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01.08.2016

Mehr Leben für Nierenpatienten

Priv. Doz. Dr. Daniel Cejka ist neuer Leiter der Nephrologischen Abteilung des Krankenhauses der Elisabethinen in Linz

Die Nieren sind Hochleistungsorgane, die beachtliches leisten, indem sie das Blut filtern und von Giftstoffen und Endprodukten reinigen. Sie regeln den Flüssigkeits- und Säure-Basen-Haushalt, den Blutdruck und die Bildung der roten Blutkörperchen. Wenn die Nierenfunktion beeinträchtigt ist, wirkt sich das schlagartig auf den Alltag der Patienten aus.

Prim. Cejka wird daher seinen Arbeitsschwerpunkt darauf legen, die Lebensqualität und das Überleben von Nierenpatienten zu verbessern.

Bei der Pressekonferenz wird der älteste österreichische Dialyseapparat, aus dem Jahre 1959, der im Keller des Krankenhauses der Elisabethinen wiederentdeckt wurde, präsentiert.

Am 23. Juni übernahm Priv. Doz. Dr. Daniel Cejka, die Leitung der III. Internen Abteilung für Nieren- und Hochdruckerkrankungen, Transplantationsmedizin, Rheumatologie und Akutgeriatrie von Univ. Prof. Dr. Rainer Oberbauer der, nach zehn Jahren bei den Elisabethinen, als Ordinarius für Nephrologie an die MedUniWien/AKH Wien wechselte.

Cejka ist gebürtiger Oberösterreicher, in Steyr geboren und in Losenstein im Ennstal aufgewachsen. Nach der Matura in Steyr wurde Wien zuerst Studien- und dann Arbeitsort, wo er seine Ausbildung an Österreichs größter Nephrologischer Klinik absolvierte und anschließend dort tätig war. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder.

 

Einem Nephrologen wird ein Leben lang nicht langweilig

„Nieren sind für mich faszinierende Organe" schwärmt der Mediziner von seinem Arbeitsbereich und erklärt auch warum:

„Sie halten unseren Körper im Gleichgewicht. Neben der offensichtlichen Funktion als harnproduzierende Organe zur Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten regulieren die Nieren auch den Wasser- und Salzhaushalt, das Säure-Basen-Gleichgewicht, den Blutdruck, die Blutbildung (sie produzieren Erythropoietin, kurz Epo genannt) Das allein ist schon faszinierend genug. Die unterschiedlichsten Arten an Nierenerkrankungen mit ganz unterschiedlichen Krankheitsmechanismen und Behandlungen sind hochkomplex und herausfordernd. Und nicht zuletzt die verschiedenen Nierenersatzverfahren wie Dialyse und Transplantation."

 

Zahl der Dialysepatienten steigt

Nierenerkrankungen gibt es in 5 Stadien, wobei 5 terminales Nierenversagen bedeutet. In der Regel benötigen die Patienten im Stadium 5 eine Nierenersatztherapie.

Die Zahl der chronischen Nierenerkrankungen in Österreich wird, abgeleitet von den Zahlen anderer europäischer Länder, auf 5% der Bevölkerung , also ungefähr 440.000 Personen geschätzt.

Pro Jahr kommen zirka 1200 neue dialysepflichtige Patienten dazu.Die Gesamtzahl der Dialysepatienten pro Jahr in Österreich ist in den letzten 10 Jahren um 20% gestiegen. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Patienten durch den medizinischen Fortschritt länger überleben.

Die Hauptursachen für ein chronisches Nierenversagen, mit über 50% aller Erkrankungen, sind Bluthochdruck und Diabetes.

