25 Jahre Kinderurologie – ein spitzenmedizinisches Aushängeschild Österreichs feiert Jubiläum
Die Kinderurologie wurde 1992 als einzige derartige Abteilung in Österreich am Or-densklinikums Linz Barmherzige Schwestern gegründet. Seine in 25 Jahren erworbe-ne Exzellenz und herausragende kinderurologische Pionierleistungen haben das Team zu einem nationalen und internationalen Aushängeschild gemacht. Tausende Kinder und heute Erwachsene aus Österreich und der ganzen Welt verdanken der Linzer Kinderurologie ein trotz oft schwerer Fehlbildungen oder Erkrankungen weitgehend normales Leben.
Die Kinderurologie wurde von Prim. Univ- Doz. Dr. Markus Riccabona gegründet und in 20 Jahren als eine Topadresse in diesem Spezialgebiet etabliert. Sein Nachfolger Prim. Univ.-Doz. Dr. Josef Oswald führt die Abteilung seit 2012 und hat mit seinem Team ihr Kompe-tenzspektrum um zahlreiche neue und international beispielgebende Behandlungstechniken erweitert. Mehr als 3.000 Kinder, viele auch aus anderen Bundesländern und dem Ausland, werden jährlich stationär behandelt, knapp 2.000 davon operiert.
Innovationstreiber bei neuen OP-Techniken
Die kinderurologische Spezialchirurgie ist vor allem auf angeborene Fehlbildungen des kind-lichen Harn- und Urogenitaltrakts spezialisiert, etwa auf die sehr komplexen operativen Eingriffe bei Blasenfehlbildungen. So hat das Team beispielsweise eine Technik perfektioniert, mit der aus einem Stück Dünndarm fehlendes Blasengewebe ersetzt und Kontinenz hergestellt werden kann. Im Schnitt schenkt so eine künstliche Blase jeden Monat einem betroffe-nen Kind neue Lebensqualität. Operative korrigiert werden aber auch komplexe Fehlbildungen von Harnleitern, Harnröhre und äußerem Genitale wie Hypospadie und Epispadie (fehlpositionierte Harnröhrenöffnung auf der Unter- bzw. Oberseite des Penis) oder Hodenhoch-stand. Ein weiteres Fachgebiet der Abteilung ist die Diagnostik und Therapie von Nierenerkrankungen bei Kindern. So wird ein äußerst schonendes minimalinvasives Verfahren zur Entfernung von Nierensteinen durch Zerpulsen mit einem Laser angewandt, das nur zwei bis drei Tage Krankenhausaufenthalt erfordert und viele belastende operative Nebenwirkungen vermeidet. Selbstverständlich werden in der Abteilung aber auch „einfache“ Leiden wie Harnwegsinfekte oder Vorhautverengungen behandelt.
Blasenschule bietet Hilfe bei Kontinenzproblemen
Eine eigene Blasenschule unterstützt mit großem Erfolg bei krankheitsbedingten, hormonell oder psychisch verursachten Blasenentleerungsstörungen oder Kontinenzproblemen. Ein Spezialistenteam aus Medizin, Kinderurotherapie und Klinischer Psychologie hilft bei Abklä-rung, Therapie und Schulung. Auch die oft notwendige Selbstkatheterisierung, etwa bei Kindern, die mit Spina bifida („offener Rücken“) geboren wurden, erlernen die jungen Patienten unter einfühlsamer Anleitung rasch. „Die meisten betroffenen Kinder, viele schon ab fünf Jahren, verstehen ihren Körper sehr bald und wenden die trainierten Maßnahmen schnell sicher an. Trägt doch das Selbermachen dieser intimen Handlung ganz wesentlich zum positiven Selbstwert und zur sozialen Integration bei“, erzählt Urotherapeutin Anita Silye von ihren Erfahrungen. Das Training entlastet auch die betroffenen Eltern, die sich nach oft jahrelanger ununterbrochener Belastung wieder stärker eigenen Bedürfnissen widmen können.
Internationales Ausbildungszentrum für Kinderurologie
Die Aufsehen erregenden Behandlungserfolge und ein über 25 Jahren perfektioniertes Ineinandergreifen von Medizin, Therapie und Pflege haben der Linzer Kinderurologie internationales Renommee verschafft. Sie wird als eines der größten und aktivsten kinderurologischen Zentren weltweit wahrgenommen. Gemessen an der Zahl der Patienten, der Operationsfrequenz und der Größe des Ärzteteams ist sie europaweit im obersten Spitzenfeld positioniert.
