacht auf das Vorliegen eines Schilddrüsenkarzinoms findet sich dann, wenn wir am Hals derbe, eventuell wenig schluckverschiebliche Knoten nachweisen können. Ebenso ist das rasche Wachstum eines einzelnen Knotens bei einer schon jahrelang bekannten Knotenstruma ein weiteres dringendes Indiz für das eventuelle Vorliegen eines Schilddrüsenkarzinoms. Derbe tastbare Lymphknoten (im Hals- bzw. Nackenbereich) können die ersten Anzeichen einer bereits stattgefundenen Metastasierung sein. Ebenso ist eine unerklärliche plötzlich auftretende Heiserkeit immer verdächtig auf das Vorliegen eines eventuell bereits fortgeschrittenen Tumorstadiums. In der überwiegenden Anzahl der Fälle, besonders im Frühstadium, finden sich beim Schilddrüsenkrebs keine krankheitstypischen Merkmale und/oder Veränderungen, sodass die erste Verdachtsdiagnose meist im Anschluss an eine Ultraschalluntersuchung oder in Einzelfällen auch erst intraoperativ gestellt wird
Therapie
Der erste Schritt ist die operative Entfernung des Tumorgewebes. Abhängig vom Gewebetyp sind im Anschluss an die Operation eine Radiojodtherapie und die lebenslange Gabe des Schilddrüsenhormons erforderlich. Eine Bestrahlung von außen (Strahlentherapie) ist selten, eine Chemotherapie meist nicht erforderlich.
Arten von Schilddrüsenkrebs
Das medulläre Schilddrüsenkarzinom – MTC
Das medulläre Schilddrüsenkarzinom (MTC - Medullary Thyroid Cancer), das aus den so genannten parafollikulären C-Zellen der Schilddrüse entsteht, kann familiär gehäuft auftreten und ist in seltenen Fällen in Kombination mit anderen endokrinen Tumorerkrankungen (MEN - Syndrom) zu finden. Die häufigste Ursache für das familiäre MTC sind genetisch bedingte Mutationen (das sogenannte RET-Protoonkogen). Routinemäßig bieten wir unseren Patient*innen mit MTC eine Genanalyse im Hinblick auf eine RET-Protoonkogen-Analyse an. Abhängig vom Ergebnis werden Empfehlungen abgegeben.
Das differenzierte Schilddrüsen Karzinom – PTC & FTC
Die häufigsten Tumore der Schilddrüse sind die so genannten papillären (PTC – Papillary Thyroid Cancer) und follikulären (FTC – Follicular Thyroid Cancer) Karzinome. Die Heilungswahrscheinlichkeit ist bei beiden Tumortypen sehr hoch.
Andere Schilddrüsentumore
Andere Tumore der Schilddrüse (zB entdifferenzierte und/oder anaplastische Karzinome u.a.) sind selten. Die Behandlung dieser Tumore ist individuell abzustimmen und wird hier deshalb nicht weiter ausgeführt.
Prognose
Hat der Tumor in seinem Wachstum die Schilddrüse noch nicht überschritten und noch keine Fernabsiedelungen (Metastasen) gebildet, so ist, natürlich unter der Voraussetzung einer strikten und gut abgestimmten Primärtherapie, von einer normalen Lebenserwartung auszugehen. Aber auch bei Patient*innen, bei denen der Tumor bereits Fernabsiedelungen gebildet hat, kann zu einem großen Teil Heilung und ein langes Leben erzielt werden, dafür ist dann eine etwas umfangreichere Behandlung erforderlich.