Ein Leben ohne funktionierende Nieren oder ohne Nierenersatztherapie ist für den Menschen nicht möglich. Oberstes Ziel ist daher eine Nierentransplantation, die ein weitgehend beschwerdefreies und selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Bis ein passendes Spenderorgan gefunden ist, sichert die Dialyse das Überleben des Patienten. Um deren Lebensqualität während der Therapie zu verbessern setzt Prim. Cejka auf zwei Strategien:

1) Den verstärkten Einsatz der sog. Bauchfelldialyse, um dem Patienten die zeitintensiven Aufenthalte im Dialysezentrum möglichst zu ersparen und

2) Die Erhöhung der Quote von Lebendspenden, um die Wartezeiten bis zur Transplantation zu verkürzen.

 

Dialyse

Die Dialyse ist eine Nierenersatztherapie, welche einige Funktionen der Niere übernehmen kann, jedoch leider nicht vollständig ersetzt.

Wenn die Nieren nicht mehr, oder nur mehr eingeschränkt arbeiten, dann reichern sich im Körper Flüssigkeit und Substanzen an, die beim gesunden Menschen durch den Harn ausgeschieden werden. Die Folge sind Überwässerung und innerliche Vergiftung. Bei der Dialyse, die auch „Blutwäsche" bezeichnet wird, werden die unerwünschten Stoffe durch halbdurchlässige Membranen ausgefiltert.

Bildlich gesprochen wird das Blut, als verunreinigte Lösung von einer Waschlösung, dem Dialysat umspült und gereinigt. Die Membran die die beiden Flüssigkeiten voneinander trennt, lässt nur bestimmte Teilchen durch, nämlich Wasser, Elektrolyte und eben harnpflichtige Substanzen. Wichtige Blutbestandteile, wie Blutzellen und große Eiweiß- und Fettmoleküle werden zurückgehalten.

Mit dem Dialyseverfahren lassen sich also unerwünschte Substanzen aus dem Blut entfernen.

Gruppenfoto

Zeitgrößte Dialyse Österreichs

Das Krankenhaus der Elisabethinen verfügt über 48 Dialyseplätze und ist damit die größte Dialyse Oberösterreichs und die zweitgrößte Österreichs, nach dem Dialysezentrum Wien.

Menschen die auf eine Nierenersatztherapie angewiesen sind, müssen dreimal pro Woche für 4 Stunden zur „Blutwäsche" ins Krankenhaus kommen. Dieses als Hämodialyse bezeichnetet Verfahren ist die am häufigsten angewandte Methode, aber für Betroffene eine sehr zeitintensive Therapie. Patienten die nicht in der Nähe eines Dialysezentrums wohnen, müssen auch noch lang An- und Rückreisezeiten in Kauf nehmen. So verbringen Hämodialysepatienten 20-25 Stunden pro Woche mit der eigentlichen Behandlung und den Fahrtzeiten zum Krankenhaus und wieder nach Hause. Hämodialyse ist also zeitlich gesehen ein Halbtagsjob. Urlaub können Hämodialysepatienten nur dort verbringen, wo sogenannte Feriendialyse angeboten wird, also die Möglichkeit, der Blutwäsche am Urlaubsort.

 

Bauchfell- oder Peritonealdialyse

Die Bauchfelldialyse bietet dem Patienten eine westlich höhere Lebensqualität, weil für sie die regelmäßigen Aufenthalte im Dialysezentrum nicht notwendig sind, und sie zuhause selbstständig durchgeführt werden kann.

Bei dieser Methode wird das Blut im eigenen Körper gereinigt und zwar im Bauchraum. Das Bauchfell (Peritoneum) übernimmt dabei die Funktion des Filters, der das Blut von Schadstoffen und überflüssigem Wasser trennt. Die Reinigungsflüssigkeit wird in diesem Fall über einen dauerhaft eingesetzten Schlauch in den Bauchraum geleitet und verbleibt dort für einige Stunden. Das Bauchfell ist ein gut durchblutetes Gewebe und entgiftet auf diese Art und Weise das Blut.

Der Patient muss allerdings mehrmals täglich selbständig das verbrauchte Dialysat in einen Beutel abfließen lassen und durch neue Spülflüssigkeit ersetzen.

