Die genaue Erhebung der Krankengeschichte sowie der klinischen Beschwerden ist Voraussetzung für die adäquate Diagnostik von Schilddrüsenerkrankungen. Bei Verdacht auf ein Schilddrüsenkarzinom wird besondere Aufmerksamkeit auf eine mögliche zurückliegende Bestrahlung der Halsregion gelegt.
Schilddrüsen Zentrum
Untersuchungsmethoden
Anamnese
Klinisch physikalische Untersuchung
Im Bereich der Schilddrüse und/oder Halsregion werden größere Tumore im Rahmen einer klinischen Untersuchung schnell und einfach nachgewiesen. Bei Schilddrüsenkarzinomen finden sich typischerweise derbe und/oder schmerzlose Knoten.
Ultraschall
Dies ist eine Basisuntersuchung, welche bei allen bereits nachgewiesenen und/oder fraglichen Vergrößerungen und/oder Funktionsstörungen der Schilddrüse routinemäßig durchgeführt wird. Sie eignet sich als einfaches, schnelles und wenig aufwendiges Verfahren - idealerweise zur Erstuntersuchung (Screening), zur Verlaufskontrolle und als Folgeuntersuchung (Follow up) bei Schilddrüsenkarzinomen.
Szintigraphie
Ab einer gewissen Größe von Schilddrüsenknoten (ab ca. 10 mm) wird routinemäßig auch eine Schilddrüsenszintigraphie durchgeführt, bei der eine geringe Menge einer radioaktiven Substanz (Technetium Tc99) intravenös injiziert wird. Die Karzinomwahrscheinlichkeit eines nicht speichernden (kalten) Knotens liegt bei ca. 3 - 10 %.
Laborbestimmungen (Schilddrüsenhormone)
Im Rahmen unserer Basisuntersuchung werden neben dem TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) die freien Schilddrüsenhormone T3 und T4 routinemäßig bestimmt. Wenn sich im Rahmen der Basisuntersuchung Hinweise für Schilddrüsenfunktionsstörungen ergeben, erfolgt zusätzlich eine Antikörperbestimmung.
Wenn Knoten nachgewiesen werden, wird routinemäßig zusätzlich eine Calcitonin-Bestimmung durchgeführt. Calcitonin ist ein empfindlicher und spezifischer Marker für das Vorliegen eines medullären Schilddrüsenkarzinoms (MTC).
Feinnadelpunktion (FNP)
Bei der FNP werden Schilddrüsenknoten gezielt – unter Ultraschallkontrolle – punktiert. Das gewonnene Zellmaterial wird dann sofort einer mikroskopischen Untersuchung (Aspirationszytologie) zugeführt, um möglicherweise das Vorliegen bösartiger (maligner) Tumore nachzuweisen.
>>Zur Einverständniserklärung FNP<<
HNO
Bei plötzlich auftretender Heiserkeit ist es erforderlich, zusätzlich einen HNO-Befund einzuholen. Routinemäßig wird nach der Operation eine HNO-Kontrolle zur Beurteilung der Stimmbänder durchgeführt.
Da eine große Anzahl von Tumoren im Kopf-/Hals-Bereich lokale LK-Metastasen setzen, müssen im Rahmen einer Schilddrüsenabklärung diese Zweiterkrankungen ebenfalls ausgeschlossen werden.
Augen
Verschiedene Formen einer Schilddrüsenüberfunktion können mit einer Augenbeteiligung einhergehen (zB Exophthalmus bei Mb. Basedow). Hier ist es erforderlich, dass eine engmaschige interdisziplinäre Zusammenarbeit stattfindet, um mögliche Langzeitschäden des Sehnervs (Nervus opticus) und/oder der Netzhaut (Retina) zu vermeiden.
Lungenfunktion
Bei ausgeprägten und länger bestehenden Schilddrüsenvergrößerungen kann es zu einer Einengung der Luftröhre und damit zu einer Reduktion der Lungenfunktion kommen. In diesen Fällen ist es – meist präoperativ – erforderlich, zusätzlich die aktuelle Funktionsbestimmung des Atemvolumens durchzuführen.
MR & CT
Beide radiologischen Methoden kommen meist präoperativ zum Einsatz, um wesentliche Zusatzinformationen für die*den Chirurgin*en im Sinne einer detaillierten anatomischen Übersicht bzw. Vorinformation zu gewinnen. Beide Methoden sind auch in der postoperativen Nachsorge des Schilddrüsenkarzinoms von großer Bedeutung und werden individuell und selektiv eingesetzt.
PET - CT
Diese Untersuchungsmethode, bei der ausschließlich Stoffwechselvorgänge von bösartigen Schilddrüsentumoren untersucht werden, kommt an unserer Abteilung seit vielen Jahren als Routineuntersuchung zur Anwendung. Bei bestimmten Schilddrüsenkarzinomen (zB medulläres Schilddrüsenkarzinom) werden DOPA PET – CT oder Ga68 DOTATOC PET – CT sowohl paräoperativ als auch postoperativ eingesetzt, um detaillierte Informationen über das aktuelle Tumorausmaß zu bekommen.
Schilddrüsenkarzinom
In der Nachsorge des differenzierten papillären (PTC) und follikulären (FTC) Schilddrüsenkarzinoms wird als Tumormarker Thyreoglobulin routinemäßig herangezogen, um möglichst frühzeitig ein Tumorrezidiv und/oder Metastasen nachweisen zu können. Bei gesicherter Diagnose eines Schilddrüsenkarzinoms wird sodann kurzfristig das optimale interdisziplinäre operative Vorgehen besprochen.