ÄrztInnen des Krankenhauses der Elisabethinen in Linz haben einen neuen Marker entdeckt, der die Behandlung von Leberzirrhose Patienten wesentlich verbessen kann.
Mit Hilfe des Vitro Scores können sie ganz einfach eine genaue Prognose der Entwicklung von Lebererkrankungen erstellen und damit eine individuelle und effiziente Therapie planen.
Eine Leberzirrhose führt zu einer dramatischen Wende in der Krankheitsgeschichte eines Leberpatienten. Mit dem Vorliegen einer Zirrhose steigt das Risiko von Komplikationen sowie damit verbunden die Sterblichkeit.
Bisher standen dem Arzt bei der Beurteilung vor allem neben der Blutanalyse und der Ultraschalluntersuchung, die sehr zuverlässige Lebersteifigkeitsmessung zur Verfügung, für die es in ganz Österreich aber nur zirka 30 Geräte gibt, also eine unzureichende Ausstattung angesichts der großen Zahl von Patienten.
Zur Beantwortung von 3 wichtigen Fragen, für die bisher sehr aufwändige Untersuchungen durchgeführt werden mussten, reicht künftig ein einfacher Bluttest im Wert von zirka €4,-
Möglich macht das ein neuer Marker, der Vitro Score, der sich auf zwei Aspekte konzentriert, den sogenannten Von Willebrand Faktor, ein Protein, das eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung spielt und die Blutblättchen Konzentration.
Die Forscher konnten beweisen, dass mit einer Treffersicherheit bei 9 von 10 Fällen der Vitroscore eine zuverlässige Auskunft darüber geben kann, ob 1.) eine Leberzirrhose vorliegt, 2.) ob es bei einer bestehenden Leberzirrhose zu gefährlichen Komplikationen kommen wird und ob 3.) eine erhöhte Sterblichkeit zu erwarten ist.
Mit diesem Wissen, können Ärzte künftig rechtzeitig wirkungsvolle Therapien verordnen, die darüber hinaus sehr individuell auf den konkreten Patienten abgestimmt werden können.
„Unsere Forschung soll einen unmittelbaren Nutzen für unsere Patienten haben", erklären die Studien-Autoren OA. Doz. Dr. Andreas Maieron und Dr. Stephanie Hametner Experten für Lebererkrankungen der IV. Internen Abteilung des Krankenhauses der Elisabethinen in Linz.
In Österreich leiden zirka 500 – 700.000 Menschen an Leberkrankheiten, 100 – 150.000 erkranken an einer Leberzirrhose und davon sterben 3.500 an dieser. Eine möglichst frühe Diagnose ist daher eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung von Patienten.
„Forschung ist, neben Spitzenmedizinischen Leistungen in unseren Organschwerpunkten und der hochwertigen Versorgung unserer Patienten, eine Säule der medizinischen Ausrichtung unseres Krankenhauses. Das heute präsentierte Ergebnis wissenschaftlicher Arbeit unserer Ärztinnen kommt unmittelbar unseren Patienten zu Gute. Patienten, die an Lebererkrankungen leiden, können nunmehr noch besser diagnostiziert und in der Folge eine für sie individualisierte Therapie erfahren", freut sich der Ärztliche Direktor und Geschäftsführer Dr. Stefan Meusburger.
Von Willebrand Faktor
Bei einer Leberzirrhose kommt es zu einer Veränderung des Bindegewebes der Leber, die sich auch auf das Herz Kreislauf System auswirken kann. Durch die Leberverhärtung staut sich das Blut aus dem Darm vor der Leber, was zu einem Anstieg des Blutdrucks führt.
Dieser sogenannte Pfortaderhochdruck ist relevant in der Bewertung nachfolgender Ereignisse.
Steigt der Druck über 10mmHg kann es zur Bildung von Krampfadern und in der Folge zu lebensbedrohlichen Blutungen kommen. Daher ist es von besonderer Wichtigkeit, die Veränderung des Blutdrucks in der Pfortader rechtzeitig zu erkennen. Direkt kann dieser nur durch ein unverhältnismäßig aufwändiges invasives Verfahren gemessen werden. Indirekt besteht die Möglichkeit den sogenannten Lebervenenverschlussdruck zu bestimmen. Dabei musste bisher ein Ballonkatheder in die Lebervene eingeführt werden. Der Druck, der sich durch das Verschließen der Vene beim Aufblasen des Ballons aufbaut, entspricht in etwa dem Pfortaderdruck.
Die Arbeit von Dr. Maieron und seiner Kollegin Dr. Stephanie Hametner geht von der Tatsache aus, dass der Körper auf den Anstieg des Pfortaderdrucks mit zwei Strategien reagiert:
Einerseits mit dem Ansteigen des Von Willebrand Faktors (ein nach seinem Entdecker Erik Adolf von Willebrand; 1870–1949; benanntes Enzym) einem Eiweiß das zur Blutgerinnung beiträgt und mit der gleichzeitigen Reduktion der Thrombozyten, der Blutplättchen.
Damit soll erreicht werden, dass das Blut dünnflüssiger, die Leber wieder durchblutet wird und sich der Blutstau und damit der Hochdruck abbaut.
Können beide Faktoren im Blut nachgewiesen werden, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Zirrhose vor, an der der Patient, ohne Therapie, auf Grund einer inneren Blutung sterben könnte.
Diese Ergebnisse wurden jetzt von einem Wissenschafts-Journal publiziert. Die Erkenntnisse daraus könnten in Zukunft bewirken, dass Patienten mit Leberzirrhose effizienter behandelt werden können