 

Nierentransplantation

Die Dialyse als Nierenersatztherapie ist für den Patienten lebensnotwendig und somit ein unverzichtbarer Baustein in der Behandlung von Nierenpatienten. Obwohl die Verfahren heute sehr ausgereift sind, kommt die Dialyse bei weitem nicht an die Ergebnisse einer funktionierenden Niere heran, wie diese durch eine Nierentransplantation erreicht werden können.

Im Krankenhaus der Elisabethinen werden jährlich 60 – 70 Nierentransplantationen durchgeführt, wobei eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen der chirurgischen Abteilung des Hauses und der nephrologischen Abteilung besteht.

Derzeit beträgt die durchschnittliche Wartezeit für ein Spenderorgan in Österreich 3,3 Jahre. In Deutschland muss ein Patient aber beinahe doppelt so lange warten, verursacht durch die unterschiedliche Gesetzeslage. Während jede verstorbene Person – wenn sie gewisse Voraussetzungen erfüllt automatisch Organe spendet, (sofern sie dem nicht zu Lebzeiten nachweislich widersprochen hat), können in Deutschland Toten nur dann Organe entnommen werden, wenn dem zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt wurde.

Alle Spenderorgane von Verstorbenen werden im Zentralregister von Eurotransplant, einer Organisation, bei der auch Österreich Mitglied ist, gemeldet und auf die Eignung für gelistete Patienten überprüft. Ist ein passendes Organ gefunden, sollte es im Idealfall innerhalb von 24 Stunden transplantiert werden.

 

Lebendspende

Die Behandlungsstrategie zielt daher vermehrt auf Lebendspender, weil damit wesentlich mehr Patienten transplantiert werden können. Spender sind meist Familienmitglieder oder nahe Angehörige, die ein Organ unmittelbar dem Betroffenen zur Verfügung stellen, wodurch Wartezeiten stark verkürzt werden können.

Darüber hinaus ist die Lebensdauer der Nierentransplantate Darüber hinaus ist die Lebensdauer der Nierentransplantate von Lebendspendern und somit auch die Lebensdauer von Patienten, die eine Lebendspende erhalten haben wesentlich höher, als bei jenen, denen ein Leichenorgan eingesetzt wurde.

Der Anteil von Lebendspenden liegt im Krankenhaus der Elisabethinen bei 25%, im österreichischen Durchschnitt nur ca. 15%

„Nimmt man sich die Niederlande mit 50% zum Vorbild, dann erkennt man trotz der Vorreiterrolle des Krankenhauses der Elisabethinen in Österreich daran unseren Spielraum nach oben", erklärt Cejka sein Ziel.

 

Nierenschwerpunkt im Krankenhaus der Elisabethinen

Dr. Stefan Meusburger, Ärztlicher Direktor

Unsere Nieren-Abteilung bietet eine nephrologische Spitzenversorgung aus einer Hand auf sehr hohem, internationalem Niveau an. Sie bildet gemeinsam mit der Abteilung für Chirurgie das Transplant-Referenzzentrum der Region Nord. Pro Jahr werden ca. 60-70 Nierentransplantationen durchgeführt. Besonders erwähnenswert ist, dass unser Zentrum den österreichweit höchsten Anteil an Nieren-Lebendspenden aufweist und auch sogenannte Blutgruppen ungleiche Transplantationen (ABO-inkompatible Lebendspenden) ermöglicht. Das spricht für das exzellente medizinische Niveau der Abteilung spricht. Zusätzlich bietet die Abteilung eine nephrologische Spezialambulanz für Patientinnen und Patienten mit allen Arten von Nierenerkrankungen, sowie Transplantations-Vor- und Nachsorge. Schlussendlich, aber nicht weniger wichtig, betreut die Abteilung über 200 Hämodialysepatienten und bietet auch Peritonealdialyse an. Somit ist die Abteilung die größte Dialyse Oberösterreichs. Die Betreuung in einem Dialysezentrum öffnet auch den Weg zur Listung für eine Spenderniere durch Eurotransplant.