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08.02.2018

Neue Kombitherapie hilft gegen Reizdarmbeschwerden

Wirkungsvolle Linderung durch bauchbezogene Hypnose und FODMAP-arme Diät

15% der erwachsenen Österreicher und Österreicherinnen leiden an einem sogenannten Reizdarmsyndrom, einer Erkrankung, die vor allem die Lebensqualität enorm beeinträchtigt.

Eine neue Kombination aus einer bauchfokussierten Hypnose und einer in Australien entwickelten Diät, bei der mittels Ausschließungsverfahren schwer- oder nicht verdauliche Kohlenhydratbestandteile in der Nahrung ausfindig gemacht werden, wirkt sich günstig auf die Symptome des Reizdarmsyndroms aus. Das Zusammenspiel beider Therapien verstärkt die nachgewiesene positive Wirkung der Einzelmethoden erheblich. Die Betroffenen lernen ihre Beschwerden zu lindern und nachhaltig in den Griff zu bekommen.

„Ein so komplexes Beschwerdebild überfordert unser staatliches Gesundheitssystem und ein Krankenhaus und kann deshalb besser in einem privaten Setting in der sinnvollen Vollständigkeit und mit der notwendigen Ausdauer angeboten werden“ zitiert Forte Geschäftsführer Günther Kolb den Chef der 4. Interne Abteilung des Ordensklinikums Linz Elisabethinen  Univ.-Prof. Dr. Rainer Schöfl.

Das forte Fortbildungszentrum der Elisabethinen sieht seine Aufgabe auch darin, Versorgungslücken durch hochqualitative und effektive Therapieangebote zu schließen. Die Zusammenarbeit mit den Experten des Krankenhauses und deren Expertise ermöglicht Patienten und Patientinnen, Therapieangebote in Anspruch zu nehmen, die das Gesundheitssystem in anderer Weise nicht zur Verfügung stellen kann.  „Wie sehen uns vor allem herausgefordert, Instrumente zu entwickeln, die es den Menschen ermöglichen, ihre Beschwerden langfristig selbst unter Kontrolle zu bekommen“, erklärt Kolb seine Strategie.

Reizdarmsyndrom

Prim. Univ.-Prof. Dr. Rainer Schöfl, Leitung 4. Interne Abteilung - Gastroenterologie & Hepatologie, Stoffwechsel & Ernährungsmedizin, Endokrinologie Ordensklinikum Linz Elisabethinen

Das Reizdarmsyndrom, engl. irritable bowel syndrome, gehört zu den funktionellen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Bei diesen Erkrankungen, zu denen auch der hypersensitive Ösophagus, der Reizmagen, die Sphinkter Oddi Dyskinesie und der Anismus gehören, liegt keine sichtbare Veränderung der Anatomie vor, wohl aber Störungen von Bewegungsabläufen, Sekretbildung oder Schmerzempfindlichkeit der unterschiedlichen Bauchorgane. Die Ursachen können in verschiedenen u.a. psychologischen, sozialen, diätetischen, genetischen, mikrobiellen, allergischen Ursachen liegen. Dabei können bei einem Patienten durchaus kombinierte Verursacher gefunden werden. Man spricht vom „bio-psycho-sozialen Modell“ der Krankheitsentstehung.

Symptome

Reizdarm-Symptome sind Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung und Blähungen. Die Beschwerden müssen zumindest über 6 Monate und zumindest während eines Viertels der Beobachtungszeit auftreten. Sie zeigen typischerweise einen Zusammenhang mit Essen oder Stuhlgang, ersteres verschlechtert, letzteres erleichtert. Nicht zum Reizdarm gehören Gewichtsverlust, Schluckstörung, Blut im Stuhl oder Fieber, sie machen immer eine eingehende Abklärung notwendig.

Reizdarm betrifft etwa 20% (jeden fünften) der Erwachsenen in Mitteleuropa. Unscharf ist die Abgrenzung zu Nahrungsmittel-unverträglichkeiten (z.B. Laktose, Fruktose, Sorbit, Histamin), klar dagegen zu den Nahrungsmittelallergien (Weizen, Eier, Meerestiere, Soja, Milcheiweiß). Wichtig ist es, vor der Diagnose „Reizdarm“ eine Darmentzündung (Mb. Crohn, Colitis ulcerosa, Divertikulitis u.a.) und Darmkrebs auszuschließen.

Kombitherapie bei Reizdarm

Diagnose

Die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft hat Kriterien erarbeitet, die eine Diagnose ohne apparativen Aufwand erlauben (Rom-Kriterien). Bei Patienten über 40, bei atypischen Symptomen oder den oben erwähnten Alarmzeichen (Gewichtsverlust, Blut im Stuhl …) werden aber am Beginn einmal eine endoskopische Untersuchung (Coloskopie – Dickdarmspiegelung) und eine laborchemische Untersuchung von Blut und Stuhl, evtl. auch eine Gastroskopie und eine Sonographie durchgeführt. Besondere Bedeutung hat ein ganz einfacher Test auf Leukozyten im Stuhl, die sogenannte Calprotectin-Bestimmung gewonnen, weil sie schnell, billig und überall eine grobe Unterscheidung in darmkrank und organisch darmgesund erlaubt.

Das Angebot an Therapien ist überwältigend, zeugt aber davon, dass nichts perfekt wirksam, nachhaltig und einfach ist. Die besten Therapieansätze sind Diäten und psychotherapeutische Techniken der Autosuggestion. Wir empfehlen – nach Ausschluss einer organischen Ursache der Beschwerden - die FODMAP-Diät und die darmfokussierte Hypnotherapie. Medikamentöse Therapien können durch eine vorübergehende symptomatische Besserung in der Anfangsphase die Lebensqualität wieder herstellen helfen. Dazu gehört auch die Beeinflussung unseres Darmmikrobioms. Aufwändige Analysen der mikrobiellen Zusammensetzung des Stuhls oder der Autoantikörper gegen Nahrungsbestandteile benötigen wir nicht.