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26.02.2020

Innovative Technik der Beinverlängerung erstmals in Linz durchgeführt

Erstmals in Linz wurde an der Orthopädischen Abteilung am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern ein Verlängerungsmarknagel implantiert. Dabei handelt es sich um eine möglichst schonende und schmerzfreie Beinverlängerung bei Jugendlichen und Erwachsenen, bei der von den Spezialisten der Kinder- und Neuroorthopädie ein spezieller „Nagel“ ins Knochenmark eingesetzt wird.

Fehlstellungen oder Beinverkürzungen können durch Krankheiten oder Syndrome bedingt sein und schon von Geburt an oder kurz danach sichtbar werden. Sie können sich aber auch erst später im Rahmen der Entwicklung und des Wachstums zeigen oder nach Frakturen oder Knochenbrüchen entstehen. Fehlstellungen bzw. Beinverlängerungen können häufig im Jugendalter durch minimalinvasive wachstumslenkende Eingriffe korrigiert werden. Doch sind im Erwachsenenalter alle therapeutischen Maßnahmen, wie Heilgymnastik, Einlagen oder spezielle Schuhe ausgeschöpft, besteht die Option der chirurgischen Beinverlängerung. Moderne intensivmedizinische und schmerztherapeutische Verfahren haben gerade in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Kinderorthopädie neue Voraussetzungen für Operationen geschaffen. 

Verlängerungsnagel via Magnetismus von außen angetrieben

Solch ein operatives Verfahren wurde erstmals in Linz am Ordensklinikum Linz bei einem jungen Erwachsenen angewendet. Eine Beinverlängerung unter Verwendung eines intramedullären Marknagels (Percice). „Hierbei handelt es sich um eine innovative Methode, mit der Knochenverlängerungen möglichst schonend und schmerzfrei durchgeführt werden“, sagt OA Dr. Albert Handlbauer, der gemeinsam mit OA Dr. Walter Gußner die Experten für den Schwerpunkt Kinder- und Neuroorthopädie am Ordensklinikum Linz sind.

Bei dieser Technik wird der Marknagel über eine kleine Hautinzision in eine für die Muskulatur und das Gewebe schonende Technik in den Markraum des Knochens eingesetzt. Ähnlich einer unfallchirurgischen Marknagelung. Mittels einer von außen auf die Haut aufgesetzten Fernsteuerung wird über Magnetismus der Verlängerungsnagel angetrieben. Der Verlängerungsprozess erfolgt mit 1 mm pro Tag sehr langsam und ist nahezu schmerzlos.

Kooperation mit Referenzzentrum des Spitals Speising

Diese Methode der Marknagelverlängerung wurde in Österreich 2004 erstmals am Orthopädischen Spital Speising durchgeführt. Die Spezialklinik der Vinzenz Gruppe hat sich im Bereich Korrektur als internationales Referenzzentrum etabliert. Die Orthopädische Abteilung des Ordensklinikum Linz arbeitet mit Österreichs führender Kinderorthopädischen Abteilung in Speising auf Basis eines Kooperationsvertrages eng zusammen.

Orthopädisches Expertenzentrum am Ordensklinikum Linz

Die Orthopädische Abteilung am Ordensklinikum Linz ist als Endoprothetikzentrum zertifiziert und in unterschiedlichen Bereichen spezialisiert. „Unsere langjährige Erfahrung und hohe Fallzahlen, ca. 2.900 Operationen pro Jahr, machen uns zu einem der orthopädischen Expertenzentren in Österreich“, sagt Abteilungsvorstand Prim. Dr. Josef Hochreiter. Neben künstlichem Gelenkersatz, Sportorthopädie, Schulter- und Fußchirurgie sowie konservativer Orthopädie zählt die Kinder- und Neuroorthopädie zu den Schwerpunkten der Abteilung.

Schwerpunkt Kinder- und Neuroorthopädie

In der Abteilung für Orthopädie des Ordensklinikum Linz werden jedes Jahr ca. 1.500 ambulante Untersuchungen und ca. 80 Operationen für Kinder durchgeführt. „Die Kinderorthopädiebeschäftigt sich mit dem Erkennen und Behandeln von angeborenen oder erworbenen Erkrankungen, Verletzungen sowie Fehlstellungen des Bewegungsapparates bei Kindern und Jugendlichen“, sagt OA Dr. Albert Handlbauer. Der Körper eines Babys, Kindes oder Jugendlichen unterscheidet sich von dem eines Erwachsenen. Die Knochen bestehen noch zu einem guten Teil aus Knorpel, der erst im Laufe des Wachstums verknöchern muss. Auch die Gelenke sind noch ausgesprochen beweglich und elastisch. Erst mit zunehmendem Alter werden die dehnbaren Bänder straffer und die Gelenke stabiler.

 

OA Dr. Albert Handlbauer und OA Dr. Walter Gußner

Diese Lenkbarkeit von Knochen und Gelenken während des Wachstums kann man oft für die Therapie nützen. So kann zum Beispiel eine mittels Ultraschall nachgewiesene „unreife Hüfte“ (Hüftdysplasie) des Säuglings alleine durch eine Abspreizbehandlung (Lenkung des Wachstums in die gewünschte Richtung) zur völligen Ausreifung gebracht werden. Auch viele Fehlhaltungen des Fußes (Hakenfuß, Sichelfuß) können durch frühzeitiges Behandeln (Massieren, Gipsen) auskuriert werden.

Voraussetzung dafür ist jedoch eine frühe Diagnosestellung und Therapieeinleitung. Konservativ nicht ausreichend zu therapierende Deformitäten (wie z. B. Hüftdysplasie, Klumpfüße oder Morbus Perthes) werden frühzeitig operiert, um Folgeschäden zu minimieren oder zu verhindern.

Versorgung junger Patienten mit neurologischen Problemen

Ein Schwerpunkt der Kinderorthopädie ist die Behandlung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen. Hier stehen oft neurologische Probleme im Vordergrund; diesen Teilbereich nennt  man Neuroorthopädie. „Die Behandlung eines behinderten Kindes erfordert viel Erfahrung und vor allem auch eine gute Zusammenarbeit von Kinderärzten, Neurologen, Psychologen, Physio- und Ergotherapeuten. Bei vielen dieser Kinder sind Probleme der Muskeln und Gelenke vorrangig“, erklärt OA Dr. Walter Gußner.  

An der Neuroorthopädie am Ordensklinikum Linz werden unter anderem die jungen Patientinnen und Patienten des Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie des Konventhospitals Barmherzige Brüder mitversorgt, so auch Patienten des Instituts Hartheim und des Unfallkrankenhauses Linz.

 

Foto: Die beiden Experten für Kinder- und Neuroorthopädie am Ordensklinikum Linz, OA Dr. Albert Handlbauer und OA Dr. Walter Gußner, freuen sich über die erfolgreich durchgeführte Beinverlängerung unter Verwendung eines intramedullären Marknagels. Foto © Ordensklinikum

Rückfragehinweis für Journalisten:

Andrea Fürtauer-Mann

andrea.fuertauer-mann@ordensklinikum.at

+43 664 8854 1564

www.ordensklinikum.at