Durch ihre umfangreiche Expertise hat sich die Abteilung als eines der wenigen europäischen Ausbildungszentren zum Facharzt für Kinderurologie (FEAPU) in Europa etabliert. „Wir haben hier am Ordensklinikum eine ganz spezielle Kinderchirurgie mit einer außergewöhnlichen Infrastruktur, die voll auf unsere kleinen Patienten eingestellt ist“, erklärt Abteilungsvorstand Prim. Univ.-Doz. Dr. Josef Oswald. „ Dazu gehören unter anderem eine spezialisierte Kinderanästhesie sowie die Kinderradiologie mit topmoderner Isotopendiagnostik. Ausgezeichnete Zusammenarbeit besteht auch mit der Abteilung für plastische Chirurgie bei unseren oft komplexen rekonstruktiven Eingriffen. Dazu kommen vielfältige diagnostische und therapeutische Angebote und die Blasenschule. Auf unserer Kinderstation finden unsere kleinen Gäste hochwertige und liebevolle Betreuung während ihres Aufenthalts bei uns.
Sozialprojekte - ein Herz für Kinder
Die große Tradition in freiwilliger humanitärer Hilfe ist ebenfalls ein Markenzeichen der Ab-teilung. Viele kleine Patienten, hauptsächlich aus Albanien, aber auch Moldawien, Afghanistan und dem Kosovo sowie aus Afrika kommen über die Hilfsorganisation „Allianz für Kinder“ auf die Kinderurologie Linz. Aber auch direkt vor Ort werden Kinder, unterstützt von lokalen Partnerorganisationen, untersucht, therapiert und nachbehandelt.
Ein sehr engagiertes aktuelles Projekt mit dem Ziel nachhaltiger Hilfe zur Selbsthilfe ist ein Ausbildungsprojekt in der Stadt Dhulikhel in Nepal. Das Dhulikhel Hospital wurde von Dr. Ram Shresta, der in Österreich studiert hat, als Krankenhaus für Arme gegründet und zu einem der besten Krankenhäuser Nepals und als Lehrkrankenhaus der Universität in Kathmandu ausgebaut. Aktuell arbeiten dort über 200 Ärzte, es bestehen Studienmöglichkeiten in Medizin und Pflege. Somit ein idealer Anknüpfungspunkt, um auf einer funktionierenden Basisversorgung kinderurologisches Know-how zu vermitteln und ein Team vor Ort aufzubauen. Ein Urologe und ein Kinderchirurg kamen 2017 für zwei bzw. drei Monate an die Linzer Abteilung, um klinisches wie operatives Wissen auf dem Gebiet der Kinderurologie zu erwerben. Gemeinsam wurde ein Konzept zum Aufbau einer kinderurologischen Versorgung in Dhulikhel erarbeitet. Im Jahr 2018 fährt ein Linzer Team nach Nepal, um bei ausgewählten Operationen zu assistieren. Zusätzlich werden die neuen Partner in Nepal bei der Beschaf-fung von geeigneten chirurgischen und endoskopischen Instrumenten unterstützt.
Hilfe zur Selbsthilfe durch Aufbau von kinderanästhesiologischem und kinderurologischem Know-how wird auch im armenischen Gymre geleistet. Bei Operationen mit den hauseigenen Ärzten wurde durch die Linzer Spezialisten im anästhesiologischen Bereich Wissen zum Kaudalblock (eine Schmerztherapie) und zu fachgerechter Kindernarkose vermittelt, im kinderurologischen Bereich die Implantation eines Harnleiters demonstriert. Ein Anästhesist und ein Kinderchirurg aus Armenien werden im Ordensklinikum entsprechende Ausbildungen absolvieren, um auch große Operationen in Gymre durchführen zu können. Auch hier wird das Spital ergänzend mit über Spenden finanzierter Ausrüstung unterstützt.
Bildmaterial:
Bild 1: Prim. Univ.-Doz. Josef Oswald und das Kinderurologie-Team haben tausenden Kindern mit urogenitalen Fehlbildungen oder Erkrankungen ein normales Leben ermöglicht.
Bild 2: Interdisziplinäre und interprofessionelle Betreuung ist ein Erfolgsfaktor der Kinderuro-logie am Ordensklinikum.
Bild 3: In der Blasenschule trainieren Kinder Kontinenz und lernen sogar schon im Vorschulalter, sich selbst einen Katheter zu setzen.
Bild 4: Hilfe zur Selbsthilfe: Nepalesische und armenische Ärzte erhalten kinderurologisches Know-how aus Linz
Bild 5: Das Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern ist eines der wenigen europäischen Ausbildungszentren zum Facharzt für Kinderurologie.
Bildquellen: Werner Harrer (1,2), Ordensklinikum / Eckhart Herbe (3,4,5)